Kriminalität im Netz:Internet-Spähangriffe verdoppeln sich innerhalb eines Jahres

Das Bundeskriminalamt und der Branchenverband Bitkom schlagen Alarm: Die Zahl der Internet-Betrugsfälle hat sich innerhalb eines Jahres verdoppelt - und soll weiter sprunghaft steigen. Um dem Problem Herr zu werden, wollen sich Polizei und Wirtschaft nun verbünden.

Virenattacken auf Industrianlagen oder der Datenklau im großen Stil beim Elektronikkonzern Sony dominierten in den letzten Monaten die Schlagzeilen. Doch auch viele Internetuser wurden im vergangenen Jahr Opfer von Internet-Kriminalität. Deutlich mehr als je zuvor, wie Studien des Branchenverbandes Bitkom und des Bundeskriminalamts (BKA) zeigen.

Bitkom Statistik

Die Statistik zeigt, wie die Internet-Betrugsfälle zugenommen haben.

(Foto: BITKOM)

Mit dem Siegeszug von Smartphones, Tablet-Computern und sozialen Netzwerken nimmt auch die Internetkriminalität immer stärker zu. Der Trend gehe zum Ausspähen persönlicher Daten und Passwörter, sagte der Präsident der Bitkom, Dieter Kempf, bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem BKA-Präsidenten Jörg Ziercke in Berlin.

So habe sich die Zahl der Internetnutzer, deren Zugangsdaten zu Plattformen, E-Mail-Diensten, Auktionshäusern oder Online-Banking ausspioniert wurden, binnen eines Jahres auf sieben Millionen fast verdoppelt. Gerade die mobilen Geräte seien besonders anfällig für Missbrauch, warnte Kempf. Derzeit besitze aber nur jeder vierte Smartphonenutzer ein Virenschutz-Programm.

Ziercke erklärte, dass soziale Netzwerke eine "deutliche Schwachstelle" seien. Hier wähnten sich die Nutzer oft "fälschlicherweise in einem geschützten Raum", betonte er.

Grundsätzlich sei aber die Angst der User vor Internet-Kriminalität gestiegen. Das äußert sich aber nicht unbedingt im Verhalten. Eine Bitkom-Studie zeigt, dass ein Viertel aller User immer noch ohne Virenschutzprogramm surfen und 30 Prozent auf eine Firewall verzichten.

Online-Banking beliebtes Ziel von Cyber-Kriminellen

Besonders stark nahm das Abgreifen von Zugangsdaten, das sogenannte Phishing, beim Online-Banking zu. 2010 wurden dem BKA rund 5300 Fälle gemeldet, 82 Prozent mehr als im Vorjahr. Dabei lag die durchschnittliche Schadenssumme bei rund 4000 Euro pro Fall.

Sowohl Kempf als auch Ziercke appellierten an die Verbraucher, aber auch an die Banken, beim Online-Banking auf neue Verfahren wie chip-TAN umzusteigen. Es gebe verschiedene Trojaner, die speziell auf den deutschen Bankenmarkt ausgerichtet seien und die bisherigen iTAN-Verfahren erfolgreich ausspähen können.

Die Polizei registrierte 2010 rund 250.000 Fälle, in denen das Internet für kriminelle Taten missbraucht wurde. Dies sei im Vergleich zum Vorjahr eine Zunahme von 20 Prozent, erklärte Ziercke. Insgesamt habe die Internetkriminalität 2010 Schäden in Höhe von 61,5 Millionen Euro angerichtet, im Vorjahr waren es noch 37 Millionen Euro.

BKA und Bitkom wollen enger kooperieren, um dem Problem Herr zu werden. Wirtschaft und Polizei sollen künftig stärker Informationen austauschen und auch bei der Aufklärung der Nutzer zusammenarbeiten.

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