Kopfhörer "Solo 2" von Beats:Da pumpt der Bass

Kopfhörer "Solo 2" von Beats: Schön bunt und sehr basslastig: Der "Solo 2" von Beats.

Schön bunt und sehr basslastig: Der "Solo 2" von Beats.

(Foto: PR)

Glänzende Oberfläche, scharfe Kanten, breiter Bügel: Der Kopfhörer "Solo 2" von Beats will alles vermeiden, was irgendwie an Normalität erinnern könnte. Das gilt auch für den Sound.

Von Pascal Paukner

Man müsste Warnungen auf die Verpackung drucken. Leuchtend müssten sie sein und groß. Schon von Weitem sichtbar. Man müsste all jenen Menschen einen Hinweis geben, die denken, sie könnten am Samstag einfach in ein Kaufhaus für Elektronikwaren spazieren und Kopfhörer der Firma Beats kaufen. Nein, so einfach geht das nicht. Die Marke ist beliebt, klar. In mancher Subkultur taugt sie gar als Statussymbol. Doch auch jetzt, da der Hersteller der Kopfhörer bald zu Apple gehört, muss man die Allgemeinheit zur Zurückhaltung aufrufen.

Man kann die Hörapparate aus Kalifornien wirklich nur Käufern empfehlen, die ein intimes Verhältnis zu Basstönen pflegen. Alles andere endet in einem großen Missverständnis. Das galt für Beats-Kopfhörer schon in der Vergangenheit und es gilt auch jetzt noch für das neuste Modell, den "Solo 2".

200 Euro kostet das Gerät. Echten Klang-Aficionados entlocken solche Preise allenfalls ein sanftes Lächeln. Wer allerdings eher zu jenen Menschen gehörte, die ihre Kopfhörer bislang hauptsächlich aus Flugzeugsitzen bezogen, wundert sich schon: Warum ist das Ding ausgerechnet bei der Jugend so beliebt? Weshalb lässt Apple sich die Übernahme drei Milliarden Dollar kosten? Brauche ich das auch?

Bloß keine Normalität. Das ist die Botschaft

Wer diese Fragen beantworten will, muss über den Sound reden. Aber auch über Design. Der "Solo 2" ist der vielleicht schrillste Kopfhörer, den es in Massenproduktion gibt. Glänzende Oberfläche, scharfe Kanten, breiter Bügel. Genau so geht Protz. Wer das Arrangement in der Öffentlichkeit auf dem Kopf trägt, muss auffallen wollen. Der Träger muss in Opposition treten wollen zu den Heimlichhörern, die ihre Ohrknöpfe gerne vor den Blicken ihrer Bahnnachbarn vergraben. Bloß keine Normalität. Das ist die Botschaft.

Sie gilt auch für die Musik. Der Träger muss den Mainstream verachten. Man kann auf diesem Gerät keinen Rock hören. Keine Radiomucke. Schon gar nicht Jazz oder gar Klassik. Allein die Idee, man könne mit diesem Apparat überhaupt Musik hören, ist ein Irrtum. In Wahrheit pumpt man Sounds. Man pumpt Bass. Gangster-Rap, egal ob der jetzt gerade aus Brooklyn, Compton oder Neukölln kommt, funktioniert. Dafür wurde das Gerät gebaut.

Auf der Schachtel steht natürlich kein Warnhinweis. Dafür aber der Werbespruch: "Designed for Sound. Tuned for Emotion." Der erste Teil ist eine glatte Lüge. Der zweite Teil ist ein Erfahrungsbericht.

Hinweis der Redaktion

Das vorgestelle Produkt wurde der Redaktion zu Testzwecken zur Verfügung gestellt.

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