Konsolenspiel "Mario Kart 8":Gelebte Gamer-Nostalgie

Konsolenspiel "Mario Kart 8": Rechts, links - und jetzt auch oben und unten. "Mario Kart 8" stellt den Spieler auf den Kopf.

Rechts, links - und jetzt auch oben und unten. "Mario Kart 8" stellt den Spieler auf den Kopf.

(Foto: Screenshot: Nintendo)

Fliegende Tintenfische als Waffen, quietschbunte Rennstrecken, tausend liebevolle Details: "Mario Kart 8" für Nintendos Spielkonsole Wii U könnte das beste Spiel der Reihe sein. Wenn da nicht die Änderungen an einem speziellen Spielmodus wären.

Von Matthias Huber

Worum geht es in Mario Kart 8?

Um fröhliches Im-Kreis-Fahren. Angefangen hat das vor 22 Jahren auf dem Super NES mit Super Mario Kart, und seitdem hat Nintendo die bewährte Formel des Kultspiels nur noch in Nuancen angepasst: Mario Kart ist ein Arcade-Rennspiel. Realistische Fahrphysik oder originalgetreue Nachbauten imposanter Sportwägen sucht man hier vergebens. Stattdessen ist alles auf den schnellen Spaß ausgelegt - und das extrem erfolgreich. Spektakuläre Drifts und rücksichtsloses Anrempeln in bester Autoscooter-Manier, statt vorsichtiges Manövrieren auf der Ideallinie. All das auf fantasievollen und quietschbunten Strecken, in denen manche Abschnitte schon mal mit dem Gleitschirm zurückgelegt werden müssen oder das Gefährt des Spielers auf den Kopf stellen. Zentral sind aber nach wie vor die verrückten und zufällig auf dem Parcours verteilten Waffen - Bananenschalen, fliegende Tintenfische und die berühmt-berüchtigten roten Schildkrötenpanzer -, mit denen sich besonders skrupellose Rennfahrer einen entscheidenden Vorteil verschaffen können.

Was sieht vielversprechend aus?

Die unglaubliche Fülle an Details. Mario Kart 8 erweitert das bekannte Spielprinzip um behutsam dosierte Kleinigkeiten, die völlig neue Rennstrategien ermöglichen. Ein Beispiel: Fährt man sein Kart über ein Feld mit blau leuchtenden Kreisen, so klappen sich die Räder um und das Kart haftet an der Fahrbahn - selbst wenn diese plötzlich im rechten Winkel abfällt oder sogar durch einen Looping führt. Auf den ersten Rennstrecken ist das reine optische Spielerei, auf späteren Kursen aber sind die blauen Felder auch mal gut versteckt und führen zu steilen Rampen mit waghalsigen Abkürzungen. Ähnliches gilt für die neuen Gegenstände, mit denen man seine Gegner behindern kann: Die aus den Super-Mario-Spielen bekannten Piranhapflanzen beißen zu nahe kommende Gegner von der Strecke, ein gezielter Wurf mit dem Bumerang kann gleich zwei Gegner stoppen und das Dröhnen der "Superhupe" zerstört Hindernisse und wirft nahe Rennfahrer aus der Bahn. Kurz: Mario Kart 8 hätte mit seinen vielen kleinen Änderungen und Verbesserungen das Zeug, zum besten Spiel der Reihe zu werden.

Warum sollte man trotzdem skeptisch sein?

Die Sache mit dem Battle-Modus: Dafür, so scheint es, hatte Nintendo bis zum Veröffentlichungstag nicht mehr genug Zeit. Anstelle eines Rennens treten in diesem Spielmodus die Fahrer in einer Art Arena gegeneinander an und versuchen, andere Karts mit Schildkrötenpanzern, Bananenschalen und Bob-omben abzuschießen. Nur, dass es in Mario Kart 8 keine eigens dafür gebauten Arenen gibt, sondern auch diese Spielvariante auf den nur leicht umgebauten Rennstrecken abgehalten wird. Das Resultat: Der eigentlich so kurzweilige Battle-Modus besteht fast nur noch aus ziellosem Umherfahren und ewigem Suchen nach Gegnern.

Woran erinnert Mario Kart 8?

An alles, was die Reihe über Jahre so beliebt gemacht hat. Mario Kart 8 ist gelebte Gamer-Nostalgie. Aber es schwelgt weder nur in alten Zeiten noch erliegt es der Versuchung, das neue Spiel mit Gimmicks zu überfrachten und das bewährte Konzept bis zur Unkenntlichkeit zu verwässern. Lediglich der nur notdürftig umgesetzte Battle-Modus könnte einige Fans der Serie abschrecken. Gut möglich aber, dass Nintendo nachträglich eigens entworfene Arena-Rennstrecken als Download veröffentlicht - zu welchem Preis und ob überhaupt, ist aber bisher nicht bekannt. Ansonsten lohnt sich vielleicht ein Blick auf Sonic & Sega All-Stars Racing, das seit 2010 für Xbox 360, Wii, Playstation 3 und PC erhältlich ist. Die Versionen für Android und iOS sind allerdings auch bei dem Arcade-Rennspiel von Nintendos ehemaligem Konsolenspiel-Rivalen Sega um den Battle-Modus erleichtert.

Was passiert, wenn man das Spiel zum ersten Mal startet?

Warum sich mit großem Vorgeplänkel aufhalten? Mario Kart 8 wirft seinen Spieler sofort mitten rein in das knallbunte Go-Kart-Treiben. Ein paar Klicks mit der Wii-Fernbedienung, die Kamera fährt ein paar Sekunden das "Mario Kart Stadium" ab, die erste Rennstrecke des Spiels. Der Bildschirm ist maximal viergeteilt, wenn sich drei Freunde im Wohnzimmer um die Konsole versammelt haben. Die kleine bebrillte Schildkröte, die in einer Wolke sitzt, hält an einer Angelrute eine Ampel. Das erste rote Licht leuchtet auf, Donkey Kong lässt probeweise den Motor aufheulen. Das zweite Licht geht an, auch Luigi tappt unruhig auf das Gaspedal. Ein drittes Licht, und Staub und Rauch wirbelt unter den durchdrehenden Reifen auf. Gokarts, Motorräder, winzige Boote mit Rädern und tierförmige Gefährte, die aussehen wie die Sitze aus einem Kinderkarussell, flitzen los. Nur bei dem Kart im rechten oberen Eck stirbt der Motor ab. Super-Mario-Bösewicht Bowser war wohl mal wieder zu hitzköpfig.

Mario Kart 8 (USK ab 0) ist ab 30. Mai für Nintendo Wii U erhältlich.

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