Kauf von Satellitenfirma:Google will das All erobern

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Google will ab ins All. (Foto: AFP)

Für 500 Millionen US-Dollar hat Google eine Satellitenfirma gekauft. Das Unternehmen solle bei Google Maps helfen, heißt es. Doch der eigentliche Grund könnte viel tiefgreifender sein.

Von Hakan Tanriverdi

Wenn Dan Berkenstock über seine Firma spricht, dann benutzt er gerne zwei Worte: Jederzeit und überall. Denn genau das soll möglich sein mit Skybox Imaging, einer Satellitenfirma, die Berkenstock mitgegründet hat und die der Suchmaschinenkonzern Google nun für 500 Millionen Dollar gekauft hat.

Google selbst teilt mit, dass Skybox dabei helfen solle, "Google Maps akkurat zu halten, mit Bildern, die auf dem neuesten Stand sind." Skybox verspricht frischere Bilder als etablierte Anbieter, zum Beispiel Digital Globe. Von dieser Firma bekommt Google unter anderem die Bilder geliefert für Projekte wie Google Earth und Maps - und erst im Februar dieses Jahres unterschrieb Google einen "mehrjährigen Vertrag". Mit Skybox dürfte Google mehr im Sinn haben als in Zukunft den Anbieter zu wechseln.

Skybox hat große Ambitionen: Ende 2013 zeigte es als erstes kommerzielles Unternehmen ein HD-Video, aufgenommen vom Weltraum aus. Die Satelliten von Skybox sollen so groß sein wie ein Kühlschrank und in der Lage sein, fahrende Autos zu erkennen. Im Weltraum ist momentan ein Satellit, mindestens elf weitere sollen folgen. Mit dieser Vielzahl an Satelliten sollen Bilder der Erde verkauft werden. Jederzeit und überall.

Die Erde als Cloud

Mit den Satelliten, die Skybox in den Weltraum schicken will, ergibt sich das Geschäftsmodell. Die Bilder sollen "near real-time" geliefert werden, nahezu in Echtzeit also. Da sie massenhaft vorliegen werden, sollen sie laut Firmen-Mitarbeitern in Zukunft mehrere Fragen beantworten können. Solche Fragen, vorerst nur hypothetisch gestellt, können sein: Wie viele Autos sind auf dem Parkplätzen von sämtlichen Wal-Mart-Filialen in den USA? Gibt es Lecks in den Rohrleitungen in der Arktis? Wer diese Fragen für sein eigenes Geschäft beantworten kann, hat es im Griff.

Diese Fragen sind noch hypothetischer Natur vor allem deswegen, so schreibt es das US-Magazin The Atlantic, weil es noch keine Algorithmen dieser Art gibt - und auch Feld zum Experimentieren. Genau das ist, was Skybox machen will. Skybox archiviert Datensätze über die Erde, also sowohl die Bilder, die das Unternehmen selbst anfertigt, als auch historische Wetterberichte und öffentliche Satellitenbilder.

Die Datensätze will Skybox für andere Firmen öffnen - ähnlich wie zum Beispiel Amazon seine Webserver für Drittfirmen bereitstellt. Die Firmen sollen dann an den Algorithmen frickeln, innerhalb von Skybox-Daten. Bei Amazon hat sich die Bereitstellung gelohnt - es ist mittlerweile ein Milliardengeschäft. Mit seinem Kauf glaubt Google, das selbst ein klassisches Such- und Analyseinstrument ist, dass dieses Geschäft auch außerhalb der Erde funktionieren kann.

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