4K, HDR, LED- oder Oled-Display?:Worauf Sie beim Kauf eines Fernsehers achten sollten

Internationale Funkausstellung IFA

Der chinesische Hersteller TPV, setzt auf eine Ambilight genannte Technik, bei der auf dem Bildschirm angezeigte Farben nach hinten abstrahlen.

(Foto: Wolfgang Kumm/dpa)

4K, gebogener Bildschirm oder Oled? Die TV-Hersteller versuchen, die Kunden mit neuen Funktionen zu locken. Doch nur die wenigsten sind sinnvoll.

Von Helmut Martin-Jung

Die gute Nachricht zuerst: Fernsehen wird künftig in besserer technischer Qualität in die Wohnzimmer kommen: Schärfere Bilder, mehr Kontrast, natürlichere Farben. Jetzt die schlechte: Bis auch regelmäßig Programme ausgestrahlt werden, die das alles auch liefern können, wird es noch dauern. Doch das ist nicht das Einzige, über das man nachdenken sollte, wenn der Kauf eines neuen Fernsehgeräts ansteht. Ein Überblick über die wichtigsten Fragen.

4K oder HD?

Kaum ein Hersteller, der heute nicht mindestens einen 4-K-Fernseher im Programm hat. 4K, oft auch UHD genannt, das steht für den neuen Standard für die Bildschirmauflösung, die viermal so hoch ist wie bei heute üblichen Full-HD-Fernsehern. Die neuen können ihre Stärken aber nur dann voll ausspielen, wenn sie mit Inhalten gefüttert werden, die mit dieser hohen Auflösung hergestellt wurden. Zwar sollen schon vor Weihnachten die ersten Bluray-Spieler auf den Markt kommen, die 4-K-Bluray-Scheiben wiedergeben können, besonders viele Filme aber wird es dafür erst einmal nicht geben.

Bleiben noch Testsender wie etwa beim Satellitenbetreiber Astra. Bis wie heute bei HD ganze Senderketten umgestellt haben, wird es Jahre dauern. Streaming-Dienste wie Netflix oder Amazon bieten vereinzelt 4-K-Inhalte an, doch das erfordert eine schnelle Internetverbindung, außerdem schwankt die Qualität.

Was bringt 4K?

Hochauflösendes Fernsehen ist begehrt bei den TV-Zuschauern, und das hat seinen Grund. Der Unterschied zwischen Standardauflösung (SD) und hoher Auflösung (HD) bringt eine deutliche Verbesserung. 4K, wofür die vierfache Menge an Bildpunkten benötigt wird, ist zwar besser als HD. Nur fällt der Unterschied bei Weitem nicht so stark ins Gewicht. Um die Feinheiten wirklich wahrnehmen zu können, die einem die noch einmal gesteigerte Auflösung einbringt, muss man sehr nahe an den Bildschirm heranrücken - was fast ein wenig das Gefühl aufkommen lässt, als säße man im Kino in der ersten Reihe.

Sogar bei einem gigantischen Fernsehgerät mit 65-Zoll-Bildschirmdiagonale (1,65 Meter) darf man nicht weiter weg sitzen als etwa 2,5 Meter. Ist man weiter entfernt, kann das Auge den Unterschied zwischen Full HD und 4K nicht mehr auflösen. Bei einem 40-Zoll-Gerät (101 Zentimeter) schrumpft die maximal mögliche Distanz auf etwa 1,7 Meter - das ist verdammt nahe.

Das Dumme aber wird sein, dass nicht mit einem Schlag alles auf den neuen Standard umgestellt wird, sondern nach und nach. Auch ihre DVD-Sammlung werden die meisten ja nicht sofort entsorgen und durch 4-K-Scheiben ersetzen wollen, obwohl DVDs nur SD-Auflösung bieten. Also mal näher ran, mal weiter weg? Klingt komisch, ist es auch.

Curved

Gebogene Bildschirme sollen den Zuschauer stärker ins Geschehen auf dem Schirm ziehen. Ob das wirklich funktioniert, darüber lässt sich streiten. Eines ist sicher: Störende Spiegelungen sind für diese Geräte ein größeres Problem als für flache. Fazit: Eine Neuerung, die man nicht wirklich braucht.

Was können HDR-Geräte? LED- oder Oled-Display?

HDR

Fußballfans kennen das Problem: Scheint bei einem Spiel die Sonne, liegt ein Teil des Stadions im Schatten, der andere in gleißendem Licht. Entweder die hellen Bereiche überstrahlen oder die dunklen sind zu dunkel. Hier soll ein Verfahren Abhilfe schaffen, das aus der Fotografie schon bekannt ist: High dynamic range (HDR). Die Kamerasensoren können nur einen bestimmten Bereich zwischen Hell und Dunkel abbilden, was darüber oder darunter liegt, erscheint auf dem Bild zu hell oder zu dunkel. Je mehr Kontrastumfang ein Fernseher hat, je größer also der Unterschied zwischen ganz hell und völlig dunkel ist, desto lebensechter erscheint ein Bild.

Die neuen Flaggschiffe der großen Hersteller sind auf diese Neuerung schon vorbereitet, die eine sofort sichtbare Verbesserung der Bildqualität bringt - auch wenn man weiter weg sitzt.

LED oder Oled?

Manche tun es, zum Beispiel LG oder Panasonic, manche lassen es, zum Beispiel Marktführer Samsung. Es geht um eine sehr vielversprechende Technik, die sogenannten organischen Leuchtdioden (Oled). Vereinfacht gesagt, handelt es sich um ein Kunststoffmaterial, das selbst leuchtet. Anders bei LCD-Bildschirmen (Liquid Crystal Display): Diese bisher vorherrschende Technik arbeitet mit Flüssigkristallen, die von hinten mit Licht versorgt werden müssen, ein Job, den heute fast ausschließlich elektronische Leuchtdioden (LED) übernehmen. Daher spricht man oft auch von LED-Fernsehern.

Der Vorteil der Oleds: Jeder Bildpunkt (der wiederum aus drei bis vier Unter-Bildpunkten besteht) kann einzeln angesteuert werden. Ist ein Bildpunkt ausgeschaltet, ist er tiefschwarz. Aber, sagt Masaru Sanada von Panasonic, "zwischen Schwarz und fast Schwarz liegen viele Nuancen". Der japanische Hersteller hat daher lange an den Einstellungen für seinen Oled-Fernseher getüftelt, sogar einen Farbexperten aus Hollywood hinzugezogen. Doch als der bei einer eigens angebotenen Veranstaltung die Unterschiede demonstriert, wird klar: Hier geht es um feinste Unterschiede. Wer das Auge dafür hat, wird sich bei einem anderen Fernseher ärgern. Die meisten aber werden es nicht merken, zumindest nicht ohne den direkten Vergleich.

Für Oled spricht aber noch mehr: Die Farben sind wirklich brillant, das gilt auch für die Modelle von LG. Die Koreaner, ewige Rivalen von Samsung, setzen ebenfalls auf Oled. Bewegungen werden ruckelfrei wiedergegeben, der Kontrast ist hoch.

Beim Kontrast sieht sich aber auch die Konkurrenz im Vorteil: Samsung etwa, dessen Spitzenmodelle auch immer wieder Preise für die Bildqualität einheimsen, argumentiert, dass Oleds nicht die Helligkeit von LCDs erreichen, die unter anderem dank verbesserter Hintergrundbeleuchtung auch hervorragende Kontraste bieten und sich beim Schwarzwert längst nicht mehr verstecken müssen. Auch sie zeigen ein sehr tiefes Schwarz an, kommen dabei an die Oled-Technik aber nicht ganz heran.

Letztendlich ist es eine Geschmacks-, vor allem aber auch eine Preisfrage. Panasonic etwa will für seinen 1,65-Oled-Riesen (inklusive 4K) satte 10 000 Euro haben, auch bei LG muss man mit mehreren Tausend Euro rechnen. LCDs sind um einiges billiger.

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