Jugendschutz:Ohne Pornopass kein Porno

Protesters take part in a demonstration against new laws on pornography outside parliament in central London

Der strenge britische Pornogesetzgebung führte 2014 zu Protesten. Damals ging es um ein Verbot von Darstellungen, die bestimmte angeblich "inakzeptable" Praktiken zeigten. (Das Archivfoto zeigt eine Demonstration vor dem Parlament in London)

(Foto: REUTERS)

Die britische Regierung bastelt neue Regeln für den Jugendschutz im Netz. An Kiosken soll es Codes geben, um auf Pornoseiten zu kommen. Und Schnaps kann man damit auch kaufen.

Von Björn Finke, London

Deutschland ist nicht nur beim Fußball Weltmeister, sondern auch beim Anschauen von Pornografie im Internet. Die Marktforscher von Similar-Web haben ermittelt, dass jede achte Internetseite, die Deutsche aufrufen, schlüpfrige Inhalte bietet. Großbritannien liegt in dieser Weltrangliste des Pornokonsums bloß auf Platz drei. Doch dafür ist das Königreich innovativer, wenn es darum geht, den Zugriff auf solche Seiten freizuschalten: In Zukunft sollen Briten bei einem Zeitungsladen oder Kiosk eine Karte mit einem Zahlencode kaufen können. Der Code belegt, dass sie volljährig sind und Menschen online beim Kopulieren beobachten dürfen.

Auch in Deutschland müssen Betreiber von Pornoseiten im Web sicherstellen, dass keine Kinder und Jugendlichen Zugriff haben. Das regelt der Jugendmedienschutz-Staatsvertrag. Die Unternehmen verlangen daher zum Beispiel, dass sich Kunden vor dem Freischalten bei einer Postfiliale ausweisen. Das wird Postident-Verfahren genannt; Onlinebanken nutzen es bei Kontoeröffnungen. Oder die Porno-Fans beweisen ihr Alter, indem sie auf der Internetseite Führerschein- oder Passdaten eingeben. Die Deutsche Telekom hat eine eigene Methode zur Alterskontrolle namens ID Pass entwickelt: für das Telekom-Angebot "Erotic Lounge Club" - Werbemotto: Filme von zart bis hart - und für Seiten von Partnerfirmen.

Glück gehabt: Die Alterskontrolle ist anonym

Die britische Regierung will bis Ende des Jahres neue Regeln für den Jugendschutz im Internet erlassen. Die sollen neben den bisherigen Ansätzen, das Alter zu prüfen, einen neuen einführen: Die Untertanen Ihrer Majestät können mit ihrem Pass oder Führerschein zu einem Kiosk gehen, dem Besitzer zeigen, dass sie volljährig sind, und dann für umgerechnet elf Euro eine Karte mit einem Zahlencode erwerben. Die Verkäufer sind es gewohnt, nach dem Alter zu fragen. Sie machen das etwa, wenn junge Leute Alkohol kaufen. Die Kunden tippen den Code auf der Webseite ein; er beweist, dass sie volljährig sind. Medien tauften die Zahlenkarte bereits den "Pornopass".

Aus Sicht der Nutzer hat das Verfahren den Vorteil, dass sie keine wichtigen Daten wie ihre Passnummer auf Internetseiten eingeben müssen. Die Alterskontrolle ist anonym und hinterlässt keine Spuren im weltweiten Netz. Niemand muss Angst vor Hackerattacken auf den Datenschatz haben. Und Kunden können ihren Pornopass auch dazu verwenden, Schnapsflaschen in Internet-Supermärkten zu ordern.

Pornoseiten, die das Alter nicht kontrollieren, werden bis zu 250 000 Pfund Strafe aufgebrummt. Außerdem will die britische Regierung Kreditkartenkonzernen untersagen, Zahlungen für solche Firmen abzuwickeln. Anbieter von Internetverbindungen sollen den Zugang zu diesen Seiten blockieren. Ohne Pornopass kein Porno.

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