Journalist Walt Mossberg:Der Technik-Versteher, den man verstehen konnte

Lesezeit: 2 min

Fast 30 Jahre lang hat Kolumnist Walt Mossberg die Entwicklung von Gadgets begleitet. Ihn bewegt, was den Nutzer bewegt. Nun hört er auf.

Von Helmut Martin-Jung, München

Die beste Entscheidung seines Lebens sei es gewesen, sagt Walt Mossberg, dass er 1991 begonnen habe, im Wall Street Journal eine Kolumne über Technik zu schreiben. Der US-Journalist wurde zu einer überaus populären Figur, zu einem Technik-Versteher, den man verstehen konnte. Es war daher, das wäre zu ergänzen, auch für die Leser gut, dass sich einer wie Mossberg Dingen wie dem aufstrebenden Internet und natürlich dem ganzen technischen Krimskrams gewidmet hat, ohne den man sich das Leben heute kaum noch vorzustellen vermag. Und es ist deshalb ein Verlust, wenn sich Mossberg im Juni aus der Öffentlichkeit zurückzieht.

Mossberg berichtet schon so lange über das Technik-Business, dass man kaum glauben möchte, dass er, erstens, schon davor fast 20 Jahre als Journalist gearbeitet hat. Zweitens hatte seine Tätigkeit kaum mit Technik zu tun. Bei der Detroiter Redaktion des Journals kümmerte er sich von 1970 an um Dinge wie das Außen- und das Verteidigungsministerium oder den Geheimdienst CIA. "Ich schrieb über Arbeitskämpfe, Handelskriege und echte Kriege", fasst er diese Zeit selbst zusammen. Er tut das auf der von ihm mitgegründeten Technik-Webseite Re/code.

Der mittlerweile 70-Jährige ist aber auch auf vielen anderen Bühnen aktiv. Jeden Mittwoch erscheinen Beiträge von ihm in der Kolumne Mossberg Solution, jeden Donnerstag kommt die Kolumne Mossbergs Mailbox, ebenfalls am Donnerstag erscheint seine älteste Kolumne, Personal Technology. Auf dem Sender CNBC bestreitet er eine wöchentliche Fernsehsendung. Mit der Journalistin Kara Swisher gründete und veranstaltete er die Konferenz D: All Things Digital, ein Treffen, das für seine hochkarätig besetzten Podien bekannt ist. Mossberg und Swisher zogen in Zusammenarbeit mit dem Journal auch eine Webseite mit dem Namen AllThingsD hoch, die sie später in Re/code umbenannten, als Mossberg seine Zeitung verließ.

YouTube

Die SZ-Redaktion hat diesen Artikel mit einem Inhalt von YouTube angereichert

Um Ihre Daten zu schützen, wurde er nicht ohne Ihre Zustimmung geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir Inhalte von YouTube angezeigt werden. Damit werden personenbezogene Daten an den Betreiber des Portals zur Nutzungsanalyse übermittelt. Mehr Informationen und eine Widerrufsmöglichkeit finden Sie untersz.de/datenschutz.

Längst war er inzwischen selbst zu einer Marke geworden. Das lag aber nicht bloß an seiner umtriebigen Art und seiner Dauerpräsenz. Es lag auch daran, wie er sich den Dingen näherte. Mossberg spürt trotz seiner großen Erfahrung, trotz seiner Nähe zu den Technikkonzernen, wie gewöhnliche Nutzer ticken, wo ihre Probleme liegen, was sie wissen wollen. Er schrieb immer für diese Nutzergruppe, nicht für Nerds. Ihn bewegte, was den Nutzer bewegt, und das schrieb er einfach und direkt auf.

Er war dabei auch kritisch, aber nicht verletzend, und er blieb trotz seiner immer größeren Popularität auf dem Boden. Dazu passt, wie abgeklärt er seinen Rückzug ins Privatleben angekündigt hat. Er habe sich die Entscheidung nicht leicht gemacht, sie nicht überhastet oder unter Druck getroffen, schreibt er, "es schien einfach der richtige Zeitpunkt zu sein, sich zurückzuziehen".

Mossberg hat sich mehrmals neu erfunden. Man darf es ihm deshalb abnehmen, wenn er nun sagt: "Ich bin bereits für etwas Neues."

© SZ vom 11.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Technik-Trends 2017
:Das gab es auf der Cebit zu sehen

Schnellere Router, ein "Geisterhaus" und ein Fahrrad aus dem 3-D-Drucker: Das sind die Cebit-Neuheiten 2017. Einige Highlights im Überblick.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: