John McAfee:Der nächste Donald Trump?

John McAfee

John McAfee, 69, Erfinder des gleichnamigen Antivirusprogramms möchte der nächste US-Präsident werden. Dabei gilt er noch unwählbarer als Donald Trump. Archivbild von einer Pressekonferenz in Guatemala-Stadt im Dezember 2012.

(Foto: picture alliance / dpa)
  • John McAfee, Softwareentwickler und exzentrischer Millionär, ist in den amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf eingestiegen.
  • Der Erfinder der gleichnamigen Antivirensoftware machte in der Vergangenheit mit Partys, Waffen- und Drogenbesitz Schlagzeilen. Er gilt als unwählbar.

Von Sacha Batthyany, Washington

Bislang wurde der amerikanische Präsidentschaftswahlkampf von einem exzentrischen Millionär mit auffallender Frisur geprägt. Gibt es jetzt einen zweiten? John McAfee, 69, Softwareentwickler, verkündete vergangene Woche, er werde eine Cyber-Partei gründen und als Unabhängiger für das höchste Amt des Landes kandidieren.

Mit zerzaustem Haar steht er vor einer etwas verdreckten amerikanischen Flagge und spricht vom Niedergang der Privatsphäre in den USA, wo Bürger über Smartphones ausspioniert und Kriege am Computer geführt würden. "McAfee gilt als unwählbar", schrieb Wired. Mit dem Leben, das er gelebt habe, könne er noch vieles erreichen. Nur Präsident werden könne er nicht. "Obwohl - hieß es das vor Monaten nicht auch über Donald Trump?"

John David McAfee wuchs in Virginia auf, studierte Mathematik, zog in den Achtzigerjahren ins Silicon Valley und arbeitete bei General Electric, Xerox und IBM, zu einer Zeit, als Computer so groß waren wie Kühlschränke und die meisten Telefone in Deutschland noch Wählscheiben hatten. Als sein eigener Computer von einem der ersten Viren befallen wurde, erkannte er die Wichtigkeit von Virenschutzprogrammen und gründete McAfee Associates. 1997 verkaufte er seine Anteile an Intel und verdiente Millionen. Danach wurde es in seinem Leben erst richtig wild.

Guru der Nerds

Er wurde Yogalehrer und betrieb ein Zentrum in Colorado. In der Immobilienkrise 2008 verlor er einen Großteil seines Vermögens, "mein Vater sagte immer, Häuser sind eine sichere Sache, nun, er hatte unrecht", gestand er.

Wenig später zog er nach Zentralamerika, wo er neu beginnen wollte. "Doch ich blieb vom Pech verfolgt", schrieb er in seinem Blog. Sein Anwesen in Belize wurde mehrmals durchsucht, es hieß, er besitze Waffen und Drogen. Reporter, die ihn besuchten, berichteten von Partys und Frauen, von Kontakten zu Hackern auf der ganzen Welt, die ihn der New York Times zufolge als ihren geistigen Übervater sahen - McAfee, Guru der Nerds. Als er von der belizianischen Polizei auch noch des Mordes an seinem Nachbarn verdächtigt wurde, floh McAfee nach Guatemala und später in die USA, nach Lexington im US-Staat Tennessee, wo er heute gemeinsam mit jungen Start-up-Unternehmern Sicherheits-Apps entwickelt.

"Ich werde in Iowa keine Hände schütteln und Babys küssen", sagte er in einem TV-Interview über den Wahlkampf. Er werde überhaupt nicht reisen, dafür virtuell in den Wohnzimmern Amerikas sitzen und alle Fragen beantworten. Anders als Leute wie Trump biete er keine leeren Versprechungen für komplexe Probleme. "Wir können erwachsene Bürger nicht länger behandeln, als wären sie Kinder. Wir müssen alle Informationen offen legen", dafür setzte er sich ein, für totale Transparenz. John McAfee hat einst die Computer vor Viren geschützt, jetzt will er Menschen vor Verdummung schützen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: