Japan:Für IT-Sicherheit zuständiger Minister hat nie einen Computer benutzt

Yoshitaka Sakurada hebt bei einem Termin im japanischen Parlament die Hand.

Yoshitaka Sakurada im japanischen Parlament.

(Foto: AFP)

Er beauftrage seine Mitarbeiter, wenn etwas am Computer gemacht werden müsse, sagte Yoshitaka Sakurada. Auch mit USB-Sticks scheint er sich nicht auszukennen.

Yoshitaka Sakurada hatte keinen guten Tag. Er ist 68 Jahre alt und als japanischer Staatsminister zuständig für die Organisation der Olympischen Sommerspiele 2020 in Tokyo. Zudem ist er aber auch noch Vize-Chef der Regierungsbehörde für Cybersicherheit. In dieser Eigenschaft trat er am Mittwoch im japanischen Parlament auf. Die Befragung förderte für viele Zuhörer Beunruhigendes zutage.

"Seit ich 25 bin, habe ich meine Angestellten und Sekretäre angeleitet, ich selbst benutze keine Computer", sagte der 68-jährige Politiker der Mitte-Rechts Partei LDP japanischen Medien zufolge auf eine Frage der Opposition. Weitgehend ratlos war er auch, als er danach befragt wurde, ob in japanischen Nuklearanlagen USB-Sticks verwendet werden. Es wirkte so, als wisse er nicht, was USB-Sticks sind, schreibt die New York Times. Die Geräte können ein enormes Sicherheitsrisiko darstellen. Viele Unternehmen verbieten ihren Mitarbeitern deshalb, externe USB-Sticks an Firmenrechner anzuschließen.

Neu-Minister schon zum zweiten Mal in Erklärungsnot

"Es ist unglaublich, dass jemand, der keine Computer benutzt, für die Cybersicherheits-Politik verantwortlich ist", sagte ein Oppositions-Abgeordneter. Schon vor einer Woche soll Sakurada negativ aufgefallen sein, als er bei einer Haushalts-Fragestunde im japanischen Oberhaus kaum eine Frage selbst beantworten konnte und sie an seine Angestellten weiterreichte.

Sakurada ist erst seit einem Monat im Amt und wurde im Zuge einer Regierungsumbildung berufen. Weil er auch für die Olympischen Sommerspiele 2020 verantwortlich ist, hat er außer der Kritik an seiner IT-Kompetenz noch ein größeres Problem: Kürzlich kritisierte der japanische Rechnungshof, dass die Kosten für die Spiele enorm gestiegen seien. Statt umgerechnet knapp sechs Milliarden Euro könnten sie bis zu 21,7 Milliarden Euro koste - fast das Vierfache des ursprünglichen Budgets.

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