Japan: Erdbeben und die Folgen:Apple befürchtet Lieferengpass

US-Technologieunternehmen schlagen Alarm: Sie sind auf Teile aus Japan angewiesen und rechnen nun mit Lieferengpässen. Auch das neue iPad ist betroffen.

Moritz Koch

Das Beben, die Welle und die radioaktiven Strahlen - im Anblick des unfassbaren Leids in Japan sprechen Ökonomen von einem externen Schock. Sie meinen damit ein unvorhersehbares Ereignis, das der Konjunktur schweren Schaden zufügen kann und wirtschaftspolitisch kaum zu beeinflussen ist.

109812092

Apple-Kunde in New York: Fernes Beben erschüttert die IT-Industrie.

(Foto: AFP)

Während sich die unmittelbaren Folgen der Katastrophe bislang auf die Region nördlich von Tokio beschränken, sind die ökonomischen Auswirkungen schon jetzt weltweit zu spüren.

Besonders die Amerikaner sorgen sich um den Zustand der japanischen Industrie. Etwa 15 Prozent aller in den USA verkauften Autos werden in Japan hergestellt. Fast jeder Neuwagen, der in amerikanischen Autohäusern angeboten wird, verwendet japanische Elektrotechnik.

Daher drohen nicht nur den Importeuren von Toyotas und Hondas Engpässe. Auch die großen US-Konzerne General Motors, Ford und Chrysler werden Schwierigkeiten bekommen, weil sie auf Komponenten aus Japan angewiesen sind.

Alarmiert ist auch die IT-Industrie. Das ferne Beben erschüttert Großkonzerne, die sich bisher auf Lieferungen japanischer Firmen verlassen konnten. Die Preise für Datenspeicher, die in Handys, Videorekordern und Fotokameras verwendet werden, könnten steigen.

Kein Nachschub für das iPad?

Zu den Kunden der Japaner gehört auch der Computerkonzern Apple, der wegen des Ansturms auf sein neues iPad-Modell Nachschub benötigt. Analysten fürchten, dass die hoch angesetzten Prognosen von Verkaufszahlen der Tablets nicht zu halten sein werden.

Umgekehrt haben auch amerikanische Unternehmen Japan beliefert - vor allem der Mischkonzern General Electric (GE), der die Katastrophenreaktoren in Fukushima ausstattete. GE-Aktien gehörten am Dienstag zu den größten Verlierern an der New Yorker Börse und büßten zu Handelsbeginn fünf Prozent ein.

Aktuelle Daten aus der Region New York lassen darauf schließen, dass die US-Wirtschaft zumindest einen ersten Schock verkraften konnte - den in den vergangenen Wochen stark gestiegenen Ölpreis.

Der Konjunkturindex "Empire State" kletterte auf den höchsten Stand seit neun Monaten. Setzt sich der positive Trend fort, wird sich der Kursanstieg für Staatsanleihen als Panikreaktion entpuppen und bald wieder abschmelzen.

Wie in jeder Krise gibt es auch Gewinner, und wie so oft sitzen sie an der Wall Street. Einige Hedgefonds hatten schon länger gegen die japanische Wirtschaft gewettet. Sie spekulierten, das Land werde mit der Last seiner alternden Bevölkerung und den stark wachsenden Schulden nicht fertig - eine Erwartung, die plausibler scheint als je zuvor, seit das Beben, die Welle und die Strahlen das Land verheert haben. Versicherungen gegen Zahlungsausfälle bei japanischen Anleihen haben sich rasant verteuert.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: