Der Schutz privater Daten galt lange als größtes Problem des viel beworbenen "Internet der Dinge". Durch eine Katastrophe am Freitag wird nun offensichtlich: Es gibt noch ein viel größeres Problem mit der Welt der vernetzten Geräte, die jedes Jahr um Milliarden Maschinen wächst.
Webcams, Babyfone, theoretisch auch vernetzte Kühlschränke - diese Alltagsgeräte können von böswilligen Programmierern zu Waffen gemacht werden, wenn sie mit dem Netz verbunden sind. Und das ist mindestens so gravierend wie die Frage, welche Daten zum Beispiel ein "smartes" Thermostat an Google schickt.
Die Grafik zeigt, wo die Internetnutzung noch am Samstagmorgen betroffen war.
(Foto: Level 3)Am Freitag haben Unbekannte die Infrastruktur des Internets in beispiellosem Ausmaß angegriffen. Die DDoS-Attacke (Distributed Denial of Service) auf den Webdienstleister Dyn legte Paypal, Spotify, Amazon, Twitter und andere Seiten teilweise lahm, vor allem in den Vereinigten Staaten. Auf der Karte, die Ausfälle in der Infrastruktur des großen Betreibers Level 3 darstellt, sah es aus, als würde die USA von gigantischen Stürmen heimgesucht. Für den Angriff nutzten die Unbekannten ersten Analysen zufolge insbesondere Kameras und digitale Videorecorder.
Der Vorfall ist die zweite gigantische DDoS-Attacke binnen weniger Wochen. Die Fälle haben einige IT-Fachleute zu der Überzeugung gebracht, dass das "Internet der Dinge" das gesamte Netz in eine veritable Krise gestürzt hat.
Es geht um mehr als auf unterbrochenen Zugriff auf Spotify
Es geht um mehr als nur darum, dass Menschen auf Spotify keine Lieder von Kendrick Lamar mehr hören können: Die andere große DDoS-Attacke der letzten Wochen traf den Journalisten Brian Krebs, Koryphäe beim Thema IT-Sicherheit. Er spricht von einer neuen Form der Zensur: Botnets könnten Webseiten kritischer Stimmen lahmlegen und ihren Schutz so teuer machen, dass Journalisten sich den Betrieb nicht mehr leisten können.
Krebs wechselte unter den Schutzschirm von Google, das ein entsprechendes Programm umsonst anbietet. Abgesehen vom journalistischen Interessenskonflikt, der sich in diesem Fall ergibt: Dass ein Autor nur noch veröffentlichen kann, wenn ihn der mächtigste Tech-Konzern der Erde beschützt, gibt zu denken. Sicherheitsexperten rufen nun: "Schützt das Internet vor dem Internet der Dinge!" Aber wie?