iPhone Xs Max vs. Huawei P20 Pro:Das können die besten Smartphone-Kameras

Huawei P20 Pro iphone xs max

Nacht auf dem Gärtnerplatz in München: Das Huawei P20 Pro (links) macht bei Nachtaufnahmen kontrastreichere und schärfere Fotos als das iPhone Xs Max (rechts). Dafür muss man das Huawei aber einige Sekunden ruhig halten.

(Foto: Markus Schelhorn)

Künstliche Intelligenz und die Rechenpower eines Notebooks: Smartphones werden zur Konkurrenz für große Kameras. Was sie heute leisten.

Von Markus Schelhorn

Eine gute Kamera ist mittlerweile eines der wichtigsten Features eines Smartphones. Die Hersteller wenden einiges dafür auf, möglichst hohe Fotoqualität aus den kleinen Bildsensoren zu quetschen. Wir lassen zwei Smartphones gegeneinander antreten, die derzeit mit die beste Bildqualität bieten: Apple iPhone Xs Max und Huawei P20 Pro. Beide nutzen Prozessoren mit künstlicher Intelligenz und eine Kombination mehrerer Kameras.

Bis zu drei Kameras

Der Zusammenschluss mehrerer Kameras vergrößert die fotografischen Möglichkeiten der Smartphones. Das iPhone Xs Max bietet dazu zwei Hauptkameras, das Huawei P20 Plus sogar drei. Dank deren Kombination können die Geräte beispielsweise in hoher Qualität zoomen oder einen Bokeh-Effekt erzeugen, bei dem der Hintergrund unscharf dargestellt wird.

Die beiden Kameras des iPhone Xs Max lösen je zwölf Megapixel auf. Die Fläche der Bildsensoren ist im Vergleich zum Vorgänger iPhone X um 32 Prozent gewachsen. Das verbessert Lichtausbeute und Bildqualität. Eine Kamera des iPhone Xs Max nutzt ein Weitwinkel-Objektiv von etwa 26 Millimeter Brennweite, die andere ein Porträt-Objektiv mit einer Brennweite von rund 50 Millimeter, jeweils im Verglich zum Kleinbildformat. Die Dualkamera ist die gleiche wie die des kleineren iPhone Xs.

Der chinesische Hersteller Huawei hat die drei Kameras, die im P20 Pro stecken, zusammen mit Leica entwickelt. Die Hauptkamera löst stolze 40 Megapixel auf, doch in den Voreinstellungen der Kamera-App nutzt das Smartphone nur zehn. Die zweite Kamera nimmt nur Schwarzweiß-Bilder auf und soll in Kombination mit den anderen einen besseren Schärfentiefen-Effekt bringen, der wie eine Spiegelreflexkamera den Hintergrund unscharf und mit Bokeh darstellt. Diese Kamera lässt sich im Monochrom-Modus der Kamera-App auch alleine verwenden und liefert hervorragende Schwarzweiß-Aufnahmen.

Beide Kameras nutzen je ein Weitwinkel-Objektiv mit einer Brennweite von rund 27 Millimetern im Vergleich zum Kleinbildformat. Die dritte Kamera löst mit acht Megapixel vergleichsweise gering auf und bietet ein Objektiv im leichten Tele-Bereich. Sie dient nur dazu, die Zoom-Funktion zu verbessern.

Nicht nur Fotos

Mit der vorinstallierten Kamera-App lassen sich alle Vorteile und Funktionen verwenden, die sich aus der Kombination mehrerer Kameras ergeben: Beispielsweise ein optimierter Zoom oder Aufnahmen von Motiven vor unscharfem Hintergrund. Auch die Bildoptimierungen, die aus einem engen Zusammenspiel von Kamera und Rechenleistung des Smartphones entstehen, gelingen mit den vorinstallierten Kamera-Apps sehr gut. Beide Smartphones optimieren Fotos, schon während sie gemacht werden.

Das Huawei P20 Pro erkennt im Modus "Foto" viele Szenen dank künstlicher Intelligenz bereits während der Aufnahme. Das Ergebnis ihrer Analyse blendet die Kamera-App ein, bevor man auslöst. Die Motiverkennung funktioniert erstaunlich gut, vom Katzen-Porträt über Blumen bis zur Landschafts- oder Architekturaufnahme. Die Funktion lässt sich in den Einstellungen unter "Master AI" deaktivieren.

Auch die Kamera-App des iPhone Xs Max analysiert vor der Aufnahme die Szene und optimiert das Bild entsprechend. Neu ist ein intelligentes HDR, das Bilder optimiert, die sehr große Helligkeitsunterschiede aufweisen. Dazu erstellt die Kamera in Folge eine Serie unterschiedlich belichteter Bilder und setzt sie so zusammen, dass beispielsweise die Strukturen in Wolken oder dunkle Bereiche wie ein Wald gut erkennbar sind.

Das intelligente HDR lässt sich in den Einstellungen deaktivieren, dann lässt es sich wie in anderen iPhone-Modellen manuell auswählen. Auch die Kamera-App des Huawei P20 Pro bietet eine HDR-Funktion, die sich unter dem Auswahlpunkt "mehr" versteckt.

Dank der Kombination aus zwei Kameras können beide Modelle den typischen Effekt einer Spiegelreflex-Kamera simulieren, bei dem der Hintergrund unscharf dargestellt wird. In beiden Smartphones ist es zudem möglich, nachträglich die simulierte Blendenöffnung zu ändern um die Unschärfe des Hintergrunds zu verstärken oder abzumildern. In der Praxis funktioniert das nicht immer gut. Probleme bereiten zum Beispiel Brillen oder eine allzu lockige Haarpracht. Die Übergänge vom Motiv zum unscharfen Hintergrund sind bei solchen komplexen Strukturen unsauber.

4K-Videos und Zeitlupe

Videos und Zeitlupe verlangen das Maximum an Rechenleistung eines Smartphones. Vor allem das iPhone Xs Max bietet bei der Leistung einiges. Beide Smartphones ermöglichen die Aufnahme von 4K-Videos (3840 x 2160 Pixel). Allerdings schafft das Xs Max bei dieser Auflösung sogar eine Bildwiederholrate von 60 Bildern pro Sekunde. Somit lässt sich ein Video ruckelfrei in halber Geschwindigkeit wiedergeben - ideal für anspruchsvollen Videoschnitt.

Mit dem Huawei P20 Pro ist immerhin bei Full-HD-Auflösung (1920 x 1080 Pixel) eine Bildwiederholrate von 60 Bildern pro Sekunde möglich. Und es bietet eine weitere Besonderheit: Es kann Full-HD-Videos im 18:9-Format aufnehmen, das etwas breiter ist als das übliche Full-HD-Format mit einem Verhältnis von 16:9.

Die Zeitlupenfunktion ist vor allem für Sport- oder Tieraufnahmen interessant. Beim Huawei P20 Pro lässt sich zwischen 4-facher, 8-facher oder gar 32-facher Zeitlupe wählen, das entspricht einer Bildwiederholrate von 120, 240 der 960 Bildern pro Sekunde (fps, frames per second). Allerdings schafft das Smartphone nur bei 4-facher Zeitlupe eine Full-HD-Auflösung, bei den beiden höheren Bildwiederholraten sinkt die Auflösung auf HD, das sind 1280 x 720 Pixel. Das iPhone Xs Max bietet dagegen zwar lediglich eine 4-fache und 8-fache Zeitlupe an - Apple nennt sie Slo-Mo (Slow Motion) - dafür aber beide Modi in Full-HD-Auflösung.

Fazit

Es ist erstaunlich, welche hohe Bildqualität die aktuellen Smartphone-Spitzenmodelle angesichts der winzigen Kameras liefern. Vor allem die Kombination mehrerer Kameras sprengt die technischen Einschränkungen, die sich bislang aus den geringen Größen der Smartphones ergaben. Dank künstlicher Intelligenz braucht man sich auch keine großen Gedanken mehr um Kameraeinstellungen zu machen.

Die Kamera des iPhone Xs Max überzeugt mit einer insgesamt besseren Bildqualität als die des Huawei P20 Pro. Zudem ermöglicht die höhere Rechenleistung des iPhone Xs Max eine bessere Video- und Zeitlupenfunktion. Auch Panoramen erstellt das iPhone Xs Max exakter als die meisten Konkurrenten, das Huawei P20 Pro eingeschlossen.

Doch die Kamera des Huawei P20 Pro kann ebenfalls mit Stärken glänzen. Nachtaufnahmen gelingen ihr besser, die Schwarzweiß-Funktion ist herausragend. Die Kamera-App bietet im Vergleich mit der des iPhone Xs Max viel mehr Möglichkeiten, sich kreativ auszutoben. Besonders die Lichtmalerei lädt zum Experimentieren ein. Zudem bietet die Kamera-App einen Pro-Modus, der die manuelle Steuerung der Kamera erlaubt. Erfahrene Fotografen können so Einstellungen für ISO, Belichtungszeit und Farbtemperatur selbst wählen.

Die Huawei-Kamera kann auch Aufnahmen im Rohdaten-Format DNG speichern. Das ist mit den meisten Standard-Kamera-Apps von Android-Smartphones möglich, das iPhone braucht dazu eine zusätzliche App.

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