iPhone und die Ortung:iSpy für die Hosentasche

Das iPhone 4 bedeutet für Apple vor allem den Einstieg in den lukrativen mobilen Werbemarkt. Dafür sammelt das Unternehmen schon einmal kräftig Standortdaten von Nutzern.

Johannes Kuhn

Der Sommeranfang bringt für Apple-Jünger neue Erleuchtungen. Am Donnerstag hat der Verkauf des iPhone 4 begonnen, bereits seit Montag können iPhones, iPads und iPods mit dem neuen Mobilbetriebssystem iOS 4 ausgerüstet werden.

Apple bringt neues iPhone-Modell heraus

Apple-Konzernchef Jobs mit iPhone: Neue Nutzungsbedingungen erlauben dem Konzern, Standortdaten zu sammeln.

(Foto: dpa)

Das Betriebssystem erlaubt es im begrenzten Rahmen, mehrere Programme gleichzeitig auszuführen und verbessert die App-Verwaltung. Das wissen Apple-Anhänger natürlich längst. Was vielen von ihnen hingegen unbekannt sein dürfte, ist die Tatsache, dass sie mit iOS4 Apple auch ihre Standortdaten zur Speicherung und Weiterverarbeitung überlassen.

Wer iOS4 installiert, muss beim ersten Besuch im iTunes-Store neue Nutzungsbedingungen akzeptieren - wer ablehnt, kann weder Apps noch Musik herunterladen. In den Bedingungen heißt es: "Apple, unsere Partner und Lizenznehmer können genaue Standortdaten sammeln, benutzen und teilen, inklusive des Echtzeit-Standorts Ihres Apple-Computers oder -Geräts."

Mit wem teilt Apple die Daten?

Das ist erst einmal nichts Ungewöhnliches: Ortsbasierte Dienste im mobilen Internet brauchen die GPS-Koordinaten, um beispielsweise auf Wunsch das nächste Geschäft oder Freunde in der Nähe anzeigen zu können. Allerdings lässt Apple die Kunden im Unklaren, wann und wie lange es die Daten speichert und welche Partner zu ihnen Zugang haben.

Handelt es sich bei den Partnern um die App-Anbieter, die Standortdaten bei ortsbasierten iPhone-Anwendungen sowieso speichern dürften? Oder werden die Daten verwendet, um den Kunden die Kampagnenplanung über Apples neues Mobil-Werbeportal iAd zu erleichtern?

Immerhin: Die Standortinformationen werden laut Lizenzbedingungen anonym erhoben. Dennoch, so merkt ein Autor der Los Angeles Times an, können sich aus Bewegungsprofilen ähnlich wie aus einer großen Zahl von anonymisierten Suchanfragen auch Persönlichkeitsprofile erstellen lassen.

Die GPS-Revolution ortet ihre Kinder

Derzeit dürfte dies noch nicht nötig sein: Ortsbasierte Werbung funktioniert momentan vor allem, indem Smartphone-Nutzer an ihrem Standort Werbebotschaften lokaler Geschäfte oder Restaurants zu sehen bekommen.

Künftig könnten die Standortinformationen aber durchaus mit weiteren Daten kombiniert werden - ohne, dass das Versprechen von Anonymität aufgegeben werden muss: So muss Apple nicht den Namen eines Kunden kennen, um genügend Informationen für das Ausspielen individualisierter Werbung auf dessen Handy zu haben.

Es genügen die Informationen aus dem Bewegungsprofil, um einen Nutzer einordnen zu können: Ein bestimmtes Handy, das nachts immer aus einem Villenviertel Signale sendet und mittags oft in teuren Restaurants ortbar ist, lässt zum Beispiel darauf schließen, dass entsprechende Werbung für Feinschmeckerläden oder Luxusmöbelgeschäfte nicht den Falschen trifft.

GPS-Handys hinterlassen Spuren

Ob eine solch aufwändige Auswertung einzelner Bewegungsprofile einmal üblich sein wird, bleibt abzuwarten. Für Transparenz über den Verbleib der Daten sorgen weder Apples allgemeine Geschäftsbedingungen, noch die Rechtslage: In einer Anhörung vor einem Ausschuss des US-Kongresses beklagte sich jüngst ein Vertreter der Bürgerrechtsorganisation Center for Democracy & Technology, dass es bislang kaum Regeln für die Speicherung solch sensibler Daten gebe.

Mit seiner Sammelpolitik steht Apple übrigens nicht alleine da: Auch Google schließt in seinen Datenschutzbestimmungen die Sammlung der Geodaten von Handys mit dem hauseigenen Android-Betriebssystem nicht aus.

Um möglichst wenige ortsbezogene Datenspuren zu hinterlassen, gibt es für Nutzer nur die Möglichkeit, Apps mit GPS-Ortung über ihre Handy-Einstellungen zu blockieren - oder gleich komplett auf ein GPS-fähiges Handy zu verzichten.

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