iPad: Deutschland-Verkaufsstart:Alles zu Apples Couch-Spielzeug

Am Freitag kommt das iPad in die deutschen Geschäfte. Lohnt sich der Kauf? Welcher Provider liefert die besten iPad-Datentarife? Welche Alternativen gibt es? Die wichtigsten Antworten.

Zwei Monate nach dem Verkaufsstart in den USA bringt Apple das iPad am Freitag auch in Deutschland auf den Markt. Die Erwartungen sind groß, immerhin verkaufte sich der Flachcomputer in den USA innerhalb weniger Wochen mehr als eine Million Mal.

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In den USA verkaufte sich das iPad außergewöhnlich gut. Nun kommt es auch in Deutschland auf den Markt.

(Foto: afp)

Apple-Chef Steve Jobs will mit dem Gerät eine neue Gattung zwischen Smartphone und Laptop etablieren, das die Funktionen eines Multimediaplayers ebenso gut beherrscht wie die einer Konsole oder eines E-Book-Readers.

Mit 200.000 Apps steht bereits eine große Auswahl an Mini-Programmen zur Verfügung. Doch wer das iPad nutzt, befindet sich auch in einem geschlossenen System: Einkäufe werden über iTunes abgewickelt, Kompatibilität zu anderen Endgeräten jenseits der Apple-Gadgets gibt es keine.

Lohnt es sich also, den Verlockungen des Apple-Universums nachzugeben? sueddeutsche.de beantwortet die wichtigsten Fragen zum Verkaufsstart in Deutschland.

Was verbirgt sich hinter den verschiedenen Modellen?

Apple bietet sieben verschiedene Versionen des iPads an: Die günstigste, mit Wlan und 16 Gigabyte Speicher, kostet 499 Euro. Für das teuerste Modell müssen Kunden 799 Euro auf den Tisch legen, dafür kommt es mit 64 Gigabyte Speicher und 3G (UMTS) daher.

Die Frage nach dem Speicherplatz muss jeder Nutzer individuell beantworten: Da das iPad keine Kamera hat, muss nicht viel Platz für Aufnahmen eingeplant werden. Wer allerdings seine kompletten digitalen Fotoalben und seine Musiksammlung auf dem Gerät präsentieren möchte, kann schnell einige Gigabyte an Daten anhäufen.

Wer den Apple-Computer als reines Couchgerät nutzen möchte, kommt mit dem Wlan-Modell aus. Die 3G-Version für den UMTS-Zugang kostet 100 Euro mehr - und dabei sind die Kosten für die Internetverbindung noch nicht eingerechnet. Sie ist für diejenigen interessant, die auch im Park oder in öffentlichen Verkehrsmitteln online sein wollen.

Kann ich das iPad über meinen bisherigen Handyvertrag laufen lassen?

Wer ein Smartphone mit mobilem Internettarif besitzt, kann die entsprechende SIM-Karte nicht für das iPad verwenden: Der Apple-Flachcomputer besitzt zwar im Gegensatz zum iPhone keine Netzsperre, allerdings funktioniert nur das kleinere Micro-SIM-Format. Prinzipiell lassen sich die herkömmlichen Karten darauf zuschneiden - allerdings geht damit das Risiko einher, den Chip zu zerstören.

Multi-SIM-Lösungen, bei denen Nutzer unter einem Vertrag verschiedene Geräte aktiviert haben, bieten beispielsweise Vodafone und O2 an: Für 25 Euro können sich Kunden mit bestehendem Datenvertrag dort eine zusätzliche SIM-Karte bestellen, mit der sie das iPad als Zweitgerät nutzen können. T-Mobile-Kunden mit iPhone-Vertrag können eine zusätzliche iPad-SIM-Karte nur zu einem vergünstigten Monatstarif (19,95 Euro) erhalten.

Wer bietet die günstigsten Tarife?

Zwar kann das iPad gleich mit einem entsprechenden Datenpaket gekauft werden, doch Experten raten davon ab, da im Vorfeld des Deutschlandstarts alle Internetprovider mit besonderen iPad-Tarifen um Kunden werben. Flatrates mit 200 Megabyte Datenvolumen bieten beispielsweise O2 (10 Euro) oder Vodafone (14,95 Euro) an. Liegt der Verbrauch im Gigabyte-Bereich, müssen Nutzer tiefer in die Tasche greifen. Die Preise gehen hier von 15 Euro (O2, 1 GB) bis 34,95 Euro (T-Mobile, Drosselung ab 3 GB).

Einen besonderen Fall stellen die Discountanbieter Fonic, Simyo und Blau dar, die ebenfalls spezielle iPad-Tarife bieten. Diese sind zwar im Vergleich preiswerter als die Konkurrenz (1 GB für 9,90 pro Monat), nutzen aber das E-Plus-Netz, das bei der Übertragung großer Datenmengen in vielen Gegenden Deutschlands Probleme hat. Eine Übersicht zu den aktuellen Tarifen bieten Branchendienste wie onlinekosten.de.

Wer braucht überhaupt ein solches Gerät?

"Das iPad ist das Gerät, von dem wir niemals dachten, dass wir es brauchen würden", schrieb ein US-Technologieblog und traf damit den Nagel auf den Kopf: Das iPad ist eine Mischung zwischen Laptop und Smartphone, kann jedoch keines von beiden adäquat ersetzen. Der Reiz des Geräts liegt darin, dass es eine neue Art von Computer darstellt: Weil umständliche Vorgänge wie die Verwaltung von Dateiordnern wegfallen, spricht es auch Nutzer an, denen Computer bislang zu kompliziert waren. Format (Bildschirmdurchmesser 25 cm) und Gewicht (je nach Ausstattung 680 bis 730 Gramm) machen es zu einem Gerät für unterwegs oder für das heimische Sofa.

Was kann das iPad?

E-Book-Reader, Abspielgerät für Videos und MP3s, Surfmaschine und Spielekonsole: Das iPad vereint viele Funktionen, die bislang auf verschiedenen Geräte verteilt waren. Die Bedienung per Touchscreen wirkt schnell und intuitiv, mit 200.000 Apps steht bereits heute eine große Auswahl an Mini-Programmen zur Verfügung, die weiterhin zunehmen wird. Die zehn Stunden angegebener Batterielaufzeit sind für ein Gerät dieser Art außerordentlich.

Was kann das iPad nicht?

Schwächen zeigt das iPad, wenn es um ernsthafte Arbeit geht: Zwar hat Apple seine Textverarbeitungsprogramme extra an das Gerät angepasst ("iWork") und bietet diese im App-Store an, doch die Touchscreen-Tastatur auf dem Bildschirm kann ein zügiges Schreiben zur Qual machen. Eine Kamera für Videochats fehlt dem Gerät ebenso wie eine eingebaute Telefonfunktion - offenbar wollte Apple nicht den Verkauf des iPhones mit einem eigenen Produkt torpedieren.

Eine weitere Schwäche: Bei Sonnenschein spiegelt das Display - für die Nutzung am Strand ist Apples Kleincomputer also nicht geeignet. Viele Nutzer kritisieren auch das Fehlen einer Druckfunktion und die Einschränkung, nicht mehrere Programme gleichzeitig ausführen zu können. Internetseiten mit dem Multimediaformat Flash können nicht vollständig angezeigt werden.

Was kostet das Zubehör?

Um sein iPad mit anderen Geräten zu verbinden, muss der Käufer nochmals in die Tasche greifen: Ein Adapterstecker zum Anschließen einer Digitalkamera oder eines Kartenlesegeräts kostet 29 Euro und ermöglich nur das Auslesen, nicht den Export von Daten auf ein externes Speichermedium. 29 Euro kosten auch die Schutzhülle für das iPad sowie das VGA-Adapterkabel, über das sich das iPad mit dem Fernseher verbinden lässt. Allerdings unterstützen Filme aus dem iTunes-Store das VGA-Format nicht. Apple bietet für 69 Euro auch eine externe Tastatur inklusive iPad-Halterung an, das Gerät funktioniert jedoch in der Regel auch mit einer herkömmlichen Bluetooth-Tastatur.

Gibt es Alternativen?

Bislang steht Apple auf dem Markt der handlichen Flachcomputer ziemlich alleine da. Dies wird sich aber im zweiten Halbjahr ändern. Bereits in wenigen Wochen bringt der Hardware-Hersteller Dell mit dem Streak ein Tablet auf den Markt, das auf Googles mobiles Betriebssystem Android baut. Wie bei den Smartphones dürften sich Android-Geräte zu den schärfsten Apple-Konkurrenten entwickeln. Mit Neofonie mischt auch ein deutsches Unternehmen auf dem Tablet-Markt mit: Allerdings konnten die Hersteller bislang Zweifel an der Tauglichkeit ihres "WeTab" genannten iPad-Konkurrenten nicht glaubhaft ausräumen. Wer Zeit hat, sollte die Entwicklungen beobachten und mit dem Kauf des iPads oder eines anderen Tablets noch eine Zeitlang warten.

Was muss ich bei den Apps beachten?

Wer sich den App-Store für das iPad ansieht, dem sticht vor allem der Preisunterschied ins Auge: Viele Entwickler haben den Preis für ihre Mini-Programme im Vergleich zu den iPhone-Versionen verdoppelt, obwohl sie keine neuen Funktionen enthalten. Die Anbieter testen gerade aus, welchen Preis iPad-Nutzer für Apps zu zahlen bereit sind.

Bislang sind es vor allem Spiele und Comics, die auf dem iPad besser als auf dem iPhone zur Geltung kommen. Bei der Einschätzung, ob sich die Investition lohnt, hilft ein Blick in die iTunes-Bewertungen oder in Apple-Blogs und -Foren.

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