Süddeutsche Zeitung

Internetmemes:Bildagentur verlangt Geld für den "Socially Awkward Penguin"

  • Die Bildagentur Getty verlangt Geld für die Nutzung des Internetmemes "Socially Awkward Penguin".
  • Veröffentlicht hat das der deutsche Blog getdigital.de. Die Betreiber wehren sich gegen die Forderungen.

Von Johannes Boie

Der Adeliepinguin lebt in der Antarktis und ist zu den seltsamsten Körperbewegungen fähig. Gerne stolziert er mit weit ausgebreiteten Flügeln übers Eis. Millionen Internetnutzer kennen ein Bild, auf dem genau so ein Pinguin zu sehen ist. Als "Socially Awkward Penguin" ist das Tier zu einem Running Gag im Netz geworden, einem sogenannten Meme. Das sind in der Regel Bilder, die humorvolle Nutzer dazu verwenden, eine bestimmte Situation und deren Auflösung in zwei Zeilen Text über und unter einem Motiv zu beschreiben.

Doch im Fall des Pinguins meldet nun die Bildagentur Getty die Rechte an dem Vogel an, zumindest dann, wenn der Nutzer selbst im Internet Geld verdient. Tatsächlich muss das Tier von einem Unbekannten vor mindestens sechs Jahren aus einer Tierfotografie, an der Getty die Rechte hält, digital ausgeschnitten worden sein. Gegen wie viele der Pinguin-Bilder Getty schon vorgegangen ist, bleibt unbekannt, weil Getty von abgemahnten Netznutzern in der Regel Verschwiegenheit als Teil der gütlichen Einigung verlangt.

Die Erstellung des Fotos sei teuer gewesen

Der kleine deutsche Blog getdigital.de, von dem Getty 785 Euro 40 Cent für Pinguin-Meme-Bilder verlangte, wehrt sich dagegen. Die Betreiber haben, obwohl bereit, die finanzielle Forderung zu erfüllen, die Schreiben von Getty veröffentlicht. Dabei ist unklar, ob die Bildagentur überhaupt Geld verlangen kann. Der Rechtsanwalt Udo Vetter, ein Experte für Abmahnungen, sagt, die strittige Frage sei, wie weit der Pinguin im Meme als "eigenständige Bearbeitung" von der Originalaufnahme entfernt sei. Man möchte meinen, dass zwischen einer Tierfotografie und einem Meme, dem illustrierten Witz, Welten liegen.

Getty argumentiert auf Anfrage eher grundsätzlich und betont, dass die Erstellung des Pinguinfotos teuer gewesen sei und Nutzer, die selbst Geld verdienen wollten - wie getdigital -Lizenzgebühren zu entrichten hätten. In Anbetracht der Verbreitung des Memes ist das auch eine recht lukrative Sichtweise.

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SZ vom 04.09.2015/cva/luk
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