Internet-Software:Der Fuchs und der Platzhirsch

Das Rennen um den Standard bei Internet-Browsern schien bei einem Marktanteil von mehr als 90 Prozent eigentlich schon zugunsten von Microsoft entschieden. Doch jetzt schickt sich ein kleiner Fuchs an, die Dominanz des Quasi-Monopolisten aus Redmond zu brechen.

Von Helmut Martin-Jung

Entwickelt von Programmierern der weltweiten Bewegung für freie Software, hat Firefox schon als Vorabversion dem Internet Explorer Marktanteile abgejagt. Am Dienstag ist die erste offizielle Version des Programms erschienen.

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Am Dienstag ist auch eine Aktion ausgelaufen, die mit einer Anzeige in einer Tageszeitung dafür sorgen soll, dass die neue Software einer breiteren Öffentlichkeit bekannt wird. Da die Open-Source-Gemeinde ja per definitionem Programme zu kostenlosen Gebrauch bereitstellt, sollte die Initiative "Firefox kommt!" das nötige Geld für die Anzeige einzutreiben - und es sieht ganz so aus, als sei das gelungen.

Run auf die Alternativen

Auf der Website www.firefox-kommt.de gingen von etwas mehr als 2000 Spendern Zusagen im Gesamtwert von mehr als 40.000 Euro ein. Der Erfolg dieser Kampagne überrascht nicht ganz so sehr, wenn man weiß, dass gerade deutsche Internet-Surfer schon in großer Zahl zu alternativen Browsern umgeschwenkt sind. Etwa 20 Prozent, bei fachlich versierten Usergruppen wesentlich mehr, surfen bereits mit anderen Browsern.

Auf den Browser-Markt kam Bewegung, als Netscape im so genannten Browser-Krieg - dem Kampf um Marktanteile - mit Microsoft die Reißleine zog und die internationale Open-Source-Gemeinde in die Entwicklung ihres Produkts mit einband. Es dauerte nicht lange und es entstanden Browser, die es durchaus mit dem Trendsetter von Microsoft aufnehmen konnten, ja ihn in vielen Punkten übertrafen. Punktsieger gegenüber Microsoft ist übrigens auch ein kommerzielles Produkt, der norwegische Opera-Browser, der es angesichts der freien Konkurrenz aber schwer hat.

Denn die Open-Source-Programmierer hatten sich auch das Recht ausbedungen, einen eigenen Browser zu entwickeln. Der jüngste Spross dieser Entwicklung ist Firefox, ein schlanker, schneller Browser, der nichts kann außer eben browsen - das dafür aber besonders gut. "Es wird Zeit für einen Wechsel", resümierte Mitte Oktober das Fachblatt "c't" in einem Vergleichstest der beiden Internet-Programme.

Einfach sicher

Aber auch das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) rät wie die korrespondierende US-Behörde US-Cert dazu, Produkte wie Firefox zu nutzen: aus Sicherheitsgründen. Immer wieder werden neue Fehler und Schlupflöcher des Internet Explorers bekannt, die Hacker dazu nutzen, Daten und Geheimnisse auszuspionieren oder Schädlinge einzuschleusen.

Zwar bietet der Internet Explorer wegen seiner weiten Verbreitung sicher das lohnendste Ziel für Angreifer, doch seine Konkurrenten sind aber auch schon wegen ihrer Entstehungsweise besser gegen Attacken gefeit: Jeder, der will und kann, darf jederzeit den Quellcode dieser Produkte einsehen. Die Chance, dass Fehler übersehen werden, sinkt dadurch dramatisch.

Microsoft dagegen, das den Quellcode seiner Produkte hütet wie seinen Augapfel, muss sich auf seine hausinterne Qualitätssicherung verlassen. Eine Sicherung, die schon oft versagt hat. Und auch wenn Fehler bekannt werden, dauert es oft Wochen, bis Abhilfe geschaffen wird.

Firefox oder der letzte Grund

Firefox bietet aber auch wesentlich besser Einstellungsmöglichkeiten, was die Sicherheit im Internet angeht. Firefox schafft es, alle diese Optionen auf einer Registerkarte unterzubringen - ganz im Gegensatz zum Internet Explorer, der sicherheitsrelevante Optionen auf mehrere, nicht besonders logische Positionen verteilt und schon damit weniger bewanderten Benutzern das sichere Leben schwer macht.

Unkenntnis ist der Hauptgrund dafür, dass viele Internet-Surfer weiter den Internet Explorer benutzen - verbunden natürlich mit der Tatsache, dass der Explorer nahezu untrennbar mit dem Windows-Betriebssystemen verbunden und somit Bestandteil jeder Windows-Installation ist. Und bei den Betriebssystemen führt Windows noch weit deutlicher als bei Browser-Software.

Es gibt auch noch Seiten im Internet, die sich nur mit dem Microsoft-Produkt korrekt darstellen lassen, weil sie Erweiterungen voraussetzen, für die Microsoft eigene Standards entwickelt hat, die ganz bewusst von den marktüblichen abweichen. Doch diese Seiten werden weniger und damit auch die letzten Gründe, die gegen Firefox und Co. sprechen.

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