Internet:Schneller surfen

Alte Kupferkabel vermiesen dem User oft das schnelle Surfen im Internet. Jetzt soll ein modernes Netz aufgebaut werden. Vorbilder sind Schweden und die Schweiz.

Caspar Dohmen

Will man wissen, wie man schnell und kostengünstig ein modernes Internetnetz aufbauen kann, dann sollte man über die Grenzen schauen. In Schweden entschieden sich Politik und Wirtschaft schon vor vielen Jahren dafür, bei Leitungsarbeiten für Abwasser, Gas oder Elektrizität gleich ein leeres Rohr mitzuverlegen. Durch dieses Rohr konnte man später billig Glasfaserstränge für die schnelle Datenübertragung ziehen.

Internet: In Deutschland fließt der elektronische Datenverkehr meistens noch über das Kupferkabel, die Telefonleitung des Industriezeitalters.

In Deutschland fließt der elektronische Datenverkehr meistens noch über das Kupferkabel, die Telefonleitung des Industriezeitalters.

(Foto: Foto: AP)

So sparten die Schweden 80 bis 90 Prozent der gesamten Kosten - die entfallen beim Verlegen der Glasfasern nämlich auf die Erdarbeiten. Erst viel später kopierte man diesen Ansatz in Deutschland, aber keinesfalls flächendeckend. In großem Stil umsetzen will die Idee nun die Bundesnetzagentur. Geht es nach deren Präsident Matthias Kurth, dann sollten Versorger mit in den Glasfasernetzausbau einbezogen werden. "Möglich wäre dies", sagte ein Sprecher der Regulierungsbehörde am Dienstag.

Deutschland schneidet schlecht ab

Ein gut ausgebautes Glasfasernetz ist wichtig für den Standort: So schneidet Deutschland bei modernen Kommunikationstechnologien verglichen mit vielen anderen Industrieländern schlecht ab. Südkorea, Hongkong, Japan und Schweden liegen hier vorne, auch weil sie ihre Glasfasernetze schneller ausgebaut haben. In Deutschland fließt der elektronische Datenverkehr noch meist über das Kupferkabel, die Telefonleitung des Industriezeitalters.

Telekom-Regulierer Kurth hält die Schweiz für vorbildlich beim Ausbau des Datennetzes. Dort verlegen Energieversorger die Leitungen und vermieten sie an die Telekommunikationsfirmen. "Das Schweizer Modell ist bestechend", sagte Kurth dem Handelsblatt. Die Deutsche Telekom zeigte sich offen für solche Kooperationen.

"Mit solchen Überlegungen rennen Sie bei uns offene Türen ein", sagte ein Sprecher. Positiv äußerte sich ebenfalls der Verband VATM, der die Interessen der Wettbewerber des ehemaligen Monopolisten vertritt.

Der Stromkonzern RWE hat das Thema nach eigenen Angaben auf der Agenda. Sinnvoll wäre es auch, wenn die Telekommunikationsunternehmen die schon bestehenden Leitungen der Versorger nutzen könnten. So liegen Gasleitungen und Stromkabel häufig in sogenannten Leerrohren, durch die Glasfaserkabel etwa mit Hilfe von Druckluft über hunderte Meter hineingeblasen werden können. Es gebe dazu Gespräche, hieß es in Branchenkreisen.

Auf der nächsten Seite: Warum nur wenige Haushalte einen schnellen Internetzugang haben.

schnelle Datenübertragung über VDSL

Weil Glasfasernetze nicht so verbreitet sind, beziehen die Deutschen schnelles Internet - DSL genannt - bisher oft über Kupferkabel. Höhere Geschwindigkeiten wie bei VDSL gehen jedoch zu Lasten der Reichweite. Deswegen kann nur ein kleiner Teil der Haushalte über Kupferkabel mit sehr hohen Geschwindigkeiten Daten aus dem Netz holen. Wenn man aber hochauflösendes Fernsehen aus dem Netz ziehen oder Röntgenbilder vom Krankenhaus an den Hausarzt senden will, braucht man die schnelle VDSL-Übertragung.

Künftig sollen die Anforderungen weiter steigen. Dann wäre das Kupferkabel endgültig überfordert. Entsprechend sinnvoll wäre es, die Glasfaserkabel gleich bis in die Wohnungen zu legen, so wie es in der Schweiz geschieht. In Deutschland überbrückt man beim Bau der neuen Netze die letzte Meile meist noch mit dem Kupferkabel.

Superschnelle Anschlüsse bis 2014

Die Bundesregierung will bis 2014 zwei von drei Haushalten mit superschnellen Anschlüssen ausstatten. Als einziges Unternehmen hat bislang die Deutsche Telekom Haushalte in Deutschland an ein solches Turbonetz angeschlossen, etwa jeden dritten. In den übrigen Gebieten müssen Verbraucher und Firmen bedeutend langsamer surfen. Bislang hat die Telekom vor allem die Ballungsräume und großen Städte angeschlossen, was vergleichsweise günstig war.

Drei Milliarden Euro investierte der Konzern. Die Kosten für einen flächendeckenden Ausbau veranschlagen Experten auf 40 bis 60 Milliarden Euro. Diese Summe will die Telekom nicht allein stemmen und ist daher schon Kooperationen eingegangen, beispielsweise mit Netcologne oder Ewetel, einer Tochter des Oldenburger Energieversorgers EWE.

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