Internet-Nutzer steuern Bauernhof:Farmville wird Wirklichkeit

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Kühe sind lila und die Ostereier werden bunt gelegt? Mit solchen und anderen Annahmen von Stadt-Kindern soll ein neues Online-Spiel Schluss machen. Die Macher ließen sich von Farmville inspirieren.

Bauer Richard Morris arbeitet jetzt nicht mehr allein: Per Smartphone können ihm nun Hobby-Farmer mitteilen, was zu tun ist. Zumindest, wenn er sich nicht gerade in einem Funkloch auf seinem Hof befindet.

Von Farmville inspiriert. Die Entscheidungen der virtuellen Hobby-Bauern haben beim MyFarm- Projekt reale Auswirkungen. (Foto: Screenshot)

Beim MyFarm-Projekt der britischen Stiftung "National Trust" kann jeder mitmachen, der bereit ist 30 Pfund (etwa 33 Euro) im Jahr dafür zu bezahlen, sofern einer der 10.000 Plätze frei ist.

Kleine und große Hobbyfarmer können sich über das Internet registrieren und die Geschehnisse auf einem realen Bauernhof in der Grafschaft Cambridgeshire im Nordosten Englands beeinflussen. Dabei entscheiden die Teilnehmer unter anderem, welche Saat auf der Wimpole Home Farm ausgeworfen wird, welche Tiere gekauft oder wie man den Naturschutz fördern könnte.

Zwar werde es nicht möglich sein, Cannabis oder Bananen anzubauen, aber Bauer Richard Morris erwartet, dass es Entscheidungen geben wird, die er so nie getroffen hätte.

Als Inspiration diente das überaus beliebte Facebook Spiel "Farmville", bei dem Internet-Nutzer einen virtuellen Bauernhof verwalten und mit ihren Freunden um die beste Farm wetteifern. Rund 47 Millionen Facebook-User kauften alleine im vergangenen Monat Saatgut, ernährten Tiere oder legten Obstplantagen an und vergrößerten so den Ertrag ihrer virtuellen Höfe.

Bei MyFarm werden die Hobby-Bauern monatlich aufgerufen, jeweils eine Entscheidung zu treffen. Dabei können sie in der Community diskutieren und dem Farm-Team fragen stellen. Im Internet können sie sich per Web-Cam, über Videofilme und mit Hilfe von Expertenmeinungen über die Vorgänge auf der Farm informieren. Auch reale Besuche sind möglich.

Richard Morris ist zuversichtlich, dass nichts schiefgeht. Beim Betreiben eines Bauernhofes gebe es keine wirklich falschen oder ganz richtigen Entscheidungen. "Indem unsere Bauern die Arbeit auf Wimpole beeinflussen, werden sie die Effekte und Folgen ihrer eigenen Entscheidungen verstehen lernen."

Ziel sei es, den Menschen wieder stärker zu vermitteln, woher ihr Essen eigentlich kommt, sagte Fiona Reynolds vom "National Trust". "Wir wissen, dass wir gegen Mitte des Jahrhunderts neun Milliarden Menschen ernähren müssen", sagte der Präsident des britischen Bauernverbandes, Peter Kendall. "Das wird nicht einfach werden, auch mit Blick auf den Klimawandel und den harten Wettbewerb. Aber ich hoffe, dass dieses Projekt die Menschen informieren und eine öffentliche Debatte auslösen wird."

© sueddeutsche.de/dpa/luko - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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