Internet:China zensiert Offshore-Leaks-Berichte

Internet: Am Dienstag noch erreichbar, seit der Offshore-Leaks-Berichterstattung blockiert: die Webseite der SZ in China - zeigt der Screenshot von GreatFire.org.

Am Dienstag noch erreichbar, seit der Offshore-Leaks-Berichterstattung blockiert: die Webseite der SZ in China - zeigt der Screenshot von GreatFire.org.

Die Internetseite der Süddeutschen Zeitung ist in China teilweise nicht erreichbar. SZ-Artikel verschwinden von chinesischen Seiten. Auch Medienpartner werden zensiert.

Verwandte der politischen Führung und einige der reichsten Männer und Frauen des Landes tauchen in der Offshore-Leaks-Datenbank auf. Die Süddeutsche Zeitung hat ihren Artikel in der vergangenen Nacht auch auf Chinesisch veröffentlicht - hier der Link.

Seitdem wird die Online-Ausgabe der SZ in China zensiert. Dies betrifft die internationale Version, zu finden unter international.sueddeutsche.de, und die deutsche Seite. Das berichten Internetnutzer in China. Auch laut Tests der Nichtregierungsorganisation GreatFire.org wird die SZ in Teilen der Volksrepublik blockiert.

Auch Webseiten der Offshore-Leaks-Medienpartner sind betroffen. Chinesische Internetnutzer können in Teilen des Landes auf die Artikel des Internationalen Konsortiums Investigativer Journalisten (ICIJ) und des britischen Guardian nicht mehr zugreifen. Der NDR ist ebenfalls betroffen.

In Peking sitzt das "Büro für Internet-Informationsverwaltung", das das chinesische Internet kontrolliert. Es hat nach der Offshore-Leaks-Veröffentlichung folgende Anweisung ausgegeben:

"Alle Berichte und Inhalte über 'China Offshore-Leaks' dringend zensieren und löschen. Die interaktiven Inhalte im Internet streng kontrollieren, alle Bilder und aggressiven Kommentare gegen führende Funktionäre und das System löschen. Sofort die Konten blockieren, die schlechten Einfluss haben und mit den Behörden vor Ort gemeinsam Untersuchungen einleiten."

Der neu eingerichtete Weibo-Account der Süddeutschen Zeitung wurde ebenfalls in der Nacht gesperrt, nachdem er mehrmals den Artikel veröffentlicht und verlinkt hatte. Der in China verbreitete Kurznachrichtendienst ähnelt dem Dienst Twitter. Staatlichen Medien zufolge beschäftigt die Internetaufsicht in China zwei Millionen Mitarbeiter, um sogenannte Mikroblogs wie Weibo auf verdächtige Wörter zu kontrollieren. Das Land hat zudem Ende 2013 das Gesetz verschärft: Wer "Gerüchte" online veröffentlicht und damit mehr als 5000 Menschen erreicht, dem drohen bis zu drei Jahre Gefängnis.

Die SZ hat die chinesische Version des Textes auch als PDF-Datei bereitgestellt und auf einem chinesischen Dienst veröffentlicht, auf dem Nutzer Dateien hochladen und für andere zum Download anbieten können. Die Datei ging in der Nacht offline. Das habe an einem Serverfehler gelegen, teilte der Anbieter Yunio auf Anfrage mit*. Er werde derzeit behoben, die Datei sei morgen wieder verfügbar. Eine neu hochgeladene Kopie des PDFs findet sich derweil hier auf einem Yunio-Server.

Den Artikel finden Sie auch hier auf Süddeutsche.de als PDF. Durch technische Hilfsmittel - etwa mithilfe eines VPN-Tunnels - können Internetnutzer die staatlichen Sperren umgehen und weiterhin auf die Datei zugreifen. Leser in China haben die PDF-Version des Textes bereits kopiert und auf anderen Seiten hochgeladen, etwa auf Dropbox.

Der China-Korrespondent des Spiegels berichtet, dass auch der britische Sender BBC betroffen sei. Der Nachrichtenkanal wird auch in China ausgestrahlt und könnte die Offshore-Leaks-Berichte aufgreifen. Chinesische Zuschauer würden das wohl nicht mitbekommen: "Der Bildschirm wurde schwarz, sobald das Wort China fiel", schreibt der Korrespondent. Die BBC berichtet allerdings auch vom Prozess gegen den Menschenrechtsaktivisten Xu Zhiyong (mehr dazu hier). Polizisten und Vermummte behinderte am Mittwoch die Arbeit des BBC-Korrespondenten, drängte ihn und seinen Kameramann ab, zeigen Aufnahmen des Senders.

*Anmerkung der Redaktion: Antwort von Yunio ergänzt um 12.19 Uhr.

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