Ganz zufällig sickerte damals ein Comic durch. Es zeigte die Welt, wie Google sie sich vorstellt: Auf 38 Seiten lümmelten erschöpfte Programmcodes auf dem Sofa, krochen Schädlinge auf die Systeme, zogen düstere Gestalten durchs Bild. Mittendrin: die Jungs von Google. Der Schlag von Menschen, der einem wirklich helfen will - statt immer nur teure Softwarepakete zu verticken. Der Schlag von Mensch, den man einfach mögen muss. Die Jungs entwarfen den Internetbrowser Chrome.
Fünf Jahre ist das nun her. Und so putzig dieses Comic auch wirkte, es war eine Kriegserklärung. Gegen Microsoft. Und Google sollte es in seinem Feldzug gegen den Softwarekonzern weiter bringen als die meisten anderen Rebellen zuvor.
Der erste dieser kleinen Rebellen war ein Student namens Marc Andreessen. Binnen weniger Wochen schrieb er im Jahr 1993 ein paar Tausend Zeilen Programmcode. Im Grunde genommen war es ein mickriges Stück Software. Aber doch ein Wunderding. Mit diesem Programm konnte man sich das Internet anschauen, dieses Wirrwarr, das damals nur aus Buchstaben bestand, fast ohne Bilder. Einige Entwickler um Andreessen machten sich ein Jahr später an den Browser Netscape. Und je mehr Menschen das Internet entdeckten, desto mehr Menschen entdeckten auch Netscape. Es war schlichtweg der beste Weg, um in diese neue Welt vorzudringen.
Microsofts Neid
Einen, der damals in Sachen Software das Sagen hatte, musste solch eine Erfolgsgeschichte neidisch machen: Microsoft. Und der Konzern hatte seine Möglichkeiten, es dem aufstrebenden Start-up schwerzumachen. Sein Betriebssystem Windows läuft noch immer auf neun von zehn Rechnern. Und passend dazu bietet Microsoft nicht nur Programme zur Textverarbeitung und zur Tabellenkalkulation, sondern auch zum Surfen im Netz. Mit brachialer Gewalt drückte der Konzern Netscape nieder: All den zähen Gerichtsverfahren, den verhängten Milliardenstrafen, den strengen Auflagen zum Trotz wurde binnen kurzer Zeit ein neuer Browser zum wichtigsten Werkzeug fürs Netz: der Internet Explorer von Microsoft. Erst 2010 ordnete die EU-Kommission an, dass Microsoft all jenen, die auf ihrem PC das Betriebssystem Windows nutzen, auch Zugang zu anderen Browsern gewähren muss.
Wer den Browser stellt, der hat auch einen guten Einblick in die Gewohnheiten der Menschen, die im Netz unterwegs sind. Noch etwas besser geht es demjenigen, der Browser und Suchmaschine stellt. Und damit wiederum kannten sich zwei andere Studenten ziemlich gut aus, die ihrerseits an Programmcodes tüftelten, ein paar Jahre nach Andreessen. Sie hießen Larry Page und Sergej Brin. Ihr Projekt: Google. Je größer das Internetunternehmen mit seiner Suchmaschine wurde, desto unruhiger wurde Microsoft. Um seiner eigenen Maschine namens Bing den nötigen Schwung zu verleihen, wollte der Softwarekonzern sogar mal Yahoo übernehmen. Vergeblich.
Heute in vielen Ländern dominant: Chrome
(Foto: SZ-Grafik: Michael Mainka)