Institut für Internet und Gesellschaft:Wieso finanziert Google das?

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Künftig werden am Berliner Internet-Institut die Auswirkungen des Netzes auf die Gesellschaft erforscht. Dahinter steckt der US-Konzern Google, der das Projekt mit Millionen finanziert. Angriff auf die freie Forschung oder Chance für die deutsche Wissenschaft?

Niklas Hofmann

Man wandert durch eine Ruhmeshalle der großen deutschen Forschungsvergangenheit, wenn man den Senatssaal im Hauptgebäude der Berliner Humboldt-Universität ansteuert. Im Treppenaufgang und auf dem Flur reihen sich die Fotos der Nobelpreisträger dieser Hochschule, 29 an der Zahl. Planck, Einstein, Koch, Behring - Männer die allesamt lange tot sind. Der letzte Laureat war 1956 der Mediziner Werner Forßmann.

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An der Humboldt-Universität in Berlin wird das "Institut für Internet und Gesellschaft" eingerichtet.

(Foto: ddp)

Wie erbauend ist es da, dass jedenfalls Google-Aufsichtsratschef Eric Schmidt von deutschen Instituten und ihrer Forschungsleistung auch im Jahr 2011 noch so ehrfürchtig spricht, als lebe er in den Zeiten des Geheimrats Althoff. Google wird in Berlin ein neues, interdisziplinäres "Institut für Internet und Gesellschaft" finanzieren.

Das hatte Schmidt im Februar selbst hier angekündigt. Nun, zur Vorstellung vor der Presse, ist er nicht noch einmal selbst nach Berlin gekommen. Aber in einer Videobotschaft preist er die "Qualität und Sorgfalt" der deutschen Universität, für die das Land "seit Generationen" in der Welt bekannt sei. Darum freue er sich, gleich vier bedeutende Einrichtungen für die Zusammenarbeit gewonnen zu haben.

Gemeint sind neben der Humboldt-Universität (HU) die Berliner Universität der Künste (UdK) und das Wissenschaftszentrum Berlin (WZB). Weiterer Partner ist das Hamburger Hans-Bredow-Institut. Das gemeinsame Institut wird an der Juristischen Fakultät der HU angesiedelt und damit prominent in der alten Königlichen Bibliothek am Bebelplatz residieren, wenn es im Oktober mit einem internationalen Symposium eröffnet wird.

Grundlagenforschung soll dort betrieben und ein Graduiertenkolleg veranstaltet werden. Wenn vorab von einem "Google-Institut" die Rede war, so unterstreichen die Präsidenten von Hochschulen und WZB jedenfalls, dass es sich keinesfalls um eine ausgelagerte Forschungsabteilung des Internet-Konzerns handeln wird.

Keine Exklusivrechte

Google werde Themen weder vorgeben noch verhindern können, sagt WZB-Präsidentin Jutta Allmendinger. Etwaige Erkenntnisse des Instituts stehen dem Unternehmen auch nicht exklusiv zur Verfügung, sondern sollen nach dem Prinzip von Open Science frei im Netz verfügbar sein.

Umgekehrt erhalten auch die Forscher keinen privilegierten Zugang zu Google-Daten. Die Rolle des Unternehmens beschränkt sich auf das Monetäre. 4,5 Millionen Euro über drei Jahre wird Google Deutschland über eine gemeinnützige Förder-GmbH als Anschubfinanzierung zur Verfügung stellen. Weitere private Geldgeber sollen aber gewonnen, auch Bundes- und EU-Gelder erschlossen werden.

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