Märchen werden manchmal doch wahr, zumindest im Silicon Valley. Das zeigt der Aufstieg zweier junger Internet-Geschäftsmänner. Im September 2010 gründen Kevin Systrom und Mike Krieger, Absolventen der Stanford- Universität, ihre Firma Instagram in San Francisco.
Ihr Produkt: eine Anwendung, mittels derer sich Fotos auf dem iPhone aufnehmen, bearbeiten und verschicken lassen. Anderthalb Jahre nach dem Firmenstart, kauft Mark Zuckerberg, Gründer und Chef von Facebook, dieses Gebilde Instagram für eine Milliarde Dollar in Bargeld und Aktien - die bisher größte Erwerbung des sozialen Netzwerks. Eine Karriere wie im Bilderbuch.
Die Summe klingt unglaublich. Vor allem angesichts der Tatsache, dass Instagram bisher noch keinen Cent Umsatz erwirtschaftet hat. Die Firma hat zwar 30 Millionen Nutzer, aber nur 13 Mitarbeiter. Ein Modell, wie man via Instagram Geld verdienen könnte, ist bisher nicht bekannt.
Der Kaufpreis ist auch deshalb erstaunlich, weil erst vorige Woche eine Gruppe von Wagniskapitalgebern die Firma mit 500 Millionen Dollar bewertet hatten, was auch schon ein stolzer Preis war. Was hat Zuckerberg dazu bewegt, diesen Preis einfach zu verdoppeln? Erkennt er neue Geschäftsmöglichkeiten? Ist er nur an den Nutzerdaten von Instagram interessiert? Hat er Angst, beim Zug des Internet auf die Mobil-Telefone den Anschluss zu verpassen? Oder ist das Ganze eine gigantische Blase?
Zuckerberg bemerkte ihn bereits 2004
Gewinner sind auf jeden Fall die Firmengründer. Der Chef von Instagram und Motor des Unternehmens, der 28-jährige Kevin Systrom, hält nach Informationen des Magazins Wired40 Prozent der Firma; er bekommt also 400 Millionen Dollar. Mike Krieger hält einen Anteil von zehn Prozent und wird entsprechend bezahlt. Weitere zehn Prozent des Verkaufserlöses sollen die Mitarbeiter bekommen. Gewinner sind schließlich auch jene Investoren, die Instagram im vorigen Jahr sieben Millionen Dollar gaben: Benchmark Capital (18 Prozent), Andreesen Horowitz und Baseline Ventures (jeweils zehn Prozent).
Die neuen Facebook-Freunde Kevin Systrom und Mike Krieger muss man sich als klassische Silicon-Valley-Leute vorstellen. Systrom galt schon während seines Studiums als Computer-Freak und Bastler. In Stanford entwickelte er 2004 einen Dienst namens Photobox, der es erleichterte, große Fotodateien zu versenden.
Bereits damals, so schreibt Internet-Journalist Austin Carr, begann sich Zuckerberg für Systrom zu interessieren und bot ihm einen Job an. Dieser wolte jedoch sein Studium abschließen. Er graduierte 2006 in den Fächern Betriebswirtschaft und Ingenieurwesen und besuchte einen Neun-Monats-Kurs der Universität für angehende Unternehmer.
Danach arbeitete Systrom kurz bei Nextstop, einem Internet-Reisedienst, der bald von Google übernommen werden sollte. Danach nahm er einen Job in der Entwicklungsabteilung von Google an; diese beschäftigt sich mit Firmen, die sich als Übernahmeobjekte eignen.