Strache ist nicht der einzige Populist, der seinen Wählern eine Abschottungsstrategie gegenüber etablierten Medien empfiehlt. Trump hat im Wahlkampf zu Anhängern gesagt: "Vergesst die Presse, lest das Internet. Studiert andere Dinge, geht nicht zu den Mainstreammedien." So zitierte ihn das Colorado Public Radio - ein öffentlich-rechtliches Medium, dem Trump dann als Präsident, wie allen anderen auch, die Finanzierung aus Bundesmitteln strich.
Diese Zitate deuten bereits auf die mediale Strategie von Rechtspopulisten hin: Sie nähren den Zweifel an etablierten Medien und empfehlen kraftvoll, ins Internet auszuweichen. Und ausgerechnet im Internet finden sich dann "alternative Medien", die auffallend positiv über den jeweiligen Rechtspopulisten berichten.
In Los Angeles protestieren Teilnehmer des "March for Truth" gegen die angeblichen Lügen des US-Präsidenten Trump.
(Foto: AFP)Auch in Deutschland gibt es längst rechte Webseiten, die mit einer freundlichen Berichterstattung über die dortigen Rechtspopulisten auffallen: Die Zeit nannte das umstrittene Compact Magazin einmal den "publizistischen Arm der AfD". Ein solches Urteil erscheint wenig überraschend, wenn man einzelne Texte von Chefredakteur Jürgen Elsässer liest.
Als die AfD ihre Spitzenkandidaten für die Bundestagswahl wählte, schrieb Elsässer dazu in einer "Eilmeldung": "Der Parteitag der Einigkeit geht weiter. Mit über 90 Prozent wurde das Wahlprogramm beschlossen, mit 67 Prozent setzte sich das Spitzenduo Gauland/Weidel durch. Somit können sich die Liberalen im Westen ebenso vertreten fühlen wie die Patrioten im Osten. Kein quälender Streit, keine Kampfabstimmungen - sondern Geschlossenheit - das ist wunderbar!"
Petry: Gegenangriff statt Entschuldigung für die Falschbehauptung
Rund um rechtspopulistische Parteien wuchs im Netz eine eigene Echokammer heran, in der Bürger permanent mit Schreckensmeldungen und auch Halbwahrheiten passend zur Parteilinie versorgt und bedient werden. Und selbst wenn auffliegt, dass sie eine falsche Behauptung verbreitet haben, reagieren einzelne Politiker oft nicht sonderlich transparent.
Am 8. Februar 2017 postete die Fanpage der AfD-Politikerin Frauke Petry auf Facebook: "BKA bestätigt: Flüchtlinge krimineller als Deutsche." Allerdings stimmte das nicht: Einen solchen Bericht des Bundeskriminalamts gab es nicht. Erst Tage später adaptierte Petrys Team den Eintrag und fügte ein Update hinzu, dass das BKA "keinen Vergleich der Kriminalitätsrate von Migranten und Deutschen" vorgenommen habe.
Im aktualisierten Beitrag erklärte die AfD dann gleich auch, dass es solche Zahlen womöglich nicht gebe, weil das BKA "eventuell politisch motiviert" sei. Anstatt sich für die eigene falsche Behauptung bei den Lesern zu entschuldigen, wurde also die Möglichkeit eines politischen Komplotts in den Raum gestellt.
Was wir tun können
Jeder kann etwas dazu beitragen, dass es Fälscher etwas schwerer haben. Der erste Schritt ist, selbst ein möglichst gutes Radar für dubiose Behauptungen zu entwickeln. Oft sind es simple Tricks, die überraschend gut funktionieren: Scrollen Sie bis ans Ende der Webseite und schauen Sie, ob ganz unten ein Hinweis steht wie: "Das ist alles nur Satire und frei erfunden." Oder werfen Sie einen Blick ins Impressum der Seite - dort sollte gesetzlich verpflichtet stehen, wer diese Plattform betreibt. Manch unseriöse Seiten weisen ein eigenartiges Impressum auf, dann ist etwa zu sehen, dass "Anonymous Ltd." der Betreiber sei.
"Lügen im Netz. Wie Fake News, Populisten und unkontrollierte Technik uns manipulieren", Brandstätter Verlag, ISBN: 978-3-7106-0160-6. Mehr Informationen und Bestellmöglichkeiten finden Sie hier auf der Webseite des Verlags.
Der wichtigste Tipp in der aktuellen Debatte ist: Lassen Sie sich nicht verwirren - behalten Sie in Erinnerung, dass es sehr wohl Fakten gibt. Mit Begriffen wie "alternative Fakten" wird suggeriert, dass Tatsachen reine Ansichtssache seien. Auch online lässt sich erkennen, wie erfolgreich diese Rhetorik ist. Mir erklärten schon Nutzer, "auch Fakten können verschieden interpretiert werden - der Leser entscheidet". Sowie: "Wer kann Fakten schon prüfen." Das Wesensmerkmal von Fakten ist deren unmissverständliche Überprüfbarkeit - ansonsten wären es keine Fakten, sondern nicht belegbare Behauptungen.
Wir sind machtlos gegenüber Lügen und Desinformation? Unsinn!
Faktenchecks sind ein Teil der Lösung, um die öffentliche Debatte wieder etwas sachlicher zu machen. Eine Studie gibt Hoffnung: Die Politologen Brendan Nyhan und Jason Reifler analysierten, ob sich Politiker durch Faktenchecks zu einer faireren Rhetorik motivieren lassen. Das Ergebnis ihrer Untersuchung mit rund 1200 US-amerikanischen Politikern: Wenn diese darauf hingewiesen wurden, dass in ihrem Bundesstaat Faktenchecks stattfinden, hielten sie sich merkbar mit Halbwahrheiten zurück und flogen seltener mit falschen Behauptungen auf. Es lohnt sich also, rhetorische Fouls anzukreiden und Parteien an diese mediale Kontrolle zu erinnern.
Die gefährlichste Desinformation, die derzeit kursiert, lautet: Dass wir Lügen und Irreführung hinnehmen müssen und man gegen das politische Spiel mit der Fehlinformation speziell im Netz nichts tun könne. Das Gegenteil ist richtig - wir können sehr viel unternehmen: Das Wichtigste ist, beharrlich auf den Wert von Fakten zu pochen.