Süddeutsche Zeitung

Ifa 2018:"Bald werden wir uns wundern, dass es jemals Geräte ohne Sprachsteuerung gab"

Die Ifa eröffnet am Freitag in Berlin. Christopher Meinecke von der Bitkom erklärt die Trends.

Interview von Moritz Zajonz

Die internationale Funkausstellung Ifa hat heute in Berlin eröffnet. Viele Hersteller zeigen ihre neuen Waschmaschinen, Bildschirme, Laptops und Uhren. Sie haben dieses Jahr sehr häufig das Wörtchen "smart" vor die Gerätenamen gesetzt. Die völlige Vernetzung aller erdenklichen Apparate mit Smartphone und sprechenden Lautsprechern kommt. Christopher Meinecke vom Digitalverband Bitkom erklärt, was auf der Ifa wichtig ist.

SZ: Was sind dieses Jahr die wichtigsten Trends auf der Ifa?

Christopher Meinecke: Es gibt vor allem zwei Trends. Zum einen die digitalen Sprachassistenten. 13 Prozent der Deutschen nutzen die Technik mittlerweile. 84 Prozent haben schonmal davon gehört. Vor zwei Jahren hatten nur fünf Prozent davon gehört. Das liegt vor allem daran, dass die Assistenten viel können. Ich kann mir nicht mehr nur Wetter oder Sportergebnisse ansagen lassen, sondern auch Termine für meinen Kalender diktieren und mein smartes Heim steuern. Das ist der zweite Trend, der mit dem ersten eng verbunden ist: das Smart Home, die Steuerung von vernetzten Haushaltsgeräten mittels Sprache oder Smartphone.

Brauche ich denn eine smarte Wohnung?

Inzwischen lassen sich Geräte wie Backofen, Musikanlage, Heizung und Rollos über das Smartphone oder digitale Sprachassistenten steuern. Das ist sehr komfortabel. Für alte Menschen, die nicht alleine leben können, sind zum Beispiel intelligente Türschlosssysteme praktisch, weil sich Pfleger so Zutritt zur Wohnung verschaffen können. Hausnotrufsysteme können automatisch den Notarzt rufen, wenn spezielle Detektoren einen Sturz registrieren. Und intelligente Matratzen messen die Schlafqualität. Viele Geräte machen unser Leben also sicherer oder komfortabler.

Die Verbindung von Smart Homes zum Internet birgt stets die Gefahr, dass Fremde sich Zugriff verschaffen können. Warum ist das für die Gerätehersteller bislang kein Thema?

Die Sicherheit der Geräte und der Schutz der Privatsphäre sind durchaus Thema. Die Hersteller sind natürlich an Gesetze gebunden wie beispielsweise die Datenschutzgrundverordnung, die im Mai eingeführt wurde. Sie sollten außerdem regelmäßig aktuelle Sicherheitsupdates bereitstellen. Verbraucher sind gut beraten, bereits bei der Anschaffung der Geräte bewusst auf Sicherheits-Features zu achten und für jedes Gerät ein individuelles Passwort zu vergeben. Die Vernetzung bringt den Menschen vor allem Komfort. Wir werden uns in ein paar Jahren wundern, dass jemals Geräte ohne Sprachsteuerung verkauft wurden und wir gleich mehrere Fernbedienungen herumliegen hatten.

Auch die neuen Haushaltsgeräte wie Backöfen und Waschmaschinen sollen wahre Wunder leisten. Tun es die alten Geräte nicht mehr?

Wer etwa auf den Stromverbrauch achtet, sollte über die neuen Geräte nachdenken. Die intelligenten Waschmaschinen können sich zum Beispiel automatisch einschalten, wenn der Strommix gerade vor allem aus nachhaltigen Energien besteht oder besonders günstig ist. Es ist aber natürlich auch einfach praktisch, wenn man die Heizung oder den Backofen aus der Ferne steuern kann.

Inzwischen gibt es auch 8K-Fernseher, die viermal so viele Pixel haben wie 4K-Fernseher. Ist das wirklich nötig?

Um das wirklich nutzen zu können, brauchen wir tatsächlich vor allem erstmal die Inhalte. Bislang gibt es erst wenige 4K-Inhalte geschweige denn TV-Sender in 4- oder 8K-Auflösung. Daneben brauchen Sie außer dem Monitor noch die entsprechende Bandbreite, um die Inhalte empfangen zu können. Die 100-Mbit-Leitung, die man dafür ungefähr benötigt, ist noch nicht in allen Haushalten verfügbar.

Nicht alles, was groß von Herstellern angekündigt wurde, war auch erfolgreich. Was waren die größten Flops?

Die Minidisc und der DVD-Rekorder. Letzterer ist den Streaming-Diensten zum Opfer gefallen, die inzwischen in Deutschland sehr verbreitet sind. Dreiviertel der Internetnutzer ab 14 Jahren streamen bereits Videoinhalte aus dem Internet. Fast alle Filme und Serien sind online verfügbar. Wichtig für die Popularität von vielen Technologien ist immer, welche und wie viele Inhalte darüber zur Verfügung stehen.

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