Süddeutsche Zeitung

US-Sanktionen:Huawei drückt beim eigenen Betriebssystem aufs Tempo

  • Der chinesische Huawei-Konzern will sein eigenes Betriebssystem nach den US-Sanktionen schnell fertigstellen.
  • Als Zeitpunkt für den Start nannte ein Huawei-Manager spätestens Frühjahr 2020, vielleicht aber auch schon im Herbst dieses Jahres.
  • Die USA hatten Geschäfte mit Huawei teilweise untersagt, daraufhin hatte Google angekündigt, Huaweis Zugang zum Android-Betriebssystem einzuschränken

Der chinesische Huawei-Konzern will unter dem massiven Druck von US-Sanktionen sein eigenes Betriebssystem spätestens zum nächsten Frühjahr einsatzbereit haben. Die Software soll auf Smartphones, Computern und Tablets laufen, aber auch auf Fernsehern, in Autos und tragbaren Geräten zum Einsatz kommen. Außerdem soll es mit Android-Apps kompatibel sein, kündigte der Chef der Huawei-Verbrauchersparte, Yu Chengdong, im chinesischen Fernsehsender "Phoenix News" am Mittwoch an.

Yu zufolge sei es aber möglich, dass die Software auch schon im Herbst fertig ist. Demnach arbeite der derzeit zweitgrößte Smartphone-Hersteller bereits seit 2012 an der Entwicklung eines eigenen Betriebssystems. Seit bekannt ist, dass die US-Regierung die Geschäfte von US-Unternehmen wie Google mit dem chinesischen Konzern massiv einschränken will, habe das Projekt jedoch stark an Dringlichkeit gewonnen.

US-Präsident Donald Trump hatte am Freitag alle Geschäfte mit Huawei zunächst untersagt, lockerte die Maßnahmen wenig später aber für 90 Tage. Mit dem Aufschub soll vor allem die Versorgung bereits ausgelieferter Smartphones sowie der Betrieb von Mobilfunknetzwerken mit Huawei-Technik in ländlichen Regionen in den USA sichergestellt werden. Huawei ist der zweitgrößte Smartphone-Anbieter der Welt und auch ein führender Netzwerkausrüster.

90-Tage-Frist

Für Nutzer von Huawei-Smartphones bedeutet die 90-Tage-Frist unter anderem, dass Google ihre Telefone in den kommenden drei Monaten weiter in vollem Umfang mit Updates und Apps versorgt. Für die Verwendung von US-Technologie in neuen Produkten gilt die Lockerung aber nicht. Die USA hatten Huawei auf eine schwarze Liste von Unternehmen gesetzt, deren Geschäftsbeziehungen zu US-Partnern strengen Kontrollen unterliegen. Wer US-Technik an Huawei verkaufen oder transferieren will, muss eine Lizenz erwerben.

Die kann jedoch verweigert werden, wenn Sicherheitsinteressen berührt sind. Huawei wird von US-Behörden verdächtigt, seine unternehmerische Tätigkeit zur Spionage für China zu nutzen. Beweise dafür wurden bislang nicht öffentlich gemacht. Die USA drängen auch andere westliche Länder wie Deutschland, Huawei von den Netzen für den künftigen superschnellen Mobilfunk-Standard 5G fernzuhalten. Huawei wies die US-Vorwürfe stets zurück.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4458346
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ.de/dpa/mxm/mri
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.