Hideo Kojima auf der Gamescom:Der Tarantino der Computerspielbranche

Lesezeit: 2 min

So etwas wie der Tarantino der Games-Branche: Der 55-jährige japanische Games-Entwickler Hideo Kojima ist vor allem für die "Metal Gear"-Reihe bekannt. (Foto: AP)
  • Der 55-jährige Japaner zählt zu den Pionieren der Gaming-Branche. Bekannt wurde er vor allem mit der "Metal Gear"-Reihe.
  • 2015 überwarf er sich als Vizepräsident von Konami mit seinem Arbeitgeber und gründete sein eigenes Studio. Im November soll das Erstlingswerk "Death Stranding" erscheinen.
  • Auf der Gamescom wird Kojima wie ein Rockstar gefeiert, und das obwohl Fans das Spiel noch gar nicht testen können.

Von Caspar von Au

Als Hideo Kojima am Montagabend die Bühne betritt, flippt die Menge aus, die bis zu diesem Zeitpunkt eine Show ohne viele Höhepunkte während der Gamescom Opening Night gesehen hat. Nun aber ist er da: der Star vieler Spielerinnen und Spieler auf der größten Computerspielemesse der Welt. Rund 1500 Menschen springen auf, jubeln, zücken ihre Smartphones und versuchen, einen Blick auf den zierlichen Japaner mit der Beatles-Frisur und den schwarz umfassten Brillengläsern zu erhaschen. Allein die grauen Flecken im Dreitagebart Kojimas verraten, dass er bereits 55 Jahre alt ist und zu den Pionieren der Gaming-Branche zählt.

1986 entwickelt er als 23-Jähriger sein erstes Spiel für den japanischen Hersteller Konami. Ein Jahr später erscheint unter seiner Leitung das erste "Metal Gear"-Spiel. Seinerzeit schaut der Spieler noch von oben auf die zweidimensionale Szenerie, er kontrolliert einen Agenten mit dem Codenamen Solid Snake und muss möglichst unbemerkt an pixeligen Wachen vorbeischleichen. Der dritte Teil der Spielereihe bringt Kojima 1998 den internationalen Durchbruch, dann schon in 3-D. Bis 2015 folgen weitere sieben Spiele. Die Serie ist bis heute bei Fans vor allem für ihre ikonische Erzählweise, den ungewöhnlichen Humor und die hollywoodartigen Zwischensequenzen beliebt.

Im November erscheint das Erstlingswerk des eigenen Studios

Doch es gibt auch einen Knick im Lebenslauf: 2011 steigt Kojima zum Vizepräsidenten von Konami auf, nur vier Jahre später kommt es zum Zerwürfnis mit dem Unternehmen. Nach der Trennung macht Kojima sein eigenes Entwicklerstudio auf. "Death Stranding", das Anfang November erscheinen soll, ist das erste Spiel des Studios. Kojima ist in der finalen Entstehungsphase des Spiels von Japan nach Köln gereist, um das Spiel zu promoten. In "Death Stranding" schlüpft der Spieler in die Rolle von Sam, der als eine Art Lieferbote im Wilden Westen einer dystopischen Zukunft arbeitet. Die Menschen in dieser Welt leben isoliert voneinander, Sams Auftrag ist es, die Gesellschaft wieder zusammenzuführen. Eine politische Botschaft will Kojima nach eigener Aussage damit aber nicht vermitteln.

"Es geht mir nicht darum, den Trend des Individualismus, den wir aktuell weltweit sehen, positiv oder negativ zu bewerten", sagt er. "Ich will nur zum Denken anregen." Das sei bisher das Ziel aller seiner Spiele gewesen. Und dann sagt Kojima noch einen Satz, der konträr zu vielem steht, das die Branche auf der Gamescom sonst so zu vermitteln versucht: "Es ist okay, wenn man beim ersten Spielen von 'Death Stranding' nicht gleich alles versteht." Bei manchen Romanen und Filmen mache es auch nach zehn, fünfzehn Jahren erst klick.

"Ich will nur zum Denken anregen"

Für das Spiel hat sich Kojima die Gesichter einiger bekannter Hollywood-Schauspieler geliehen: Norman Reedus ("The Walking Dead") verkörpert die Hauptfigur Sam, Mads Mikkelsen und Lea Seydoux (beide "James Bond") schlüpfen in kleinere Rollen. Dass es dabei um den Starfaktor geht, streitet der japanische Entwickler ab. "Ich wollte mit Schauspielern zusammenarbeiten, die ich schätze und die mich schätzen." Fest steht aber auch: Der Außenwirkung seines Spiels hat die zusätzliche Prominenz nicht geschadet.

Kojima steht breit lächelnd auf der Bühne. Er hat das Publikum in der Hand: Es stöhnt, wenn er sagt, dass er erste Spielszenen aus "Death Stranding" eigentlich erst zur Tokyo Game Show Mitte September präsentieren will. Es jauchzt, wenn er (natürlich) dennoch einen kurzen Film mit Szenen aus dem Spiel präsentiert. Und es lacht an den passenden Stellen - wenn zum Beispiel gleich am Anfang klar wird: Zum Spiel gehört, dass der Protagonist Sam auch mal eben in die Steppe pinkeln muss.

Und auch wenn die Besucher auf der Messe "Death Stranding" nicht mal ausprobieren können, sind das Spiel und sein Entwickler - so viel steht schon am ersten Gamescom-Tag fest - einer der Höhepunkte in Köln.

© SZ vom 21.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Gamescom
:"Deutschland bietet Spieleunternehmen nicht wenig, sondern nichts"

Die Games-Branche verzeichnet Rekordumsätze. Zum Start der Gamescom erklärt Benedikt Grindel vom größten deutschen Studio Blue Byte, warum sich deutsche Entwickler trotzdem mehr Förderung vom Staat wünschen.

Interview von Caspar von Au

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: