Helphelp2, Integreat, Waslichraa:Apps für Flüchtlinge

Start-ups haben einige sinnvolle Apps für Flüchtlinge programmiert. Wir stellen sie vor.

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Helphelp2

Helphelp2

Quelle: Screenshot

Die Idee kam Rüdiger Trost beim Einkaufen. Er wollte etwas für Flüchtlinge spenden, wusste aber nicht was. Also googelte er sich mühsam durch verschiedene Websites. Was wo gebraucht wurde, war schwer ersichtlich, häufig waren die Angaben nicht aktuell. Trost, der als IT-Berater arbeitet, ersann eine interaktive Karte, basierend auf Google Maps, auf der man sich Sammelstellen in der Nähe anzeigen lassen kann. Weil er selbst kaum programmieren kann, bat er einen Bekannten um Hilfe. Der war begeistert, vier Tage später stand die App. Für jede Annahmestelle erscheint auf der Karte nun ein kleines Fähnchen. Klickt man darauf, erscheinen Adresse, Kontaktdaten und eine Liste der Dinge, die gebraucht werden. Ihre Schnelligkeit war "ein Riesenvorteil", sagt Trost. Er warb nur über soziale Netzwerke. Schon bald meldeten sich Helfer, die genau so etwas gesucht hatten. Heute sind in Deutschland und Österreich insgesamt etwa 200 Sammelstellen gelistet, mehr als 8000 Freiwillige haben die App heruntergeladen. "Es könnten aber noch viel mehr sein", sagt Trost.

Julia Ley

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Integreat

integreat

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Die App hieß mal Refguide+: Der Name ist Programm, die App soll bei der Integration helfen, indem sie Kommunen hilft, Flüchtlinge mit Informationen zu versorgen. Dafür bereitet das Team am Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik der TU München eine Art digitalen Setzkasten vor. Die Kommunen müssen ihn nur noch mit ihren jeweiligen Bauklötzen füllen. Sie können Stadtkarten hochladen, Adressen von Erstunterkünften und medizinischen Anlaufstellen eintragen, aber auch aktuelle Informationen über kostenlose Deutschkurse veröffentlichen. Augsburg und Bad Tölz nutzen das Angebot bereits, mit anderen Städten gebe es erste Kontakte, sagt Daniel Kehne. "Wir wollen verhindern, dass das Projekt in ein paar Wochen wieder von der Bildfläche verschwindet", fügt Kehne hinzu. Den Studenten fehlen die nötigen Kapazitäten, um das Programm langfristig selbst zu betreiben. Kommunen müssen kontaktiert und technisch eingeführt werden, die App muss gewartet und weiterentwickelt werden. Deshalb sei geplant, das Projekt einem gemeinnützigen Verein einzugliedern, der es professionell betreibt.

Julia Ley

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German for Refugees

german for refugees

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Karsten Warrink ist Mitglied im Entrepreneur's Pledge, einer Gruppe von Unternehmern, die sich verpflichtet haben, einmal im Leben ein Unternehmen zu gründen, das einem sozialen oder umweltpolitischem Zweck dient. Das hat Warrink noch nicht getan, stattdessen hat er eine Deutschlerninitiative ins Leben gerufen. "Kaum ein Problem ist momentan so zentral wie die Sprachbarriere", sagt Warrink. Während Asylbewerber auf ihre Deutschkurse warteten, könnten sie schon selbständig lernen. Er rief bei Icoon und busuu an, German for Refugees war geboren. Die Sprachlernplattform busuu stellt ihre Deutsch- und Englischkurse arabischsprachigen Nutzern kostenlos zur Verfügung. Icoon, gegründet von Warrinks Ex-Frau Gosia, hat 2000 Bildwörterbücher gespendet und eine iPhone-App aufgesetzt, die 1000 Symbole enthält. Warrink leitet eine Marketing-Firma. Der Verdacht liegt nahe, dass auch die Deutschkursinitiative ein kluger Werbetrick ist. Nein, sagt er, an der Firma seiner Ex-Frau sei er nicht mehr beteiligt, die Kurse für die Flüchtlinge kostenlos. "Aber wenn dadurch am Ende ein paar mehr Leute von Icoon erfahren, soll mir das auch recht sein."

Julia Ley

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Waslchiraa

Waslchiraa

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Waslchiraa lässt sich zwar schwer aussprechen, ist aber schnell erklärt: Wie "Groupon - in sehr nett und speziell für Flüchtlinge", schreiben die Macher auf ihrer Webseite. Spendewillige können Gutscheine ausstellen, Asylbewerber können diese herunterladen. Angeboten werden soll fast alles, was Flüchtlingen den Start in Deutschland erleichtern kann: Gutscheine fürs Kino, für die Mitgliedschaft im Fußball-Verein und die Eisdiele nebenan, aber auch Coupons für das Sprach-Lern-Programm und den Optiker. Die Erfinder arbeiten allesamt für "Project A Ventures", einen Investor, der auch den Refugee Hackathon mitfinanziert hat. Project A Ventures beschreibt sich selbst als "Company-Builder", der mit einem 80-Millionen-Euro-Fonds und eigener Expertise in Start-ups investiert. Das Geld dafür kommt von Axel Springer und der Otto-Gruppe. Die Idee für Wasl Chiraa entstand im Rahmen des Hackathons, ein paar Mitarbeiter hätten sie dann in ihrer Freizeit entwickelt. Der ungewöhnliche Name des Projekts hat übrigens eine einfache Erklärung: "Kaufgutschein".

Julia Ley

© SZ vom 16.11. 2015/mri
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