Handyversicherung:Versicherungen für Smartphones sind unnötig

Mit einer Schutzhülle schützt man sein Smartphone - mit einer Versicherung eher nicht.

Lieber das Gerät hübsch einpacken, um es zu schützen: Gewährleistung und Herstellergarantie sind ausreichend, sagen Verbraucherschützer.

(Foto: Sophia Kembowski/dpa)
  • Je teurer moderne Smartphones werden, desto höher wird die Nachfrage der Verbraucher nach Handyversicherungen.
  • Viele Leistungen dieser Versicherungen werden schon durch eine normale Hausratversicherung abgedeckt.

Von Julian Rodemann

Mails schreiben, Termine planen, Urlaubsbilder verschicken - Smartphones sind aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Je mehr die Geräte leisten, desto teurer werden sie. Gab es das iPhone4 noch für 500 Euro, sind für das iPhone7 schon mindestens 760 Euro fällig. Immer mehr Nutzer lassen ihre Handys deshalb versichern. "Die Nachfrage nach unseren Handyversicherungen steigt", bestätigt ein Sprecher der Ergo Direkt Versicherungen. Aber lohnen sich Schutzbriefe fürs Handy überhaupt?

Elke Weidenbach von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen hat Zweifel. Es gebe zu viele Ausnahmen, in denen die Versicherungen nicht zahlen: Bei Bedienfehlern, Virenbefall oder Regenschäden müsse der Besitzer meist selbst für den Schaden aufkommen. Auch wenn das Gerät geklaut wird, zahlen viele Versicherungen nur, wenn das Handy "sicher verwahrt" wurde.

Fünf bis zehn Euro pro Monat kosten die meisten Verträge

Wenn überhaupt, dann bekommen Kunden nur den Zeitwert erstattet, der meist von der Versicherung im Voraus festgelegt worden ist - Also nicht das, was ein Handy etwa auf Ebay tatsächlich wert ist, sondern, was der Versicherer im Vertrag festgehalten hat.

Die Elektronikketten Saturn und Media Markt bieten ihren Kunden beim Handykauf schon seit langem Versicherungen für die Geräte an. Auch Online-Händler wie Amazon locken mit Policen, die per Häkchen leicht dem Handy im Warenkorb hinzugefügt werden können. Zwischen fünf und zehn Euro pro Monat kosten die meisten Versicherungen, bei einer Mindestlaufzeit von zwölf oder 24 Monaten. So kommen schnell Summen um die 200 Euro zusammen. Vor allem junge Kunden sind dazu bereit, dieses Geld für eine Absicherung ihrer teuren Geräte zu bezahlen.

"Viele Verbraucher sind ängstlich, wenn sie auf einmal ein 700-Euro-Handy in der Hand halten", sagt Weidenbach. "Sie möchten auf Nummer sicher gehen." Der Tipp der Versicherungsexpertin: Einfach nachschauen, was die Hausratversicherung umfasst. Oft erstattet die den Neuwert der Handys, etwa bei Wasserschaden, Brand oder Einbruch. Das Geld für die zusätzliche Handyversicherung können sich Verbraucher dann also sparen.

Ausnahmen verstecken sich im Kleingedruckten

Wer trotz allem eine Police für das Smartphone abschließen möchte, sollte im Internet die Tarife und Leistungen vergleichen. Vom spontanen Kauf beim Händler rät Sascha Straub von der Verbraucherzentrale Bayern ab. Viele Verkäufer bieten nur eine einzige Versicherung an. "Zeit, um deren Konditionen zu studieren, haben die wenigsten."

Die zahlreichen Ausnahmen sind aber oft im Kleingedruckten versteckt. Außerdem kassieren die Einzelhändler Provisionen, wenn ein Kunde in ihrem Geschäft eine Versicherung abschließt. Eine unabhängige Beratung sollten Käufer also nicht erwarten. Die Verkäufer werden zum Teil am Monitor daran erinnert, dem Kunden noch eine Garantieverlängerung anzubieten, etwa bei Saturn und Media Markt, wie eine Sprecherin von Media-Saturn bestätigt.

Die Warnungen der Verbraucherschützer gelten nicht nur für Handyversicherungen, sondern für fast alle technischen Geräte. Selbst für Wearables, also tragbare technische Geräte wie eine Smartwatch oder ein Fitness-Tracker, gibt es mittlerweile spezielle Versicherungen. "In den ersten Jahren ist man über die Gewährleistung und die Herstellergarantie ausreichend abgesichert", sagt Verbraucherschützer Straub.

Danach biete eine Geräteversicherung, oft Garantieverlängerung genannt, nur die Erstattung des Zeitwerts bei teuren Monatsbeiträgen. Die R+V-Geräteversicherung etwa erstattet nur 40 Prozent des Kaufpreises, wenn das Gerät älter als zwei Jahre ist - und kostet bei teuren Geräten bis zu 130 Euro im Jahr. "Lieber monatlich etwas beiseitelegen und damit im Schadensfall ein neues Gerät kaufen", empfiehlt Straub. Und am allerbesten: Einfach gut auf das Gerät aufpassen.

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