Handykosten im Ausland:EU streitet über Roaminggebühren

Wie teuer soll die Handynutzung im Ausland sein? Die EU will die Roaminggebühren beim Telefonieren und Surfen im Ausland deutlich beschneiden. Die zuständige Kommissarin hatte schon ausgerufen, die Gebühren ganz zu streichen - doch es ist offen, wie viel davon am Ende im Gesetz landet.

Grenzenlos telefonieren, ohne zusätzliche Kosten - das hatte EU-Kommissarin Neelie Kroes versprochen. Sie will die sogenannten Roaminggebühren abschaffen, die beispielsweise deutsche Mobilfunkkunden zahlen müssen, wenn sie in Frankreich telefonieren.

Doch es ist ungewiss, ob das klappen wird. Die Nachrichtenagentur Reuters zitiert nun aus einem neuen Reformentwurf, in dem nicht mehr erwähnt werde, dass Roaminggebühren drastisch sinken müssten, teilweise bis zu 90 Prozent. So stand es Reuters zufolge in einer früheren Version des Gesetzes.

Die EU-Kommission will sich auf Anfrage nicht äußern. Offiziell soll die Reform am 10. September vorgelegt werden.

Laut Reuters hat die Telekommunikationslobby vorher Druck gemacht. Vertreter der Deutschen Telekom, von Orange, Telecom Italia und Telefonica hätten bei einem Treffen mit Kroes im vergangenen Monat ihre Vorbehalte zu den Plänen vorgetragen.

Profitables Roaming

Anfang Juli hatte die EU die Roaminggebühren gedeckelt. Seitdem kostet ein Anruf aus dem europäischen Ausland maximal 24 statt bisher 29 Cent pro Minute (ohne Mehrwertsteuer). Deutsche Kunden zahlen inklusive Steuer maximal 28,6 Cent pro Minute, für die Annahme eines Anrufs 8,3 Cent. Eine SMS schlägt inklusive Steuer mit höchstens 9,5 Cent statt 10,7 Cent zu Buche. Ankommende SMS kosten den Handynutzer weiter nichts. Von Juli 2014 an sinken die Werte erneut.

Schon damals sagte ein Sprecher der Deutschen Telekom, dass Kroes' Forderung eine unnötige Regulierung des Mobilfunkmarktes sei. Durch die Regulierungsentscheidungen würden den Unternehmen Milliardensummen entzogen - gleichzeitig sollten sie aber in moderne Breitbandnetze investieren.

Die Einnahmen aus dem Roaming lohnen sich für die Konzerne. "Nichts im Mobilfunk ist, abgesehen von SMS, so profitabel wie Roaming", sagt Torsten Gerpott, der an der Universität Duisburg-Essen einen Lehrstuhl für Telekommunikationswirtschaft innehat.

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