Hacker reagieren auf Überwachungspläne:CCC fordert Verbot unverschlüsselter Kommunikation

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  • Der Chaos Computer Club fordert, unverschlüsselte Kommunikation unter Strafe zu stellen.
  • Die Hacker-Gruppierung reagiert damit auf politische Forderungen, Behörden müssten auch dann digitale Daten mitlesen dürfen, wenn sie verschlüsselt sind.

CCC fordert Strafen für unverschlüsselte Kommunikation

Der Chaos Computer Club schaltet sich in die Debatte um Verschlüsselung ein. Der Datenschutz-Verband fordert, unverschlüsselte Kommunikation müsse grundsätzlich verboten werden. Damit reagiert der Club auf Forderungen aus diversen Ländern, darunter auch Deutschland, die sich dafür ausgesprochen hatten, die Verschlüsselung digitaler Kommunikation auszuhebeln. "Wer Daten seiner Kunden unverschlüsselt überträgt, archiviert und damit deren Sicherheit gefährdet, muss mit empfindlichen Strafen belegt werden", heißt es in einem Blogeintrag.

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Der Anti-Terror-Koordinator der EU verlangt, dass Behörden alles mitlesen können. Auch wenn die Kommunikation verschlüsselt ist. Damit hebelt er jeden Schutz vor Überwachung im digitalen Raum aus und bestätigt Feindbilder vom datenhungrigen Staat.

Von Johannes Boie

Reaktion auf Ruf nach mehr Behörden-Zugriff

Der CCC nimmt damit eine harte Gegenposition ein in der Diskussion, die unter anderem Großbritanniens Premier David Cameron nach dem Anschlag auf das französische Satiremagazin "Charlie Hebdo" angestoßen hatte: Cameron hatte ein Verbot von Kommunikations-Apps mit Verschlüsselung ins Gespräch gebracht, die Sicherheitsbehörden keinen Zugang zu Inhalten bieten. Sollte er wiedergewählt werden, wolle er ein Gesetz in die Wege leiten, mit dem Chat-Apps wie Whatsapp oder Apples iMessage illegal wären.

Der Chatdienst setzt auf so genannte Ende-zu-Ende-Verschlüsselung. Dabei wird der gesamte Text chiffriert. Fangen also Geheimdienste eine Botschaft ab, sehen sie nur Wortsalat und nicht, was tatsächlich geschrieben wurde. Der amerikanische Präsident Barack Obama unterstützte die Forderung von Cameron. Auch Bundesinnenminister Thomas de Maizière hatte am Mittwoch gefordert, dass Sicherheitsbehörden in der Lage sein müssen, auch bei verschlüsselter Kommunikation mitzulesen. "Effektive Ermittlungen zur Strafverfolgung müssen auch im Cyberraum möglich sein", so de Maizière. In die gleiche Richtung argumentiert der Anti-Terror-Koordinator der EU, Gilles de Kerchove.

Reaktion auf NSA-Enthüllungen: mehr Verschlüsselung

Nach den Enthüllungen über die ausufernde Internet-Überwachung durch den US-Abhördienst NSA und dessen britischen Gegenpart GCHQ setzen Privatleute und Unternehmen stärker auf Verschlüsselung. In Deutschland forderte zuletzt auch das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) die Wirtschaft zum Einsatz von harter Verschlüsselung auf der Basis des offenen Systems GnuPG auf, für das staatliche Stellen mit hoher Wahrscheinlichkeit keine Hintertür besitzen.

Der CCC weitet die Forderung nun auf sämtliche digitale Kommunikation aus: "Wir fordern, dass die Millionen, die in die Militarisierung der Netze gesteckt werden, stattdessen in den Bau offener, sicherer Systeme zu investieren sind", erklärte der CCC. Das Geld solle auch in eine bessere technische Ausbildung fließen.

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