Hacker-Attacken auf Sony und Nintendo:Machtlose IT-Giganten

Wie machtlos sind IT-Unternehmen bei Hacker-Attacken? Seit Wochen wird ein Sony-Netzwerk nach dem anderen geknackt. Jetzt hat es auch den Konkurrenten Nintendo erwischt - allerdings zeigten sich die Hacker hier eher freundlich.

Nach dem Riesen-Datenklau lassen Computer-Hacker Sony nicht mehr aus dem Visier. Am Montag gab eine Gruppe an, auch noch in das Netzwerk für Spiele-Entwickler eingedrungen zu sein. Zum Beweis veröffentlichten die Hacker von "Lulz Security" einen Quellcode im Internet, der nach ihren Angaben vom Sony Computer Entertainment Developer Network stammt.

Hacker-Attacken auf Sony und Nintendo: Sony-Zentrale in Tokio.

Sony-Zentrale in Tokio.

(Foto: AP)

"Hiermit präsentieren wir den Sony Computer Entertainment Developer Network-Quellcode", erklärte die Hackergruppe Lulz Security. Dazu stellten die Hacker einen Link zu einer 54 Megabyte großen Datei.

Lulz Security hatte vergangene Woche bereits einen großangelegten Angriff auf Sony bekanntgegeben, bei dem die Gruppe mehr als eine Million persönliche Daten wie Passwörter, E-Mail-Adressen und andere Informationen von SonyPictures.com erbeutet hatte.

Sony war bereits im April Ziel eines Hackerangriffs gewesen. Dabei wurden sensible Daten von weltweit etwa hundert Millionen Kunden des Playstation Network und des Musik- und Filmdienstes Qriocity gehackt.

Später räumte der Konzern ein, dass auch Daten aus seinem Onlinespiele-Netzwerk Sony Online Entertainment (SOE) gestohlen worden waren. Daraufhin hatte Sony sämtliche Angebote zeitweise gestoppt.

Zorn der Hacker-Szene

Sony hatte sich den Zorn mit der Klage gegen einen Playstation-Hacker zugezogen. Der junge Mann, der schon Apples iPhone gehackt hatte, knackte die Software von Sonys Playstation 3 und veröffentlichte das entsprechende Programm im Internet.

Nach der Klage einigten sich der Konzern und der Hacker außergerichtlich. Er musste versprechen, die Knack-Software nicht mehr zu vertreiben. Anschließend schrieb er in einem Blog, er schließe sich einem Boykott von Sony-Produkten an. Konkrete Verdächtige in Sachen Datendiebstahl seien bisher nicht ausgemacht worden, räumte Sony in dem Brief an die US-Abgeordneten ein.

Am Wochenende stattete "Lulz Security" auch dem Spiele-Spezialisten und Sony-Konkurrenten Nintendo einen Besuch ab, es blieb aber harmlos. Die Hacker-Gruppe wies nach eigenen Angaben lediglich auf eine Schwachstelle hin, die inzwischen gestopft worden sei. Es seien keine Kundendaten oder Firmeninformationen gestohlen worden, sagte ein Nintendo-Sprecher der BBC.

"Wir lieben Nintendo"

Der Zeitpunkt ist für den Spiele-Konzern dennoch ungünstig: Diese Woche will Nintendo mehr Details über den mit Spannung erwarteten Nachfolger für seine Spielekonsole Wii vorstellen.

Die Hacker-Gruppe beschaffte sich bei der Attacke nach eigenen Angaben eine Konfigurations-Datei von einem Nintendo-Webserver in den USA. "Wir lieben Nintendo", versicherten die Hacker zugleich in einer Nachricht beim Kurzmeldungsdienst Twitter.

Die Hacker-Gruppe Lulz Security ist erst in diesem Jahr öffentlich hervorgetreten. Bisherige Aktionen waren ein Angriff auf die Website des konservativen Fernsehsenders Fox und eine Attacke auf den öffentlich-rechtlichen Rundfunksender PBS aus Protest gegen eine Dokumentation über die Enthüllungsplattform Wikileaks.

Zuletzt griff sie auch noch eine US-Firma an, die mit der Bundespolizei FBI zusammenarbeitet. Bei Sony hatten Mitte April Unbekannte die Sony-Netzwerke für Konsolen- und Computerspiele sowie den Film- und Musikdienst Qriocity geknackt.

Dadurch bekamen sie Zugang zu mehr als 100 Millionen Kundendatensätzen. Das Management beteuerte wiederholt, nach dem riesigen Datendiebstahl alles Erdenkliche für mehr Sicherheit getan zu haben. Deshalb sind erfolgreiche neue Hacker-Angriffe für den japanischen Konzern besonders schmerzhaft.

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