Grippewarnung von Google:Halbgott im Netz

Wer sich heute krank fühlt, googelt erst mal seine Symptome. Die Suchmaschine macht sich das jetzt zunutze - für ein Grippefrühwarnsystem.

Mirjam Hauck

Sie sind rund um die Uhr erreichbar und sie kosten keine zehn Euro Praxisgebühr: Suchmaschinen wie Google sind mittlerweile für viele die erste Anlaufstelle, wenn es darum geht, sich Informationen für die digitale Selbstdiagnose zu holen. Dieses Phänomen macht sich Google jetzt zunutze und hat ein Grippefrühwarnsystem installiert - den "Google Flu Trend".

Grippewarnung von Google: Google Flu Trend: das Grippefrühwarnsystem der Suchmaschine.

Google Flu Trend: das Grippefrühwarnsystem der Suchmaschine.

(Foto: Screenshot: Google Flu Trend)

Wie die New York Times berichtet, soll das neue Google-Tool regionale Grippewellen bis zu zehn Tage früher entdecken als die nationale Gesundheitsbehörde. So berichtete das Amt im Februar von einer Grippewelle in einigen östlichen Bundesstaaten.

Signifikanter Anstieg

Laut Google gab es bereits zwei Wochen vorher in diesem Gebiet einen signifikanten Anstieg bei Suchanfragen zu Grippesymptomen.

Bei der nationalen Gesundheitsbehörde freut man sich über die Hilfe von Google. "Je früher wir die Warnungen erhalten, um so schneller können wir Vorsorge- und Kontrollmaßnhamen ergreifen", sagt die Chefin der Grippe-Abteilung Lyn Finelli der New York Times.

Andere Mediziner sehen die Datensammlung von Google dagegen skeptischer. Für Farzard Mostahari von der New Yorker Gesundheitsbehörde reicht das bisherige Frühwarnsystem aus Notfalldaten aus, um rechtzeitige Vorsorgemaßnahmen ergreifen zu können

Weltweit ausbauen

Bislang deckt Google mit seinem Service die USA ab, man wolle den Dienst aber weiter ausbauen und ihn weltweit auch für andere Krankheiten verfügbar machen. "Technologisch gesehen sind wir damit erst am Anfang", sagt Google-CEO Eric E. Schmidt.

Halbgott im Netz

Seit zwei Jahren stellt Google seinen Nutzern den Service mit dem Namen Trend zur Verfügung. Er listet auf, was die Netzgemeinde gerade am meisten sucht und lässt somit Rückschlüsse auf aktuell populäre Ereignisse und Themen zu. Mit dem Flu-Trend will man nun erstmals auch wissenschaftlich begründete Vorhersagen möglich machen.

Dabei legen die Verantwortlichen der Suchmaschine großen Wert darauf, dass sie für Google Flu Trend keine sensiblen privaten Krankheitsdaten auswerten und man die Suchwörter keinesfalls individuell zuordne. Für den Service nutze man lediglich einen definierten Korb von Begriffen wie Thermometer oder Grippesymptome wie Muskelschmerzen oder verschleimte Bronchien.

Google ist nicht die einzige Suchmaschine, die ihre Daten auswertet. Auch der Konkurrent Yahoo protokolliert die Suchanfragen, bislang aber nur, um die eigene Seite mit aktuellen Themen zu bestücken. Zwar glaube man auch, dass die Suchanfragen für wissenschaftliche Prognosen wertvoll sein könnten, aus Gründen des Datenschutzes gebe man die Informationen aber nicht weiter.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: