Süddeutsche Zeitung

Grenzen sozialer Netzwerke:Ist Facebook zu voll?

Facebook ist nach Ansicht von Techblogger Michael Arrington so voller Menschen, dass niemand mehr hingehen möchte. Werden wir uns künftig also wieder in kleine, begrenzte Netzwerke zurückziehen - und damit auch das soziale Web privater machen?

Dirk von Gehlen

Das Tolle am Netz ist ja, dass es die Begrenzungen der analogen Welt nicht kennt. Texte müssen nicht auf Zeile gebracht werden, Filme können auch eine Minute länger sein als die Sendezeit vorzieht und sogar Räume können mehr Menschen aufnehmen als wirkliche Orte im echten Leben es könnten.

Insofern ist Michael Arringtons Blogeintrag auf Uncrunched etwas irreführend mit der Behauptung betitelt, Facebook sei zu voll, niemand wolle mehr hingehen.

Dass die These aber dennoch einen gewissen Wahrheitsgehalt haben kann, sieht man daran, dass das als Facebook-Konkurrent gestartete Google-Plus dann und wann (noch?) mit dem Vorwurf zu kämpfen hat, zu leer zu sein. Wenn also bei Google Leute fehlen, könnte es ja stimmen, dass diese bei Facebook zuviel sind.

Michael Arrington leitet daraus den Aufstieg kleiner begrenzter Netzwerke ab. Als Beispiel nennt er Path und JustMe - zwei Netzwerke, die Facebook eben dadurch ablösen wollen, dass sie den im Prinzip begrenzten Raum einschränken wollen (und bei denen Arrington Investor ist*): Die 50 wirklich wichtigen Freunde will Path mit dem Nutzer verbinden (hier der Werbespot): Und auch just.me grenzt sich in ähnlicher Form von den großen Anbietern ab. Im Blog der Website, die noch nicht gestartet ist, heißt es, just.me wähle nicht das ganze Internet als Startpunkt seiner Aktivitäten, sondern das stark personalisierte mobile Netz auf dem Smartphone oder Handy.

Dass diese Form der Begrenzung im Unbegrenzten durchaus sinnstiftend sein kann, sieht man an Twitter. Gerade weil man dort nur 140 Zeichen Platz hat, erfreut sich der Dienst einer ständig wachsenden Beliebtheit. Gilt das auch für Freundschafts-Netzwerke? Ist der Satz "Freunde kann man nie genug haben" also falsch? Wird das soziale im Netz womöglich künftig sehr viel privater?

*ergänzt nach Hinweis von Martin Weigert.

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