"Gravity Rush 2":Schwerelos gegen das Böse

Zeitungen austragen, Feuerlöschen, Blumengießen: Dank Schwerkraftmanipulation machen vor allem die kleinen Aufträge in "Gravity Rush 2" Spaß.

Spieletest von Caspar von Au

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Worum geht es in "Gravity Rush 2"?

Screenshot Gravity Rush 2

Quelle: Sony/PR

Angespielt, nicht durchgespielt: Unsere Games-Kurzkritik "Screenshot" beantwortet Fragen zu den neuesten Computer- und Videospielen auf allen gängigen Plattformen. Und gibt einen ersten Eindruck, worauf Sie sich bei einem neuen Spiel freuen können - und wann Sie lieber noch skeptisch sein sollten.

Wenn Kat in die Luft aufsteigt, werden ihre Augen blau, ihr Körper beginnt rot zu leuchten und unter der Haut wird ein Netz von Adern sichtbar. Ansonsten hängt sie in der Luft, die Haare flattern leicht im Wind. Kat, die Protagonistin des japanischen Action-Adventures "Gravity Rush 2", kann schweben, weil sie die Schwerkraft manipulieren kann. Kat kann fliegen, Wände hochgleiten, kopfüber von der Decke hängen, Menschen und Gegenstände in ihrer Nähe schweben lassen und diese auf Gegner schleudern. Sie ist damit eine sogenannte Gravitations-Shifterin. Das ist in der Welt, in der sich Kat bewegt äußerst praktisch, denn die Städte und Landschaften sind nicht auf der Erde verankert, sondern schweben ihrerseits in der Luft.

In "Gravity Rush 2" hangelt der Spieler sich von Mission zu Mission. Mal hilft Kat Minenarbeitern dabei kostbares Erz abzubauen, mal soll sie für ihren Freund Syd Botendienste erledigen, mal herausfinden, wer die Ladung eines Kaufmanns gestohlen hat. Immer wieder auftauchende Gegner sind dabei die sogenannten Nevi, schwarze Biester, die Kat durch einen oder mehrere Tritte in ihre rot leuchtenden Weichteile besiegen kann. Auch feindliche (menschliche) Banditen und Soldaten können durch Tritte besiegt werden oder indem Kat ihnen Kisten gegen den Schädel schleudert.

"Gravity Rush 2" ist ein Einzelspieler-Spiel, jedoch können Spieler online in Wettkämpfen auf Zeit gegeneinander antreten und sich In-Game-Fotos zeigen, um zusätzliche Punkte zu bekommen.

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Was sieht vielversprechend aus?

Screenshot Gravity Rush 2

Quelle: Sony/PR

Den Entwicklern von Sony gelingt es, eine rundum stimmige Welt zu schaffen: In den schwebenden Städten gibt es Märkte mit bunten Sonnenschirmen, Hochhäuser mit Satellitenschüsseln am Balkon, die Stadtbewohner bewegen sich auf schwebenden Mofas und Booten durch die Lüfte. Die Spielwelt ist riesig. Um vom einen Viertel ins nächste zu gelangen, muss Kat zum Teil minutenlang fliegen. Grafisch verschmilzt comic- und animeartiges mit Realismus. Dabei kommt "Gravity Rush 2" ganz ohne cinematische Szenen aus. Dialoge sind - genau wie beim Vorgänger - in recht simpel gehaltenen Comicstrips dargestellt. Der Sprechende wird allein durch seinen Gesichtsausdruck illustriert, den Rest sollen Sprechblasen erledigen. Nur selten kann der Spieler zwischen zwei Optionen wählen. In den meisten Fällen erfüllt die immer hilfsbereite Kat ihrem Gegenüber ungefragt alle Wünsche. Auch seltsame, je nach Sichtweise.

In einer Nebenmission soll die Heldin für einen kranken und alten Mann Fotos von hübschen Mädchen machen. In einer anderen trägt Kat Zeitungen aus. 46 Zeitungen in weniger als zwei Minuten. Auch zum Blumengießen und Feuerlöschen eignen sich Kats Fähigkeiten hervorragend: Über dem Wasserbecken schwebend erzeugt sie Wasserkugeln und schleudert sie gegen ein brennendes Haus. Lösungsansätze wie diese machen den besonderen Charme des Spiels aus.

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Warum sollte man trotzdem kritisch sein?

Screenshot Gravity Rush 2

Quelle: Sony/PR

Leider kippen diese guten Ideen manchmal ins Alberne. So soll Kat vorübergehend auf einen Laden aufpassen und beschließt Kunden zu gewinnen. Per Knopfdruck kann der Spieler Passanten winken, sie grüßen, die Hand ausstrecken oder heben. Dann bleiben eine Handvoll Kunden vor dem Laden stehen - Ziel erfüllt. Worum es wirklich in "Gravity Rush 2" geht, wozu ihm all die Fähigkeiten von Kat am Ende verhelfen, was das übergeordnete Ziel des Spiels ist, erfährt der Spieler nicht.

Auch bei der Steuerung hat "Gravity Rush 2" seine Probleme: So toll es ist, schwerelos durch die Lüfte zu schweben, so schwierig ist es, den Überblick zu behalten, wo oben und wo unten ist. Das macht sich gerade in Kämpfen mit vielen Gegnern gleichzeitig bemerkbar. Dieser Missstand soll dadurch ausgeglichen werden, dass Kat im Schwebezustand Feinde automatisch anvisiert.

Und wer Animes und Mangas nichts abgewinnen kann, sollte von "Gravity Rush 2" eher die Finger lassen.

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Woran erinnert "Gravity Rush 2"?

Screenshot Gravity Rush 2

Quelle: Sony/PR

Märchen, Fantasy, Superhelden-Comic, Gesellschaftskritik. "Gravity Rush 2" ist mehr oder weniger eine Mischung aus allem. Auch wenn am Anfang des Spiels nicht so richtig klar wird, wer oder was das Böse ist, fest steht: Kat steht für das Gute. Die Superheldin mit den übermenschlichen Kräften will gegeg Unrecht angehen: Kats Chefin drangsaliert ihre Ziehtochter? Kat steht der Tochter bei. Die reichen Bürger der schwebenden Stadt Jirga Para Lhao unterdrücken die Armen? Kat setzt sich für sie ein.

Wer den ersten Teil der "Gravity Rush"-Serie gespielt hat, wird sich leicht in der Welt des Nachfolgers zurechtfinden: Viele Mechaniken sind gleich oder zumindest ähnlich geblieben. Der Polizist Syd und die zweite Gravi-Shifterin Raven stehen Kat auch wieder zur Seite. Die aus dem ersten Teil bekannte Stadt Hekseville taucht im Spielverlauf ebenfalls auf. Neu sind die drei Gravitations-Stile, zwischen denen der Spieler nun wählen kann. Neben dem normalen Stil gibt es Lunar und Jupiter. Während sich Kat im lunaren Stil schneller bewegt und höher springen kann, verleiht Jupiter ihren Attacken mehr Kraft, verlangsamt aber gleichzeitig ihre Bewegungen.

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Was passiert, wenn man das Spiel zum ersten Mal startet?

Screenshot Gravity Rush 2

Quelle: Sony/PR

Der Stahlkäfig baumelt knarzend über dem Schlund, bewegt sich stückchenweise tiefer in das lilafarbene Nichts unter ihm - an Bord Minenarbeiter Nummer 101. Große Steinbrocken und Bretter umkreisen den Käfig. Plötzlich knallt einer der Brocken gegen das Stahlgestell. 101 klammert sich an der Reling fest, um nicht von der Plattform in die Tiefe geschleudert zu werden.

101 trägt - wie die anderen Minenarbeiter auch - einen unförmigen Panzeranzug, der an alte Taucheranzüge aus Metall erinnert. In dem Anzug steckt die blonde Kat, die zu Beginn des Spiels noch nicht über ihre magischen Kräfte verfügt. Ihre mysteriöse Sternen-Katze Dusty, die ihr normalerweise die Fähigkeit verleiht, die Schwerkraft zu manipulieren, ist seit einem schweren Gravitationssturm verschwunden. Dazu hat es Kat und ihren faulen Freund Syd in die schwebende Siedlung Banga verschlagen. Um etwas zu Essen zu bekommen, müssen sie den Minenarbeitern helfen Erz abzubauen - ohne Magie ist das eine mehr als mühselige Aufgabe.

Zum Glück findet Kat ihre Katze Dusty bald wieder. Dank ihrer wiedererlangten Kräfte hilft sie den Minenarbeitern, dem dubiosen Geschäftsmann Vogo die versprochene Lieferung Erz rechtzeitig zu beschaffen. Anschließend begibt sich Kat in die Stadt Jirga Para Lhao. Ihr Ziel: Das Böse besiegen - vermutlich.

"Gravity Rush 2" ist am 18. Januar 2017 für Playstation 4 erschienen.

© SZ.de/mri
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