Google vs. Paypal:Kampf um die Gelddruckmaschine

Google hat Paypal-Mitarbeiter abgeworben, die Interna eines Handy-Bezahlsystems verraten haben sollen. Die Ebay-Tochter klagt nun.

Helmut Martin-Jung

Osama Bedier machte das ganz geschickt. Im Video-Interview eines US-Technik-Blogs gefragt, ob er ein Problem darin sehe, dass er erst im Januar von der Konkurrenz zu Google gewechselt sei, meinte er bloß, Googles neues Handy-Bezahlsystem habe doch "kaum Konkurrenz". Wie es darum steht, das werden nun die Gerichte entscheiden müssen, denn der Internet-Bezahldienst Paypal, der zu Ebay gehört und ebenfalls ein Handy-Bezahlsystem etablieren will, hat gegen "Google Wallet" geklagt.

Der Vorwurf: Bedier habe Geheimnisse seiner alten Firma verraten und die zuständige Google-Managerin - auch sie früher bei Paypal - ihn abgeworben, obwohl ihr das vertraglich untersagt gewesen sei. Wie immer jedoch der Streit ausgeht, er wird nur der Auftakt sein im Kampf um einen Wachstumsmarkt, den des mobilen Bezahlens.

Seit Jahren wurde zwar davon geredet, ein ums andere Mal versprachen die Firmen, die daran mitverdienen wollen, auf Messen wie dem Mobile World Congress in Barcelona, nun sei endlich das Jahr des mobile payment gekommen. So richtig Bewegung in die Sache kommt aber erst jetzt, da der Internetkonzern Google sein jüngstes Handy, das von Samsung gebaute Nexus S, mit Chip und Antenne für Near Field Communication (NFC) hat ausstatten lassen.

Mit dieser Technik soll es künftig im Wesentlichen reichen, sein Handy an eine Bezahlstation zu halten, um die Transaktion auszuführen. Der Suchmaschinenkonzern hat sich aber auch um die andere Seite gekümmert und ein System entwickelt, mit dem Partnerfirmen den Bezahlvorgang abwickeln können. Das zusammen soll für das exponentielle Wachstum sorgen, das Google von dem Projekt erwartet. Wie bei Google häufig der Fall, ist die Plattform offen für andere. Der Internetkonzern, so sagt es wenigstens Osama Bedier, wollte nur das Momentum schaffen, damit es losgehen kann.

Mega-Kreditkarte

Beim mobilen Bezahlen soll das Handy zu einer Art Mega-Kreditkarte gemacht werden, mit der nicht bloß ein Bezahlvorgang abgewickelt wird, die Technik kann auch als Rabattkarte benutzt werden. Auch andere Anwendungsszenarien sind denkbar, denn im Unterschied zu einer Kreditkarte kann ein Handy - zumindest die immer populärer werdenden Smartphones - stets feststellen, wo es ist.

Bei dem in den USA eher lax gehandhabten Umgang mit persönlichen Daten lässt es sich leicht vorstellen, dass beispielsweise Fastfood-Ketten die Chance nutzen werden, Sonderangebote auf die Handys solcher Passanten zu senden, die erstens gerade in der Nähe sind, zweitens häufiger Fastfood essen. Solche zielgenaue Werbung ist es, die Google motiviert, die Vorreiterrolle zu übernehmen. Die Werbung bringt dem Konzern Geld, die gesammelten Daten tragen dazu bei, die Suchfunktion ständig zu verbessern.

Deshalb war es Google wichtig, als erster mit einer Lösung auf dem Markt zu sein, die - wie Bedier hervorhob - das Zeug dazu habe, den Standard zu setzen. Das Hauptproblem bei NFC war bisher das von Henne und Ei. Da es keine NFC-Handys gab, sah der Handel auch keinen Grund, für teures Geld Bezahlterminals aufzustellen. Die Handyhersteller dagegen hatten auch wenig Lust, ihre ohnehin schmalen Margen mit einer Technik zu verringern, die möglicherweise kaum jemand nutzen würde. Zudem war der NFC-Standard keineswegs so ausgearbeitet, dass alle sofort loslegen könnten und sich nur daran zu halten bräuchten.

Ob das nun von Google angekündigte NFC-Handy reichen wird oder ob möglicherweise ein Gerichtsurteil die Initiative zumindest für eine Zeit lang abwürgen wird, hängt von den Gerichten ab und natürlich davon, wie das Projekt startet. Dabei sind anfangs nur Kunden der Citibank mit einer Mastercard, sowie einige Ketten wie Macy's, Subway oder das Modeunternehmen American Eagle.

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