Google-Kontroverse:Michelle Obama als Affenfrau

Wer bei Google nach Bildern der Präsidentengattin sucht, erhält als erstes Ergebnis eine rassistische Fotomontage. Trotz Protesten entfernt Google das Bild nicht.

Johannes Kuhn

Wer ein Bild von Michelle Obama bei Google sucht, erhält derzeit etwa acht Millionen Ergebnisse. Doch gleich das erste in der Liste sorgt in der Internetgemeinde für Entrüstung: Es ist eine Fotomontage, in der das Gesicht der First Lady mit dem eines Affen verschmolzen ist.

Google-Kontroverse: Google-Bildersuche Michelle Obama: Fotomontage als freie Meinungsäußerung

Google-Bildersuche Michelle Obama: Fotomontage als freie Meinungsäußerung

(Foto: Screenshot: images.google.de)

Das Bild stammt von dem Blog "hot girls" und stand dort in einer Reihe mit anderen, unproblematischen Fotos und YouTube-Videos der Präsidentengattin. Der Eintrag stammt vom 21. Oktober dieses Jahres und liefert jenseits der Bilder keinerlei Erklärungen. Die Seite ist offensichtlich nicht rassistisch, sondern beschäftigt sich vor allem mit weiblichen Prominenten und amerikanischen Touristenzielen.

Die Affenmontage hat sich im Internet allerdings inzwischen herumgesprochen: Seit Montag haben sich mehrere hundert Kommentare unter dem Artikel angesammelt. Neben sachlicher Kritik finden sich Beschimpfungen und Drohungen gegen den unbekannten Blogger, dazu kommen rassistische Kommentare wie "Sie sieht tatsächlich wie ein Affe aus".

Google distanziert sich, löscht aber nicht

Inzwischen wurde das Bild aus dem Blogeintrag entfernt, stattdessen ist ein kurzer Entschuldigungssatz zu lesen. In der Google-Bildersuche wird die Fotomontage unverändert weiterhin angezeigt. Das Unternehmen beruft sich dabei auf die Meinungsfreiheit, hat allerdings inzwischen für Nutzer aus den Vereinigten Staaten den Vermerk "anstößiges Suchresultat" neben das Suchergebnis gestellt.

Wer auf den Vermerk klickt, sieht eine Mitteilung, in der es heißt: "Wir versichern, dass diese Ansichten in keiner Weise von Google befürwortet werden." Allerdings entferne die Suchmaschine keine Inhalte, die nicht illegal seien oder die Webmaster-Richtlinien des Unternehmens verletzten. Eine ähnliche Nachricht findet sich bereits seit längerem neben den Suchresultaten für das Wort "Jew".

Auf einer Seite versucht das Unternehmen,seine Politik zu erklären: "Google sieht den Umfang seiner Suchergebnisse als extrem wichtige Priorität. Deshalb entfernen wir keine Seite aus unseren Suchergebnissen, nur weil der Inhalt unpopulär ist oder wir Beschwerden erhalten."

Wie ein Google-Sprecher der Los Angeles Times mitteilte, kämen Fälle wie das Obama-Bild in den Webmaster-Richtlinien nicht vor. "Ein Bild allein kann manchmal nicht genug Kontext liefern, um gegen unsere Bestimmungen zu verstoßen", sagte er. Sollte ein Gesetz das Entfernen eines solchen Bildes vorschreiben, würde Google dies selbstverständlich tun. Eine solche Bewertung durch die Gerichte ist allerdings unwahrscheinlich, da die Fotomontage in den USA durch das Recht auf freie Meinungsäußerung gedeckt sein dürfte.

Michelle Obama mit Kalaschnikow

Weil der Such-Algorithmus von Google geheim ist und sich aus vielen Faktoren zusammen setzt, ist unklar, wie das Bild an die erste Stelle der Ergebnisliste rücken konnte. Eine große Rolle dürfte spielen, dass "Hot-Girls" auf blogger.com läuft, dem Blog-Hostingservice von Google. Laut den Geschäftsbedingungen verpflichten sich Nutzer, dort auf "Inhalte, die Hass oder Gewalt gegen Gruppen begünstigen" zu verzichten. Ausdrücklich genannt ist dabei Rassismus.

Bereits in der Vergangenheit hatte der mediale Umgang mit Michelle Obama für Gesprächsstoff gesorgt: So geriet das US-Magazin New Yorker in die Kritik, als es im Juli 2008 die Obamas satirisch als Terroristenpaar darstellte. Michelle Obama trug dabei eine Kalaschnikow über der Schulter. Das New York Magazine entfernte einen Blogbeitrag, der sich um den Hintern der First Lady drehte.

Der Google-Algorithmus hat seine Suche der aktuellen Themenkonjunktur bereits angepasst. Wer ein Bild von Michelle Obama sucht, bekommt als verwandten Suchvorgang "Michelle Obama ape", also "Michell Obama Affe" vorgeschlagen.

Aktualisierung 26.11.: Inzwischen erscheint das Ergebnis nicht mehr auf der ersten Seite der Trefferliste. Dies muss allerdings nicht bedeuten, dass Google es von dort entfernt hat - da das Original im Blogbeitrag gelöscht wurde, könnte sich die "Wertigkeit" verändert haben. Über andere Suchbegriffskombinationen ist die Fotomontage noch auffindbar, unter anderem auf Seiten von amerikanischen Rechtsradikalen.

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