Google-Handy Nexus One:Die zweite Front

Mit dem eigenen Handy greift Google Hersteller und Netzbetreiber gleichermaßen an. Die Nutzer werden mit einem Stück Privatsphäre für das neue Gerät zahlen müssen.

Thorsten Riedl

Als "Hundefutter-Diät" beschreibt Google-Manager Mario Queiroz die Ausgabe der ersten hauseigenen Handys an die Mitarbeiter. Von "eating your own dogfood", zu Deutsch: das eigene Hundefutter essen, leitet er das ab. Umgangssprachlich wird in den Staaten so von Firmen gesprochen, wenn sie eigene Produkte nutzen und damit Vertrauen bei der Klientel stärken. Im Fall Google bekommt der Spruch noch einen Beigeschmack: Das Hundefutter wird den etablierten Handyhersteller ebenso schlecht bekommen wie Mobilfunkanbietern.

Google-Handy Nexus One: Google-Betriebssystem auf einem Handy von HTC. Der taiwanische Konzern soll auch   Googles eigenenes Handy Nexus One prouzieren.

Google-Betriebssystem auf einem Handy von HTC. Der taiwanische Konzern soll auch Googles eigenenes Handy Nexus One prouzieren.

(Foto: Foto: AP)

Mitleid mit den bekannten Mobiltelefonherstellern wie Nokia, Samsung oder Motorola ist nicht angebracht: Die Unternehmen verdienten jahrelang prächtig, dabei haben sich ihre Geräte fast von allein verkauft.

Die Konzerne sind fett geworden - und haben verpasst, dass nun nicht mehr das Äußere des Gerätes zum Kauf verleitet, sondern innere Werte entscheiden. Computerhersteller Apple konnte so mit dem iPhone-Handy mühelos an den Etablierten vorbeiziehen.

Jetzt kommt Google und macht eine zweite Front auf. Die Google-Handys will die Suchmaschine direkt an Verbraucher verkaufen, nicht mehr über Mobilfunkbetreiber wie T-Mobile oder O2. Das ist riskant, vor allem für die Mobilfunker. Ihnen kommt in einer Handy-Welt à la Google nur noch die Funktion zu, Daten und Sprache zu transportieren. Ein Geschäft, das kaum Chancen auf Mehrwert und auf mehr Einnahmen bietet.

Die Verbraucher müssen sich bewusst sein, was ein Google-Handy kostet: Die Geräte werden vermutlich nicht teuer, bei Gebrauch wird aber jeder ein Stück Privatsphäre aufgeben. Wie alle anderen Google-Dienste wird das Handy über Werbung finanziert.

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