Google Earth korrigiert:Kein Berg für Hitler

Im bayerischen Hinterland rumorte es: Bis vor kurzem gab es dort noch einen "Hitler-Berg" - zumindest im Landkarten-Programm "Google Earth". Ein Update hat nun "entnazifiziert".

Anfang März schlugen die Wellen hoch in der Gemeinde Wackersberg bei Bad Tölz in Bayern: Im Landkartenprogramm "Google Earth" war der "Heigelkopf", eine 1205 Meter hohe Erhebung, als "Hitler-Berg" eingetragen.

Google Earth korrigiert: Der Gipfel des Heigelkopfes - im dritten Reich stand hier ein Hakenkreuz.

Der Gipfel des Heigelkopfes - im dritten Reich stand hier ein Hakenkreuz.

(Foto: Foto: Dullinger)

Die Einwohner waren empört, der Bürgermeister der Gemeinde Wackersberg, Georg Kellner, entrüstete sich: "Ich bin jetzt 64 Jahre alt, aber die Bezeichnung 'Hitler-Berg' habe ich noch nie gehört. Was soll der Blödsinn?"

Tatsächlich wurde der Berg aber 1933 von den Nationalsozialisten in "Hitler-Berg" umbenannt und auf dem Gipfel ein zehn Meter hohes Hakenkreuz aufgebaut. Nach Ende des Krieges wurde das Symbol entfernt, der Berg hieß fortan wieder Heigelkopf. Zudem fand die Bezeichnung nie Eingang in die offiziellen Listen des bayerischen Landesamts für Vermessung und Geoinformation oder des Alpenvereins.

Dass die alte Bezeichnung in Google Earth auftauchte, ist an sich nicht ungewöhnlich. Tatsächlich finden sich hier mehrere historische Bezeichnungen für Orte, allerdings werden diese in der Regel erklärt. Beim Hitler-Berg fehlte diese Beschreibung.

Nie wieder Hitler-Berg

Beim neuesten Update der Software hat Google nun nach zahlreichen Protesten korrigiert und den zweifelhaften Zweitnamen für den Berg gestrichen.

Google-Sprecher Stefan Keuchel sagt, man habe ein "außerplanmäßiges Update" gemacht und die Bezeichnung "Hitler-Berg" entfernt. Er versprach, dass dieser Name nie mehr in "Google Earth" auftauchen werde.

Bürgermeister Georg Kellner ist erleichtert: "Das ist ja wirklich mal eine sehr erfreuliche Nachricht." Er habe nach der Veröffentlichung des Berichts über den "Hitler-Berg" zahlreiche Reaktionen aus dem ganzen Bundesgebiet erhalten. "Da kamen zig SMS und Anrufe. Die meisten waren ganz vernünftig."

Aber ein paar Seltsame seien schon auch dabei gewesen, räumt Kellner ein, ohne Einzelheiten nennen zu wollen. "Der überwiegende Teil war jedenfalls eindeutig dafür, dass die Bezeichnung 'Hitler-Berg' wegkommt", betonte das Gemeindeoberhaupt.

Auch in der nahe gelegenen Kreisstadt Bad Tölz ist die Freude über die Änderung groß. "Wir sind sehr froh, dass die Bezeichnung 'Hitler-Berg' entfernt wurde", sagte Stadtsprecher Gerhard Grasberger. Die bundesweite, öffentliche Diskussion über das Thema habe ganz offensichtlich gewirkt. "Jetzt hoffen wir mal, dass er bei der nächsten Softwareaktualisierung nicht wieder auftaucht."

Zugriff auf veraltete Quellen

Google-Sprecher Keuchel beruhigte: "Wir werden dafür Sorge tragen, dass der 'Hitler-Berg' künftig draußen bleibt." Er sei froh, dass die Angelegenheit aus der Welt geschafft werden konnte. Und er könne die Erleichterung der betroffenen Kommunen gut verstehen: "Das ist schön, dass die jetzt wieder glücklich sind."

In der Vergangenheit hatte Google bei seinen Updates hatte auf alte Quellen zurückgegriffen, in denen der 1205 Meter hohe Heigelkopf als "Adof Hitler-Berg" verzeichnet war.

Möglicherweise stammen die Daten aus dem Bestand des US-Geheimdienstes "National Geospatial-Intelligence Agency". Auf dessen Internetseiten findet sich jedenfalls die Bezeichnung "Adof Hitler-Berg" mitsamt den passenden geografischen Längen- und Breitenangaben. Google-Sprecher Keuchel konnte allerdings nicht bestätigen, dass dies die Quelle der Verwirrung war.

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