Generische Domain:Saufen, Zocken, Sex<p></p>

Das Geschäft mit Internet-Adressen wie sex.com oder beer.com floriert - mit deftigen Namen lassen sich Millionen verdienen. Der Amerikaner Chris Clark versteigerte seine Domain pizza.com nun für rund 2,6 Millionen Dollar.

Jürgen Schmieder

Es klingt wie der Traum eines Investmentbankers: Kaufe etwas für 20 US-Dollar, lass es 14 Jahre lang herumliegen - und verkaufe es dann mit einer 130 000-fachen Wertsteigerung weiter. Dem Amerikaner Chris Clark ist dieses Kunststück gelungen: Er versteigerte in dieser Woche die generische Internet-Adresse pizza.com für sage und schreibe 2,605 Millionen Dollar. ,,Das ist verrückt, das ist wirklich verrückt'', sagte Clark nach dem Ende der Versteigerung. Dabei sei er doch das absolute Gegenteil eines gewieften Geschäftsmannes, der zuerst klug investiert und dann die Früchte erntet.

pizza.com; Screenshot

Für 2,6 Millionen Dollar versteigerte der Amerikaner Chris Clark die Domainpizza.com.

(Foto: Quelle: Screenshot www.pizza.com)

Der ehemalige Webdesigner habe die Domain im Jahr 1994 nur deshalb reserviert, um einen potentiellen Kunden - den Betreiber eines Pizzalieferservices - von den grenzenlosen Möglichkeiten des Internets zu überzeugen. Grenzenlos war seine Überraschung, als er Ende 2006 hörte, dass der russische Milliardär Rustam Tariko die Adresse vodka.com für seine Wodka-Marke ,,Russian Standard'' gekauft hatte. Schnell dachte er über einen Verkauf seines Webseitennamens nach.

Wichtige Marketinginstrumente

Generische Domains sind deshalb so beliebt, weil der Name ein Gattungsbegriff ist - wie fussball.de oder shoes.com. Sie unterscheiden sich damit von den Namen anderer Homepages, die einen Eigennamen (etwa lukas-podolski.com), einen geschützen Begriff (playboy.com) oder ein Fantasiewort (Etsy.com) enthalten. Der Name der generischen Domain ist einprägsam, erklärt sich meist von selbst und wird von Usern häufig in der Hoffnung auf eine adäquate Webseite eingetippt. Exklusive Domainnamen sind für Unternehmen wichtige Marketinginstrumente, weil sie auch die Vormachtstellung von Suchmaschinen wie Google durchbrechen können. Die Internet-Adresse porn.com kann in Google nicht gefunden werden, dennoch kaufte sie das amerikanische Unternehmen MXN die Domain für 9,5 Millionen Dollar.

Die Adressen von Internetseiten, die mit der deutschen Top Level Domain .de enden, sind nicht so teuer, doch lässt sich auch damit Geld verdienen. Ende Januar wechselte die Internet-Adresse erotikshop.de für 131000 Euro den Besitzer. ,,Wir gehen von stark steigenden Preisen im Domainmarkt aus und halten den deutschen Markt für unterbewertet'', sagt Christoph Eik vom Händler Domainconsult. ,,Was heute als Rekordpreis gilt, kann in ein paar Jahren bereits als Schnäppchen gelten.''

Vernünftige Form der Altersvorsorge

Welche Wertsteigerungen international möglich sind, bewiesen die Amerikaner Jake Winebaum und Sky Dayton. Sie wurden belächelt und verspottet, als sie im Jahr 1999 für 7,5 Millionen Dollar die Domain business.com kauften - die bis dahin höchste Summe, die jemals für eine Internet-Adresse bezahlt wurde. Acht Jahr später verkauften die beiden Visionäre die Domain weiter an das Branchenbuch-Unternehmen RR Donnelley - für die geschätzte Summe von 350 Millionen Dollar.

Mit Internet-Adressen wird mittlerweile so gehandelt wie mit Wertpapieren oder Grundstücken. Eine wertvolle Domain zu besitzen gilt in den Vereinigten Staaten gar als vernünftige Form der Altersvorsorge. Nur mit dem richtigen Thema muss sich die Adresse beschäftigen. Bei einem Blick in die höchsten Domainpreise fällt auf, dass vor allem Namen wie porn.com, sex.com, beer.com, poker.com, pizza.com und casino.com die vorderen Plätze einnehmen. Man könnte daraus schließen, dass es im Internet vor allem um Trinken, Zocken und die körperliche Liebe geht. Aber das stimmt natürlich nicht.

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