Computerspielmesse:Warum die digitale Gamescom viele Fans enttäuschte

Computerspielmesse: Gamescom in Corona-Zeiten: In einem Eröffnungsvideo laufen die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker und Koelnmesse-Chef Gerald Böse mit einem Cosplayer im Roboterkostüm durch eine leere Messehalle.

Gamescom in Corona-Zeiten: In einem Eröffnungsvideo laufen die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker und Koelnmesse-Chef Gerald Böse mit einem Cosplayer im Roboterkostüm durch eine leere Messehalle.

(Foto: Youtube)

Die weltweit größte Spielemesse Gamescom findet wegen Corona rein digital statt. Doch große Ankündigungen und Überraschungen bleiben dieses Jahr aus.

Von Caspar von Au

Ein Roboter mit Hundekopf, eine Kaffeetasse auf muskulösem Torso und eine Frau mit Ritterhelm. Es ist ein kurioser Stau, der sich auf der Rolltreppe zum Messestand des Berliner Entwicklerstudios Ion Lands gebildet hat. Eigentlich spielt das Gedränge in der Virtualität keine Rolle, weil sich die digitalen Avatare jederzeit problemlos aneinander vorbeischieben können. Trotzdem kommt dadurch beim digitalen Rundgang durch die "Indie Arena Booth" doch ein bisschen Gamescom-Feeling auf.

Die normalerweise besucherstärkste Computerspielemesse der Welt musste dieses Jahr auf die 370 000 Gäste vor Ort in Köln verzichten. Stattdessen fand die Gamescom unter anderem in Form von Livestreams auf den Videoplattformen Youtube, Twitch und Tiktok statt. Hunderttausende schalteten zwischen Donnerstag- und Sonntagabend ein, etwa um ihren Lieblings-Influencern beim Spielen zuzusehen. Auch zahlreiche Präsentationen, Webinare im Rahmen des "Gamescom Congress" und der wie ein Computerspiel gestaltete Rundgang durch die "Indie Arena Booth" zählten zum Angebot.

Es sei nicht darum gegangen, alles eins zu eins von der Halle ins Netz zu verlagern, sagte Felix Falk, Chef des Verbands der deutschen Computerspielbranche "game", im Vorfeld der Messe. "Wir wollten mutig und innovativ nach vorne gehen und damit ein Ausrufezeichen setzen in so einer schwierigen Zeit." Nutzerzahlen will der Verband am Montag bekanntgeben.

Schon jetzt ist aber klar: Die großen Ankündigungen und Überraschungen sind dieses Jahr ausgeblieben. Weder Sony (Hersteller der Playstation) noch Microsoft (Xbox) ließen neue Informationen zur bevorstehenden Konsolengeneration durchsickern, deren Geräte zum Weihnachtsgeschäft auf den Markt kommen sollen. Das hatte auf der Gamescom 2013 noch anders ausgesehen, als sich Sony und Microsoft einen kleinen Ankündigungswettstreit zwischen Playstation 4 und Xbox One lieferten. Trotzdem sind die Playstation 5 und die Xbox Series X laut Verbandschef Falk der "Toptrend" der Messe.

Einige namhafte Spiele-Hersteller erscheinen gar nicht, Neuheiten gibt es nur wenige

Andere namhafte Konzerne blieben der digitalen Gamescom ganz fern - zum Beispiel Nintendo, Konami und der polnische Entwickler CD Projekt, dessen Action-Rollenspiel "Cyberpunk 2077" für viele zu den Highlights in diesem Jahr zählt.

Dementsprechend mau fiel die sogenannte Opening Night Live aus. Zwar flimmerten in der zweistündigen Show etliche Male die Worte "world premiere" vor den gezeigten Trailern und Spieleausschnitten über den Bildschirm. Aber Weniges war tatsächlich die Art von Weltneuheit, auf die viele Gaming-Fans gehofft haben dürften.

Die Highlights sind schnell zusammengefasst: Im neuen "Call of Duty" treffen die Spieler auf Ex-US-Präsident Ronald Reagan. Das sehr beliebte Onlinespiel "Fall Guys" bekommt im Oktober ein Update zum Thema Mittelalter. Und in "Ratchet & Clank: Rift Apart" können Spieler dank der Rechenleistung der Playstation 5 zwischen grafisch aufwendigen Dimensionen hin- und herspringen, ohne dass sie die Konsole mit Ladezeiten ausbremst. Das Video ist einer der seltenen Momente der Gamescom, in denen Entwickler zeigen, was die nächste Konsolengeneration zu bieten hat.

Wer darauf gehofft hatte, während der digitalen Messe neue Computerspiele ausprobieren zu können, wurde zumindest von den großen Entwicklern enttäuscht. Dafür boten viele kleinere Studios an ihren virtuellen Messeständen in der "Indie Arena Booth" Anspielmöglichkeiten an. Und auch so lohnte sich ein Abstecher in die im Retro-Pixel-Look dargestellten Hallen, in denen jedes Unternehmen seinen eigenen Stand gestalten durfte. Der Stand des Landes Nordrhein-Westfalen etwa hatte neben Informationen auch einen Nachbau des Kölner Doms zu bieten.

Felix Falk vom game-Verband zieht ein positives Fazit: Die Corona-Krise habe wie ein Katalysator für die Digitalisierung der Gamescom gewirkt. "Mit Shows wie gamescom: Opening Night Live gab es zwar auch schon 2019 wichtige Weiterentwicklungen bei der Digitalisierung, so radikal wie in diesem Jahr wären die nächsten Schritte aber ansonsten noch nicht ausgefallen." Zufrieden ist auch Ralf Wirsing, Geschäftsführer für den deutschsprachigen Raum beim Spielehersteller Ubisoft: "Wir sind sehr froh darüber, dass die Messe rein digital realisiert wurde." Falk kann sich für die Zukunft ein Hybridmodell vorstellen, in dem sowohl die Offline- als auch Online-Welt wichtige Bestandteile der Gamescom sind.

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