Das Online-Rollenspiel "Fallout 76" möchte alles gleichzeitig sein: Ein großer Abenteuerspielplatz, eine Mehrspieler-Ballerorgie und eine fiese Amerikasatire. Wie in fast allen "Fallout"-Spielen zieht man als ehemaliger Bunkerbewohner los, um in der verstrahlten Postapokalypse etwas zu erleben - und zum ersten Mal kann man das, wenn man möchte, mit anderen Spielern tun. Das führt dann aber dazu, dass man weder von der Geschichte viel mitbekommt, die eigenartigerweise vor allem über kleine Hörspiele erzählt wird, noch von den vielen, karikaturhaften Details, die für die "Fallout"-Spiele typisch sind. Spielt man dagegen alleine, wird es schnell sehr einsam in der riesigen Spielwelt, vor allem, wenn man mal wieder länger nach der nächsten Aludose für den Waffenbau fahndet.
Weil beide Spielerlebnisse so unbefriedigend sind, hat Entwickler Bethesda zerknirscht für den Dezember eine Reihe Updates angekündigt. Gar nicht thematisiert wurde dagegen bisher der schale Beigeschmack, den ein Spiel hinterlässt, das mit amerikanischem Patriotismus kokettiert und dabei Horden von Spielern aufeinander hetzt. Vielleicht soll das aber auch Teil der Satire sein. Im Gegensatz zu vielen anderen Online-Spielen geht es in "Fallout 76" zwar recht zivilisiert zu, trotzdem kann es passieren, dass man einfach mal grundlos von einer Horde Mitspieler überfallen wird. Das Beste der alten Bethesda-Spiele trifft auf das Schlechteste von Social Media. So hatte man sich die Neuerfindung der USA nicht vorgestellt.
"Fallout 76" ist am 14. November 2018 für PC, Playstation 4 und Xbox One erschienen.