Monatsrückblick Games:Das war im September für Gamer wichtig

Das teuerste Spiel der Welt bekommt eine Fortsetzung, ein Meisterwerk von einst bekommt ein Remake, und die Switch das erste Pflicht-Spiel, das nicht von Nintendo stammt. Der Games-Rückblick im September.

Von Matthias Huber, Caspar von Au und Daniel Wüllner

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Mario + Rabbids Kingdom Battle

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Quelle: Ubisoft / PR

Die neue Offenheit steht Nintendo sehr gut. Es kam noch nicht häufig vor, dass die notorisch eigenbrötlerischen Japaner einen Außenseiter an das Allerheiligste gelassen haben: Super Mario. Aber die Zusammenarbeit mit Ubisoft hat sich bezahlt gemacht. Nicht nur, weil man "Mario + Rabbids Kingdom Battle" äußerlich zu keinem Zeitpunkt ansieht, dass es nicht aus der Schmiede von Mario-Vater Shigeru Miyamoto stammt. Sondern weil es auch mit der Qualität der Vorbilder mithalten kann - wenn auch im ungewohnten Strategiespiel-Genre.

Mario + Rabbids ist nämlich ein rundenbasierter Taktikshooter im Stil der "X-Com"-Reihe. Auf kleinen Schlachtfeldern befehligt der Spieler einen kleinen Trupp aus einer Handvoll Figuren, lässt sie hinter Blöcken hervorschießen oder in akrobatischen Sprüngen in bester Mario-Tradition auf den Köpfen der Feinde landen. Fast nach jeder Mission kommt ein kleines neues Spielelement hinzu: Mal ein neuer Gegner mit besonderen Fähigkeiten; mal ein neues Teammitglied, das andere Strategien ermöglicht; und mal neue Waffen, deren Effekte schlagkräftige Kettenreaktionen auslösen können. Das wichtigste für alle Fans von X-Com, die die Alienhatz mal in das knuffige Mario- und Rabbids-Universum verlegen wollen: Kingdom Battle ist herausfordernd schwer - und damit der erste Exklusiv-Pflichttitel für die noch junge Konsole Switch, der nicht von Nintendo stammt.

"Mario + Rabbids: Kingdom Battle" ist für Nintendo Switch erhältlich.

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Miracle Merchant

Miracle Merchant

Quelle: Tinytouchtales

Ein Wunder ist geschehen! Endlich gibt es eine Alternative zu den immergleichen Candy-Crush-Ablegern. Miracle Merchant heißt die App. Und was hat dieser wundersame Händler im Angebot? Heiltränke. Die braut der Spieler selbst. Aus vier Karten mit fünf verschiedenen Farben mixt er Tinkturen für seine Kunden. Ähnlich wie bei Solitaire wägt der Spieler seine Möglichkeiten ab: Holt er Extrapunkte mit viele gelben Karten? Dann muss er hoffen, dass die Nachfrage nach blauen, roten und grünen Tränken steigt.

Eine Runde Miracle Merchant dauert nur fünf Minuten. Nach diesen fünf Minuten kommen nochmal fünf Minuten und nochmal fünf und nochmal. Während die App genauso süchtig macht, wie andere Solitaire-Spiele, schlägt sie nicht auf die Augen. Denn statt der Clip-Art-Optik von Candy Crush haben die Entwickler von Tinytouchtales (Card Thief und Card Crawl) den deutschen Comiczeichner Thomas Wellmann für die Grafik eingekauft. Er verleiht jedem Kunde, jeder Karte und jedem neugebrauten Trank sein eigenes Aussehen. Die App ist keine Stangenware und versucht auch nicht, mit In-App-Käufen dem Kunden das Geld aus der Tasche zu ziehen. Ein ehrlicher Wunderhändler.

"Miracle Merchant" ist für Android und iOS erhältlich.

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Destiny 2

Destiny 2

Quelle: Bungie

36 Stunden gespielt, vier Planeten besucht und ein Arsenal an Waffen und Rüstungen gehamstert. Destiny 2 klingt nach einem zeitaufwendigem Abenteuer im Weltraum. Aber war diese Zeit verschwendet? Diese Frage lässt sich mit einem klaren Jein beantworten. Die erste 18 Stunden sind in die Kampagne des Shooters geflossen. Eine Mission nach der nächsten: Töte das Alien hier, klaue das Raumschiff dort, vernichte den Bösen und rette die Menschheit. Die uninspirierte Handlung wird durch den Planeten Nessus ein wenig erträglicher gemacht. Während die Erzählerstimme über Missionen informiert, philosophiert eine schizophrene künstliche Intelligenz über die Eigenheiten der gegenüberstehenden Roboterarmee und die Ausweglosigkeit des Vorhabens.

Die zweiten 18 Stunden sind im sogenannten "Endgame" verflossen. Nachdem die Kampagne abgeschlossen ist, sollte man Level 20 sein. Das Spielprinzip ändern sich: Nun wird nicht mehr das Böse verfolgt, sondern die Beute, der Loot. Im Team zu dritt werden waghalsige Missionen bewältigt, um seltene Waffen und exotische Rüstungen zu sammeln. Das Inventar wird zu Barbies Traumhaus und der eigene Charakter zur Anziehpuppe. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger ist Destiny 2 an dieser Stelle freigiebiger. Es ist leichter im Endgame seltene Waffen zu finden. Was den Anreiz für Vielspieler schwinden lässt. Welchen Wert hat das Mida Multi-Tool, eine der stärksten Waffen im Spiel, wenn sie jeder finden kann? Destiny 2 ist ebenso ein Multifunktionswerkzeug, bei dem man wissen muss, was man damit anstellen möchte, damit die verbrachte Zeit damit keine Verschwundung ist.

Link-Tipps:

Wie viel Zeit man als Spieler in Destiny und Destiny 2 verschwendet hat, lässt sich auf dieser Webseite herausfinden.

Oh wie schön ist die Todeszone: Unseren ersten Eindruck zu Destiny 2 lesen Sie hier.

"Destiny 2" ist für Playstation 4 und Xbox One erhältlich. Eine PC-Version erscheint am 24. Oktober 2017.

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Divinity: Original Sins 2

divinity original sins 2 screenshot

Quelle: Larian Studios / PR

Das Bärenjunge schaut die vier Helden mit traurigen Augen an. Die Bärenmutter liegt vermutlich tot in den Wäldern von Rivellon. Die Helden sprechen ihr Beileid aus, der junge Bär trottet von dannen. Für die Handlung von "Divinity: Original Sin 2" hat das Zusammentreffen keinerlei tieferen Sinn. Aber es ist eines der Grundprinzipien des Spiels, dass der Spieler mit der ganzen Welt des Rollenspiels interagieren können soll. Nach einem ähnlichen Prinzip funktioniert auch das rundenbasierte Kampfsystem des Spiels: Feuerzaubern muss der Spieler mit Wasser begegnen, unter Strom gesetzte Wasserflächen sind tödliche Fallen. Mit hektischen Klicks kommt man als Spieler in Original Sin 2 nicht weiter, stattdessen will jeder Zug überlegt sein. Im Einzelspielermodus steuert der Spieler bis zu vier Helden, Rivellon lässt sich mit bis zu drei weiteren Mitspielern gemeinsam erkunden. Weil quasi nichts unmöglich ist, muss man sich dabei nicht darauf beschränken, seine Mitstreiter zu heilen und zu unterstützen. Der Spieler kann ihnen auch in den Rücken fallen und ihnen als Medizin getarnte Heiltränke unterjubeln. Aber auch die Mitspieler können einen jederzeit alleine zurücklassen. Im Gamemaster-Mode können Spieler außerdem die Handlung von Original Sin 2 um ihre eigenen Ideen erweitern und mit anderen Spielern der Community teilen.

Link-Tipps:

In Original Sin 2 geht es weniger um das Ziel, sondern um die Reise dorthin und die vielen kleinen Randgeschichten, die das Spiel erzählt, schreibt Adam Smith für "Rock Paper Shotgun"

Nathan Grayson vom Gaming-Blog "Kotaku" denkt seit zwei Wochen an nichts anderes mehr als Original Sin 2.

"Divinity: Original Sin 2" ist für Computer erhältlich.

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Metroid: Samus Returns

metroid samus

Quelle: Nintendo / PR

"Hier war ich doch schon mal." Ein Blick auf den unteren Bildschirm, auf dem die Welt automatisch mitgezeichnet wird, während der Spieler sie erkundet, hilft weiter: "Stimmt, aber aus der anderen Richtung - und diese Tür war vorher noch verschlossen." Es ist das ständige Neuentdecken bereits bekannter Schauplätze, aus denen Konami und Nintendo einst mit ihren Spieleserien "Castlevania" und "Metroid" ein ganzes Spielgenre erfanden, das sogenannte "Metroidvania". Mit "Samus Returns" hat Nintendo jetzt für seine andere, kleinere Handheld-Konsole 3DS dem Gameboy-Klassiker "Metroid II" ein zeitgemäßes Remake verpasst. Am eigentlichen Spiel hat sich aber trotz 3D-Effekt nichts geändert, sogar den Soundtrack von einst spielt heute eben ein Orchester nach. Und was vor 26 Jahren als Meisterwerk gefeiert wurde, ist auch heute noch verdammt gut.

Ein Tipp: Wenn Sie nach "Samus Returns" noch nicht genug vom Metroidvania-Genre haben, sind die beiden "Castlevania"-Spiele "Dawn of Sorrow" und "Portrait of Ruin" für den 3DS ebenfalls exzellent. Oder Sie spielen "Super Metroid" auf der Retro-Konsole SNES Mini.

"Metroid: Samus Returns" ist für Nintendo 3DS erhältlich.

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Cuphead

Cuphead Screenshot

Quelle: Microsoft Studios / PR

Elias "Elajjaz" Lönn flucht. Schon wieder tot, kann doch nicht sein. Der schwedische Let's Players listet in seinem Twitch-Profil seine Bestzeiten in einigen der schwersten Videospiele aller Zeiten auf: Dark Souls, Demon's Souls, Ninja Gaiden. Doch an dem Plattformer "Cuphead" verzweifelt Lönn. Der Cartoon-Tassenjunge verspielt im Kasino des Teufels seine Seele. Um sich doch noch aus der Affäre zu ziehen, soll er dem Teufel die Seelen seiner anderen Schuldner eintreiben. Der Spieler hüpft als Cuphead durch eine bunte und etwas surreal anmutende Welt. Er muss auf riesige Karotten und Drachen schießen, einen verrückten Erfinder und einen Zigarrenmenschen besiegen. Das ganze Spiel ist im Stil klassischer Cartoons aus den 1930ern von Hand gezeichnet und mit Wasserfarben koloriert. Im Hintergrund läuft für Cuphead eigens komponierte und eingespielte Jazz-Musik. Allein deswegen lohnt es sich, den Plattformer auszuprobieren - auch wenn der hohe Schwierigkeitsgrad wirklich frustrierend sein kann. "Ab jetzt sterbe ich nicht mehr", verspricht Lönn seinen einigen Tausend Zuschauern mehrmals. Pustekuchen: Am Ende des Spiels stehen 171 Spieltode zu Buche.

"Cuphead" ist für Computer und Xbox One erhältlich.

© SZ.de/mri
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