Süddeutsche Zeitung

Game of Thrones:Filesharer stehen auf Fantasy

  • Die neueste Episode der US-Serie "Game of Thrones" wurde in weniger als zwölf Stunden 2,2 Millionen Mal illegal heruntergeladen - so oft wie keine andere TV-Produktion zuvor.
  • Der Rechteinhaber HBO reagiert erstaunlich gelassen und freut sich über den "Kulturwirbel, der um die Show" entstehe.

Von Johannes Boie

Natürlich guckt niemand wegen der Drachen, der Gewalt und den ziemlich vielen, ziemlich hübschen nackten Frauen "Game of Thrones", sondern wegen der spannenden Story. Die ist allerdings so gut, dass die jüngst ausgestrahlte Episode des Mittelalter-Fantasy-Spektakels zum erfolgreichsten TV-Ereignis aller Zeiten avancierte, jedenfalls, wenn man die Anzahl illegaler Downloads als Maßstab nimmt. In weniger als 12 Stunden wurde die Folge "Kill the Boy" 2,2 Millionen Mal aus dem Netz gezogen, und kein einziger dieser vielen Nutzer hat dafür bezahlt. Unter den Tätern sind vor allem Australier und Amerikaner.

Und HBO? Der amerikanische Pay-TV-Sender, dem die Show gehört? Der freut sich zumindest zum Teil über die vielen Downloads und schlägt damit den zweiten Weg ein, den Rechteinhaber wählen können, deren Produkt im Netz illegal verbreitet wird. Abmahnungen zu verschicken und die Verbreitung zu verhindern, ist das weit häufigere Vorgehen, das in der Regel allerdings kaum Wirkung zeitigt.

Wer seine Lieblingsserie legal kaufen kann, lädt sie nicht illegal runter

Tatsächlich ist die stärkste Waffe gegen illegale Downloads und Streams im Netz ein gutes Bezahlangebot. Menschen, die ihre Lieblingsserie global zum gleichen Preis auf Knopfdruck ruckelfrei, in Originalsprache und in hoher Qualität bekommen, bezahlen oft und gerne dafür. Für "Game of Thrones" haben sich sogar Gruppen gebildet, die das auch forderten. Der Sender kann in den USA nur in Kombination mit weiteren Sendern empfangen werden, in anderen Ländern sind die Rechte an Fernsehstationen gegangen, die die Serie kaputt synchronisieren. Gerade weil HBO das Problem kennt, gibt sich der Sender lässig - und profitiert wohl davon selbst.

Downloadzahlen sind ein guter Indikator, um die Beliebtheit einer Show abschätzen zu können, günstiger, als klassische Marktforschung dies erledigt. Ein Regisseur sagte außerdem, die vielen illegalen Downloads stärkten den "Kulturwirbel, der um die Show" entstehe. Tatsächlich hat "Game of Thrones" gute Chancen, "Star Wars" als global innig geliebtes, amerikanisches Märchen abzulösen oder wenigstens zu ergänzen. Natürlich nur der spannenden Geschichte wegen.

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Quelle:
SZ vom 13.05.2015/sih
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