Süddeutsche Zeitung

Galaxy S8:Das kann Samsungs neuer iPhone-Konkurrent

Das Galaxy S8 hat eigentlich alles, von einem Iris-Scanner bis zu einem abschreckenden Preis. Der virtuelle Assistent namens Bixby hängt allerdings noch in der Ausbildung fest.

Von Helmut Martin-Jung

Bloß nichts falsch machen! Nach dem Desaster mit den verschmorenden Akkus im Galaxy Note 7 war Samsung lieber auf Nummer sicher gegangen und hatte in Kauf genommen, dass sein neues Top-Smartphone Galaxy S8 ein paar Wochen später auf den Markt kommt. Nun ist es bald soweit. Zwei Varianten des S8 bietet Samsung an: Eine mit 14,7-Zentimeter-Bildschirm und ein S8plus genanntes größeres Gerät mit 15,7-Zentimeter-Anzeige. Beide haben am linken und rechten Rand abgerundete Kanten, was recht chic aussieht, aber es manchmal auch erfordert, quasi um die Kurve zu tippen.

Überhaupt hat Samsung eine der größeren Designänderungen der vergangenen Jahre vorgenommen. Erstmals ist der Home-Knopf nur mehr virtuell ausgelegt - für einen richtigen Knopf war einfach kein Platz mehr. Denn der Bildschirm nimmt bis auf sehr schmale Ränder fast die gesamte Vorderseite der Handys ein. Dafür musste der Fingerabdrucksensor auf die Rückseite weichen. Das ist gewöhnungsbedürftig, zumindest für Nutzer, die den Sensor schon bei einem Vorgängermodell benutzt haben.

Achtung, verschmierte Linse!

Samsung hat aber gleich doppelt Ersatz geschaffen, denn die Nutzer können sich sowohl per Iris-Scan als auch per Gesichtserkennung identifizieren lassen und so das Gerät entsperren. Das funktioniert auch gut, außer die Lichtverhältnisse sind schwierig. Knalliges Sonnenlicht kann die Sensoren schon mal verwirren.

Obwohl die Bildschirme noch größer sind als bei den Vorgängern, stellt sich nicht unbedingt der Eindruck ein, riesige Flundern in den Händen zu halten. Die neuen Handys sind etwa genauso breit wie ihre Vorgänger, aber zwischen sechs und neun Millimetern länger. Dadurch und wegen der abgerundeten Bildschirmkanten liegen sie immer noch gut in der Hand, die einhändige Bedienung wird allerdings ein bisschen schwieriger, was besonders für den Fingerabdrucksensor gilt. Zumindest am Anfang tappt man oft auf die neben ihm angebrachte Kameralinse und verschmiert diese damit.

Wie die Vorgänger sind auch die beiden S8-Modelle gegen Wasser und Staub geschützt, ihr Speicher (64 Gigabyte) kann mit Micro-SD-Karten erweitert werden. Die Handys lassen sich in geeigneten Ladestationen induktiv aufladen, mit ihrer hohen, noch einmal leicht gesteigerten Bildschirmauflösung eignen sie sich auch für Virtual-Reality-Brillen. Da sie aber nun einen USB-C-Anschluss haben, bei dem man den Stecker in beiden Richtungen einstecken kann, passen die alten Samsung-Brillen nicht mehr. Den analogen 3,5-Millimeter-Kopfhörerausgang hat Samsung aber beibehalten.

Der virtuelle Assistent Bixby konkurriert mit Diensten von Apple und Google

Viel Wirbel hat der Hersteller bei der Präsentation um die virtuelle Assistenzfunktion Bixby gemacht. Dafür hat Samsung den Handys sogar eine eigene Hardware-Taste an der Seite spendiert. Allerdings ist Bixby noch in Ausbildung. Die deutsche Variante soll erst gegen Ende des Jahres angeboten werden. Das Ziel: Bixby soll besser als die Konkurrenz erkennen, in welchem Zusammenhang er zu Hilfe gerufen wird und somit besser erraten, was die Nutzer eigentlich von ihm wollen. Da allerdings die Konkurrenten Google und Apple heißen, wird man abwarten müssen, wie weit das Engagement von Samsung geht und wie lange der Atem dafür ist.

Am wenigsten Überraschungen bietet die Hardware der S8-Modelle. Evolution ist das Motto - schlicht deshalb, weil die Elektronik keine riesigen Sprünge hergibt. Die Prozessoren können immerhin damit punkten, dass sie im Zehn-Nanometer-Prozess gefertigt werden. Das verspricht mehr Leistung bei geringerem Energieverbrauch. Das wird auch nötig sein, denn die Akkukapazität beim S8plus ist sogar etwas kleiner als die des Vorgängers S7 Edge.

Verbesserungen in Schritten auch bei der Kamera. Auf aufwendige Details wie eine Doppelkamera verzichtet Samsung. Die Auflösung wurde (vernünftigerweise) bei zwölf Megapixel belassen. Die Frontkamera löst nun mit acht Megapixel auf und verfügt über einen echten Autofokus.

Einen unwiderstehlichen Kaufreiz dürften die neuen Geräte bei den Besitzern der Vorgänger-Generation nicht auslösen, dafür bieten sie zu wenig Neues. Wer ein älteres Gerät ersetzen will, macht mit den Boliden von Samsung nichts falsch - außer vielleicht, zu viel dafür auszugeben. Nach ein paar Monaten werden die Handys, für die jetzt 799 Euro beziehungsweise 899 Euro (Plus-Modell) aufgerufen werden, billiger. Es lohnt sich also in vielen Fällen, das Vorgängermodell zu nehmen. Das immer noch formidable S7 gibt es im Versandhandel ab 450 Euro.

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Quelle:
SZ vom 19.04.2017/jab
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