"Als schwarze, lesbische Frau bin ich dreifach benachteiligt", sagt Morgen Bromell. Sie hat die Dating-App Thurst entwickelt, für Menschen aller sexueller Identitäten und Orientierungen. "Weiße Männer sind zu privilegiert, sie hätten sich so etwas nie ausgedacht", sagt sie.
Die Übermacht der weißen Männer - darüber wird im Silicon Valley gerne gesprochen: Große Technologieunternehmen sind zu männlich, zu weiß. Seit Google und Co regelmäßig sogenannte Diversity Reports veröffentlichen, in denen die Zusammensetzung der Mitarbeiter nach Geschlecht, Rasse und Abteilung aufgeschlüsselt wird, ist dieses vage Gefühl auch offiziell belegt: Wo die Algorithmen und Technologien der Zukunft entwickelt werden, sitzen kaum Frauen und Menschen mit dunklerer Haut.
Auch zierliche Frauen können programmieren
Bei Google arbeiten im Technologie-Bereich 18 Prozent Frauen, bei Facebook sind es 16, bei Twitter 13 Prozent. Schwarze und Hispanics machen mal ein, mal zwei, mal drei Prozent der Tech-Mitarbeiter aus. Schwarze Frauen wie Morgen Bromell fallen gleich mehrfach aus der Norm. Das trifft auch auf Dominique DeGuzman zu, Software-Entwicklerin beim Cloud-Kommunikationsdienst Twilio, Philippino-Amerikanerin, lesbisch. Wenn sie aus ihrem Arbeitsalltag berichtet, erzählt sie zuerst von den Diskriminierungen, die sie immer wieder erfährt: Von Kollegen, die nicht glauben wollen, dass sie alleine einen Desktop-Computer tragen kann, und von Männern, die ihr immer und immer wieder vorwerfen zu lügen. So wie sie - klein, schlank, mit brauner Haut - könne doch keine Programmiererin aussehen.
"Man bildet die Schnittmenge so vieler Ungleichheiten", sagt DeGuzman. Das wirkt sich auch auf das Gehalt aus. Weiße Frauen verdienen 78 Cent anstelle eines Dollars, den ein weißer Mann verdient, schwarze Frauen 64 Cent, Latinas 54 Cent, so Zahlen der American Association of University Women. "Wer offen homosexuell ist, verdient nicht zwingend weniger, aber das erste Angebot fällt meist niedriger aus", so DeGuzman.
Angehörige von Minderheiten müssen doppelt so gut sein
"Es gibt überall eine große Kluft, beim Gehalt, bei Führungspositionen oder wenn es darum geht, talentierte Mitarbeiter zu halten", sagt auch Mia Mora. Sie leitet bei Google die weltweite Verkaufsstrategie. Die Nachteile, die Frauen erleben, seien keine Frage von Qualifikationsunterschieden, sondern eine Frage der Wahrnehmung. "Um diese Wahrnehmung zu verändern, muss man so viel mehr leisten. Das ist unfair, aber es ist die Realität", sagt Mora. "Du musst dich in deinem Bereich auskennen, richtig gut auskennen. Die Daten zeigen, dass wir doppelt so gut sein müssen, weil wir Frauen sind oder homosexuell oder nicht weiß."
Das Problem ist mittlerweile auch im Silicon Valley angekommen. "Vielfalt in der Tech-Szene scheint gerade ein Trend zu sein", sagt Erica Anderson, die bis vor kurzem bei Twitter gearbeitet hat. Jeder spreche darüber, das sei vor einigen Jahren noch anders gewesen. "Als ich bei Twitter angefangen habe, waren wir um die 300 Leute und das Unternehmen ist in den nächsten drei, vier Jahren exponentiell gewachsen."
Das wäre auch die richtige Zeit gewesen, um Strategien für mehr Vielfalt zu entwickeln: Wer Leute mit unterschiedlichem Hintergrund einstellen will, muss sein Absolventenprogramm auf verschiedene Universitäten ausweiten. Wer zeigen will, dass in der Firma nicht nur weiße Männer arbeiten, sollte bei Veranstaltungen auch mal eine Frau auf die Bühne schicken. "Wenn man sich ansieht, wie vielfältig unsere Nutzer sind, weiß ich nicht, ob unsere Mitarbeiter das widerspiegeln", sagt Anderson.