Frankreichs Angst vor Spionage:Kein Blackberry für Beamte

Die französische Regierung hat seinen Beamten verboten, E-Mails mit Hilfe von Blackberry-Geräten zu versenden. Weil der Datenverkehr über Server im Ausland führt, befürchtet sie Spionage.

Die französische Regierung hat laut einem Pressebericht ihren Beamten die Nutzung von Blackberry-Telefonen wegen drohender Ausspionierung durch angelsächsische Geheimdienste verboten. Die Nutzung der Geräte sei den Mitarbeitern in allen Ministerien, im Regierungssitz Matignon und im Elysée-Palast des Präsidenten untersagt worden, berichtete die Zeitung Le Monde.

Grund sei die Tatsache, dass alle Blackberry-Daten über Server in den USA und in Großbritannien liefen. Regierungsbeamte halten sich dem Bericht zufolge vielfach aber nicht an die Vorgabe: Sie nutzen die Geräte des kanadischen Herstellers Research in Motion (RIM) demnach heimlich weiter.

Paris fürchte, dass der US-Geheimdienst NSA, der weltweit Kommunikationswege abhört, Zugriff auf geheime Regierungsdaten bekomme, berichtete Le Monde. Das dem Premierminister unterstellte Generalsekretariat für nationale Verteidigung (SGDN) habe deshalb zum Regierungswechsel im Mai eine schon vor 18 Monaten gemachte Vorgabe erneuert.

Mitarbeiter von Premierminister François Fillon wollten dies am Mittwoch nicht bestätigen. Sie verwiesen lediglich darauf, dass es kein System gebe, "welches das Risiko einer Offenlegung von ausgetauschten Informationen vollkommen ausschaltet".

Arbeiten wie früher

Blackberry ließ die Le Monde-Angaben über einen möglichen Zugriff auf Daten zurückweisen. Die NSA könne nicht daran gelangen, erklärte die für das Unternehmen tätige Agentur HotwirePR in Paris. "Sie sind verschlüsselt, und der Ursprung der E-Mails kann nicht zurückverfolgt werden."

Blackberry habe zudem keine Server in den USA, sondern nur in Kanada und Großbritannien. Das Blackberry-System, das weltweit von acht Millionen Abonnenten genutzt wird, sei von der NATO und zahlreichen Regierungen für deren Übertragungen zugelassen. Laut der Agentur wird dies von der deutschen Regierung zur Zeit noch geprüft.

Unter den Mitarbeitern der neuen französischen Regierung, die teils aus der Blackberry-begeisterten Wirtschaft kommen, erzeugt das Verbot laut Le Monde großen Unmut: "Wir verlieren unheimlich viel Zeit", sagte ein Kabinettschef eines Ministeriums der Zeitung. Die Mitarbeiter müssten jetzt wieder lernen, "wie früher" zu arbeiten, als es die praktischen Helfer noch nicht gegeben habe.

"Sie haben versucht, uns etwas anderes als Ersatz für unsere Blackberrys zu geben, aber das funktioniert nicht", sagte ein Mitarbeiter des Premierministers. "Einige nutzen nun ihre Blackberrys heimlich."

Das erste Verbot aus dem Jahr 2005 basiert laut der Online-Ausgabe der Wirtschaftszeitung La Tribune auf einem Test des wissenschaftlichen Dienstes des Luftfahrt- und Rüstungskonzerns EADS. Dieser habe 2005 in den Räumen der SGDN nachgewiesen, dass die Blackberrys nicht sicher seien. Danach habe Hersteller RIM mit EADS eine Vereinbarung unterzeichnet, um die Schwachstellen zu schließen.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: