Filesharing:Deutschland lädt legal, doch die Lobbyverbände klagen

Nur jeder 20. Deutsche lädt Daten unrechtmäßig aus dem Netz. Die Verbände fordern dennoch ein verschärftes Urheberrecht - mit einer Studie, die Fragen aufwirft.

Lara Sogorski

Etwa ein Fünftel der Deutschen versorgt sich im Internet mit Musik, Filmen und digitalen Büchern. Und ein Viertel dieser Downloads sei illegal. Das sagen zumindest die drei Lobbyverbände für Musik, Film und Buch in einer aktuellen Studie (pdf hier).

115 Kuenstler bei Popkomm und Berlin Music Week

Die Musikindustrie hat starke Probleme und macht auch in Deutschland illegale Downloads dafür verantwortlich. Dabei lädt nur jeder 20. Bürger urheberrechtlich geschützte Dateien herunter.

(Foto: dapd)

Sie stellten die von der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) ermittelten Ergebnisse am Dienstag vor - und nutzten die Gelegenheit, um eine Verschärfung des Urheberrechts zu verlangen. "Die Situation ist so unerträglich geworden, dass wir fordern, dass rechtsstaatliche Verhältnisse im Internet tatsächlich hergestellt werden", sagte der Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Alexander Skipis. Die Bundesregierung müsse ihr Wort einlösen, das Bundeskanzlerin Angela Merkel vor zwei Jahren auf der Frankfurter Buchmesse gegeben habe.

Die drei Verbände verlangen unter anderem Warnhinweise vor der Nutzung von Filesharing-Plattformen, die illegale Kopien von Musik oder anderen Inhalten bereitstellen. Auf diese Weise wollen sie das Unrechtsbewusstsein stärken.

Reine Panikmache? Nun, zumindest eine Zuspitzung. Denn es ist schließlich nicht ein Viertel der Bevölkerung, das sich illegal Lieder, Filme oder Bücher im Netz besorgt. Sondern ein Viertel derjenigen, die ohnehin Medien im Netz herunterladen - sprich: nur fünf Prozent der Deutschen. Und dieser Anteil stagniert seit Jahren.

Alarmismus der Interessensverbände

Die aktuelle Studie der Verbände zeigt auch, dass drei Viertel der Leute, die Daten aus dem Internet herunterladen, dies auf legale Weise tun. Über diese Zahl müssten sich die Interessenvereinigungen eigentlich freuen. Damit wäre es um den Schutz des Urheberrechts in Deutschland und um die Vielfalt der Kreativität doch nicht so schlecht bestellt ist, wie aktuell beklagt.

Der GfK-Studie zufolge nutzt allerdings ein zunehmender Anteil von Internet-Nutzern die technischen Möglichkeiten, um Musik oder Filme von Streaming-Angeboten wie dem Internet-Radio aufzuzeichnen und zu speichern wie früher einmal bei den Mitschnitten auf Tonband. Ein weiterer vor allem bei jüngeren Internet-Nutzern verbreiteter Trend sei der Austausch von Festplatten mit Medieninhalten, heißt es in der Studie.

Die Anteile illegaler Downloads sind bei den verschiedenen Medien höchst unterschiedlich, wie die Erhebung ergab: So werden immer weniger einzelne Musiktitel unerlaubt heruntergeladen.

Dafür ist allerdings die Zahl bei den Alben deutlich gestiegen von 16 Millionen im Jahr 2007 auf 46 Millionen im vergangenen Jahr. Bei den E-Books gibt sich der Börsenverein des Deutschen Buchhandels ebenso alarmiert: Insgesamt die Hälfte aller elektronischen Bücher würde unrechtmäßig heruntergeladen.

"Selbstverschuldetes Jammern"

Fraglich jedoch, was genau nun illegal bedeutet: "In unserer Studie fragen wir nur, welche Quellen zum Download genutzt werden. Die Interpretation, was illegal ist und was nicht, kommt von den Verbänden", erklärte eine GfK-Sprecherin.

Der für die Interessen der Internet-Nutzer eintretende Verein Digitale Gesellschaft kritisierte die Studie, wies die Forderungen zurück und sprach von einem "selbstverschuldeten Jammern". Vereinsvorsitzender Markus Beckedahl sagte: "Wer nur teure und dann auch noch mangelhafte, restriktive Angebote macht, darf sich nicht wundern, wenn der wirtschaftliche Erfolg ausbleibt."

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