"Fifa 07"-Entwickler:Ein Schiedsrichter ohne Fehler? Gibt's nur am Computer

Hugues Ricour ist bei Electronic Arts Chefproducer von "Fifa 07". Im Interview erzählt er, wie wichtig künstliche Intelligenz in Computerspielen ist und wie gefährlich Fehlentscheidungen sind.

Jan Söfjer

sueddeutsche.de: Herr Ricour, künstliche Intelligenz nimmt in Computerspielen beständig zu. Wie wichtig ist sie wirklich?

Hugues Ricour, Fifa 07-Producer

Hugues Ricour ist auch privat Fußballfan.

(Foto: Foto: privat)

Hugues Ricour: Es ist die Zukunft der Videospiele und wird wichtiger werden als die Grafik. Wir bei EA glauben fest daran, dass intelligentes Gameplay weiter in den Vordergrund rücken wird. Vor allem bei den Sport- beziehungsweise Fußballspielen. Gerade sie tragen viel zu dem Umbruch bei.

sueddeutsche.de: Wo ist der Unterschied zwischen der künstlichen Intelligenz bei "Fifa" oder "Need for Speed" und beispielsweise einem Schachspiel?

Ricour: Beim Schach weiß man immer, welche Züge möglich sind. Es ist sehr vorhersehbar. Auch, auf welche Art der Spieler reagieren kann. Bei einem dynamischen Spiel wie Fußball sieht das ganz anders aus. Man kann nicht wirklich vorhersehen, wie der Spieler reagieren wird. Zudem haben wir sehr auf die Feinheiten, wie Ballverhalten, geachtet. Er hat einen Spin und fliegt Kurven.

sueddeutsche.de: Ein Schiedsrichter in Computerspielen macht nie Fehler. Warum eigentlich? Würde so etwas nicht für mehr Realität sorgen?

Ricour: Wir haben immer im Hinterkopf, die Spielfiguren und das Gameplay realer und menschlicher zu gestalten, wozu natürlich auch die Simulation von menschlichem Fehlverhalten gehört. Wir hatten bereits einmal Schiedsrichter-Fehler getestet. Das war beim Spiel "Champions League". Eine sehr gefährliche Angelegenheit, weil man damit sehr viele Spieler frustrieren kann.

sueddeutsche.de: Was gibt es sonst noch Neues?

Ricour: Es gibt zum Beispiel neben dem Manager-Modus einen Multiplayer-Modus. Wir bieten Fußball-Radio an. Man kann im Spiel in Echtzeit Informationen und Radio-Podcasts von mehr als 20 Ligen anhören. Und das in seiner eigenen Sprache. Das ist das erste Mal, dass ein Spiel so ein Feature anbietet.

sueddeutsche.de: Ist denn der Durschnitts-Fifa-Spieler auch real Fußball-Fan?

Ricour: Die meisten unserer Spieler sind im realen Leben totale Fußball-Fans und sie möchten Kontakt zu ihrem Club Kontakt haben, was wir ihnen durch dieses Radio-Feature ermöglichen. Das Ganze wird soviel Leben ins Spiel bringen, dass die Leute mit dem Spielen gar nicht mehr aufhören wollen werden.

Hugues Ricour ist seit sieben Jahren in der Spieleindustrie tätig und hat an so erfolgreichen Titeln wie Need For Speed: Underground mitgewirkt. Nach dem Erfolg von Fifa 06 ist er auch für den Nachfolger Fifa 07 für die Xbox 360 wieder Chefproducer. Auch privat ist er ein Fußballfan. Durch seine Begeisterung für den französischen Fußballverein Girondins Bordeaux hat Ricour eine Menge Wissen eingebracht. In seiner Freizeit spielt Ricour für die lokale Mannschaft in seiner neuen Heimat Vancouver, Kanada.

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