Fernsehsignale und HDTV:Her mit den scharfen Bildern

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Fernsehsignale sind in Deutschland technisch viel schlechter als das, was moderne Flachbildschirme zeigen könnten.

Helmut Martin-Jung

Sportgroßereignisse wie die Fußball-Europameisterschaft oder die Olympischen Spiele sind für viele Fernsehzuschauer ein Grund, sich ein neues TV-Gerät mit Flachbildschirm zu kaufen. Nicht wenige erleben aber eine unangenehme Überraschung, wenn der schicke Schirm im Wohnimmer seinen Betrieb aufnimmt.

Gute Kameras im Stadion, moderne Flachbildschirme zu Hause. Doch gibt es auf dem Weg dazwischen leider viel schlechte Technik. (Foto: Foto: dpa)

Ganz anders als beim Kauf im Elektromarkt ist das Bild plötzlich unscharf, schnelle Bewegungen erzeugen Wischer auf der Mattscheibe, und die Linien auf dem Fußballfeld sehen so gezackt aus, als hätte der Greenkeeper Schüttellähmung gehabt.

Wie kann das passieren? Schließlich prangt auf dem brandneuen Fernseher doch ein HD-Logo, das Zeichen für hochaufgelöstes Fernsehen.

Die Fernsehgeräte sind in der Regel nicht unmittelbar die Ursache der Misere. Zwar werden mitunter auch Billiggeräte verkauft, deren Bauteile einfach nicht gut genug sind, um die Signale der Sender zu verarbeiten. Meistens aber liegt es schlicht am Signal selbst.

Das trifft vor allem dann zu, wenn man die neuen Geräte mit dem herkömmlichen analogen Signal entweder von der Dachantenne oder aus dem Kabel speist. Weil diese Signale erheblich weniger Bildinformationen enthalten als die neuen Geräte zeigen könnten, müssen die Bilder im Gerät erst in digitale Signale umgewandelt und dann elektronisch aufgeblasen werden.

Man kann es sich das Verfahren vereinfacht vorstellen wie ein Mosaik, das vergrößert wird, ohne dass das gezeigte Bild verfeinert wird. Das Mosaik wird im Prinzip komplett auseinandergenommen, für jedes Steinchen im alten Mosaik werden drei der selben Farbe eingepasst - das Bild wäre entsprechend größer. Aus größerem Abstand betrachtet ist das Bild dann nahezu unverändert, nur durch das gröbere Raster etwas schwammiger.

Wer näher heranginge, würde aber sehen, dass schräg durchs Bild verlaufende Linien als unschöne Treppchen dargestellt werden. Zwar versuchen die besseren unter den Fernsehgeräten mit allerlei Rechenkünsten, die vorhandenen Signale schönzurechnen, doch auch sie können aus unzureichendem Ausgangsmaterial keine knackscharfen Bilder zaubern. Und manche Flachbild-TV-Geräte patzen regelrecht bei analogen Signalen, weil sie die Umwandlung nur schlecht beherrschen.

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Besser fährt man in jedem Fall, wenn der HD-Fernseher mit digitalem Futter versorgt wird, zum Beispiel über einen digitalen Kabelanschluss oder über eine digitale Satellitenanlage. Manche Fernsehgeräte haben die dafür nötige Empfangsbox schon eingebaut, viele aber brauchen ein weiteres Kästchen im Wohnzimmer, einen Digitalreceiver. Der nimmt die Signale von Schüssel oder Kabel entgegen und gibt sie an das Fernsehgerät weiter.

Die Programme wechselt man dann am Receiver, nicht am Fernsehgerät. Auch hier kommen zwar weniger Bildpunkte über die Leitung als die neuen Fernsehgeräte anzeigen können, doch es entfällt die aufwendige Umrechnung von analog nach digital. Das trifft auch auf das digitale Antennenfernsehen zu, auch Überallfernsehen oder DVB-T genannt. Weil die Sendefrequenzen knapp sind, muss hier bei der Übertragung gespart werden. Bei schnellen Szenen, zeigen sich hässliche Klötzchen.

Wenig Alternativen

Wer auf seinem Flachbildfernseher bessere Bilder sehen möchte, hat im Moment nur wenige Alternativen, die allesamt mit zusätzlichen Kosten verbunden sind. Der Bezahlsender Premiere bietet einen Kanal an, auf dem Sendungen in hochauflösender Qualität zu sehen sind. Am derzeit obersten Ende der Qualitätsskala liegen Blu-Ray-Discs. Sie werden in Elektromärkten gerne zu Demonstrationszwecken eingesetzt.

Die Scheiben, so groß wie herkömmliche DVDs, aber mit einem anderen Standard erheblich dichter beschrieben, reizen das Darstellungsvermögen auch der besten für den Hausgebrauch verfügbaren Flachbildfernseher aus. Einen großen Bildschirm mit mehr als einem Meter Diagonale vorausgesetzt liefert die neue Technik beeindruckend scharfe und detailreiche Bilder. Zum Abspielen braucht man spezielle Blu-Ray-Geräte. Billigste Variante ist derzeit Sonys Playstation III, die mit Blu-Ray-Laufwerk geliefert wird.

Ansonsten tut sich in Deutschland nur hinter den Kulissen etwas, erst von 2010 an wollen die öffentlich-rechtlichen Sender HD-Signale senden. In Österreich dagegen hat das HD-Zeitalter am Montag begonnen, noch ein weniger schneller waren die Schweizer. Fußballfans aus Deutschland aber müssen schon in eines der beiden Länder fahren, wenn sie die besseren TV-Bilder legal sehen wollen, der Empfang ist lediglich mit Karten möglich, die ausschließlich an Bürger des Landes verkauft werden.

In Österreich muss dazu noch der Nachweis erbracht werden, dass die Rundfunkgebühr bezahlt wurde. Die heile TV-Welt aber ist selbst in den Alpenländern noch nicht ausgebrochen. Denn die Übertragungen werden einem anderen Format aufgenommen als sie gesendet werden. Folge dieses Technik-Wirrwarrs ist, dass die Bilder weniger scharf und und weniger hoch aufgelöst sind als technisch möglich wäre.

© SZ vom 04.06.2008/mri - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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