Fernsehen:Lohnt sich ein 3D-Fernseher für das Heimkino?

Fernsehen Fernseher kaufen Bildschirm 3D

Nicht nur im Kino: 3D-Filme wie "Avatar" kann man sich mit der entsprechenden Ausrüstung auch im heimischen Wohnzimmer anschauen.

(Foto: REUTERS)

Das geht nur mit 3D-Fernseher: Gerade sitzen Sie noch entspannt auf der Couch, doch plötzlich zucken Sie zur Seite - weil aus der Leinwand ein Geschoss oder ein Schwert auf Sie zuschnellt. Bei vielen Kino-Blockbustern von "Avatar" bis zum "Hobbit" ist das Spektakel in 3D nicht mehr wegzudenken. Doch taugt die Technologie auch für das heimische Wohnzimmer?

Von Matthias Huber

Wie funktioniert 3D-Fernsehen überhaupt?

Jedes Bild eines 3D-Fernsehers besteht tatsächlich aus zwei Bildern - einem für das rechte und einem für das linke Auge des Zuschauers. Das Gehirn interpretiert diese unterschiedlichen Bildeindrücke als ein dreidimensionales Bild und lässt uns Entfernungen und Abstände zwischen den Bildebenen erkennen. Die Herausforderung für einen 3D-Fernseher ist es nun, dafür zu sorgen, dass bei jedem Auge ein anderes Bild ankommt. Dafür verwenden die TV-Hersteller unterschiedliche Technologien.

Wünschen Sie sich 3D für daheim, sollten Sie überprüfen, ob das in Ihrem Wohnzimmer überhaupt Sinn macht: Wie weit ist Ihre Couch vom Fernseher entfernt? Sitzen Sie recht weit entfernt, fällt der 3D-Effekt subjektiv nur noch gering aus und verpufft. Der Sitzabstand spielt - abgesehen vom Preis - deshalb eine große Rolle bei der Wahl der Bildschirmdiagonale. Die zweieinhalbfache Bilddiagonale ist als Sichtabstand ein guter Richtwert, für hochauflösende 3D-Inhalte darf der Fernseher durchaus noch etwas näher stehen.

Passives 3D mit polarisierten Brillengläsern

Hier werden gleichzeitig die Bilder für das linke und das rechte Auge am Bildschirm dargestellt, indem der Fernseher die Bildzeilen abwechselnd nutzt: eine Zeile für das linke Bild, die nächste Zeile für das rechte Bild. Die Gläser der 3D-Brille filtern das Licht gewisser Wellenlängen aus - rechts und links unterschiedlich - und verwandeln das unscharfe Bild auf dem Fernseher in ein dreidimensionales Bild. Solche Polarisationsfilter-Brillen sind günstig herzustellen, brauchen keine Batterie und sitzen deshalb angenehm leicht auf der Nase. Allerdings filtern sie immer einen Teil des Farbspektrums aus, weshalb das 3D-Bild oft etwas entsättigt wirkt. Auch die effektive Auflösung entspricht nur noch der Hälfte dessen, was der Fernseher eigentlich leisten kann.

Aktives 3D mit Shutterbrillen

Dieses Verfahren ist aufwändiger. Der Fernseher zeigt die beiden für die 3D-Darstellung nötigen Bilder abwechselnd - in voller Bildschirmauflösung und ohne auf bestimmte Lichtwellenlängen verzichten zu müssen. Eine Batterie in der Brille sorgt dafür, dass die in den Gläsern enthaltenen Flüssigkristalle synchron im Takt des Fernsehbildes abwechselnd für das linke und das rechte Auge undurchsichtig geschaltet werden. Der Zuschauer sieht also nur abwechselnd auf dem rechten und dem linken Auge ein Bild, das Gehirn setzt daraus den 3D-Eindruck zusammen. Mit aktiven Shutterbrillen ist auch im heimischen Wohnzimmer 3D in voller HD-Auflösung möglich. Allerdings sind die dafür nötigen Brillen deutlich teurer als die Variante mit Polarisationsfiltern - besonders hochwertige Shutterbrillen können dreistellige Beträge kosten. Achten Sie daher darauf, dass der Hersteller bei Ihrem 3D-TV mindestens zwei Brillen gleich mitliefert. Auch wiegen diese Brillen schwerer auf der Nase und die darin enthaltene Batterie muss regelmäßig aufgeladen werden. Dafür sind die Farben beim 3D-Bild deutlich satter, lediglich die subjektiv wahrgenommene Bildhelligkeit leidet durch die abwechselnd abgedunkelten Gläser etwas. Manche Nutzer stören sich auch an diesem hochfrequenten Bildflimmern oder nehmen Doppelkonturen wahr - ein Vergleichstest der beiden Technologien im Fachgeschäft ist jedem Käufer dringend zu empfehlen.

3D-Fernsehen ohne Brille

Inzwischen sind erste Geräte am Markt, die auch ohne spezielle Brillen einen 3D-Eindruck erzeugen können. Dazu ist im Bildschirm eine zusätzliche Strukturschicht angebracht, die die verschiedenen Bilder für das rechte und linke Auge im Raum in leicht unterschiedliche Richtungen lenkt - vergleichbar mit der gerasterten Oberfläche, wie man sie von Wackelbild-Postkarten kennt. Auf den ersten Blick erscheint das angenehm: 3D ohne teure und unbequeme Brillen. Aber die Technologie bringt dafür an anderer Stelle große Einschränkungen mit sich. So funktioniert der 3D-Eindruck nur an ganz bestimmten Orten im Raum, schon ein leichtes Verrücken des Fernsehsessels sorgt für ein unscharfes Bild. Auch muss der Zuschauer den Kopf waagrecht halten - 3D-Fernsehen im Liegen auf dem Sofa ist damit nicht möglich. Will man gar mehrere Zuschauer am 3D-Genuss teilhaben lassen, so muss man ihre Sitzpositionen in den optimalen Sichtzonen, den sogenannten Sweet-Spots, schon bei der Planung der Wohnzimmereinrichtung berücksichtigen. Für die Zukunft sind aber Fernsehgeräte geplant, die über eine eingebaute Kamera die Position des Zuschauers im Raum erkennen und den Sweet-Spot flexibel einstellen. Ob und wie dies dann aber für mehrere Fernsehzuschauer gleichzeitig funktionieren wird, ist noch unklar.

2D-Fernseher auf 3D nachrüsten

Es gibt Angebote wie das 3D Vip Theatre: Ein kleines Gerät, das man zwischen Zuspielgerät und Fernseher schaltet, und das die Bildsignale in 3D hochrechnet und mit den Brillen synchronisiert. Grundsätzlich funktioniert das. Es gibt aber gute Gründe, dass entsprechende Lösungen in Deutschland kaum erhältlich sind. So ist vor allem die Qualität technisch beschränkt. Die entsprechenden Nachrüst-Sets mit Shutter-Technologie geben Bildsignale nur in 60 Hertz aus - also lediglich 30 Hertz für jedes Auge, wobei deutliches Flimmern sichtbar wird. Farben und Kontrast leiden ebenfalls stark. Außerdem sind diese Geräte sehr teuer - um 500 Euro aufwärts. Gemessen daran, dass ein 3D-Fernseher nur etwa 100 bis 150 Euro mehr kostet als ein vergleichbares Modell ohne 3D-Funktion, ist das ein stolzer Preis.

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